Hauptbahnhof: Hinter den Kulissen von Halles größter Baustelle
Der Hauptbahnhof ist Halles größte Baustelle. Und am Samstag konnten die Hallenser einen Blick hinter die Kulissen werfen. Bereits eine halbe Stunde vor der ersten Führung drängelten sich die Interessierten. Ehemalige Bahnmitarbeiter waren gekommen, Väter mit ihren Söhnen oder auch nur Bahninteressierte.
Doch bevor es aufs Baufeld ging, mussten sich die Teilnehmer erst einmal orangefarbene Westen überstreifen. Dann ging es durch den Tunnel auf der Westseite, vorbei am Bahn-Maskottchen Max Maulwurf, durch die Kuppelhalle in ein sonst für die Öffentlichkeit verschlossenes Jugendstil-Treppenhaus, der Zugang zu den einstigen Fürstenräumen, mit prachtvollen Geländerverzierungen und kunstvollen Stuckdecken. „Hier war mal die Mitropa“, meinte ein Mann zu seinem Sohn. Und schon kurze Zeit später standen die Besucher dort, wo vor anderthalb Jahren noch Züge fuhren und ab Dezember auch wieder fahren sollen. Doch heute ist davon allenfalls etwas zu erahnen. Denn an einen Bahnhof erinnert auf der Ostseite momentan nur die Bahnsteigüberdachung.
Dort, wo die Gleise und Bahnsteige waren, sind derzeit Bagger zugange, mit fünf Stützen ist das denkmalgeschützte Dach aus dem Jahr 1898 abgestützt. Und auch der Personentunnel ist abgerissen und wird derzeit neu aufgebaut. Das ist auch der Grund für die Verzögerung der Arbeiten. Denn während der Freilegung der Stützen und Gründungen wurde festgestellt, dass die Brücken über dem Personentunnel und der Tunnel entgegen der ersten Planungen nicht erhalten werden können. Jetzt wird der Tunnel neu aufgebaut. Die erste Decke unterhalb von Bahnsteig 12/13 wurde gestern gegossen. Ob der neue Tunnel breiter und höher wird, wollten Interessierte wissen. Ein klein wenig höher wird er. Doch große Spielräume habe man nicht, so der Bauleiter. Das liege an der Barrierefreiheit zur Kuppelhalle. Auch bei der Breite werde sich nichts ändern. Nicht mehr benötigt wird dagegen der alte Gepäcktunnel. Und der Versorgungstunnel wird durch einen Medientunnel ersetzt. Ein älterer Mann berichtete von einem Friseur, der sich am Rande des Tunnels auf der Ostseite befand. Und auch Anekdoten von Soldaten mit Maschinenpistolen wurden erzählt. Südlich der Osthalle sind die Arbeiten schon etwas weiter. Hier wurden bereits die ersten Bahnsteigkanten gesetzt. Mit 420 Metern wird der Bahnsteig 8/9 der längste, schließlich sollen hier künftig die ICE abfahren. Bahnsteig 10/11 wird 402m lang, S-Bahnsteig 12/13 ist mit 340 Metern der kürzeste und wird auch künftig keine große Hallenüberdachung haben, sondern nur Wetterschutzhäuschen. Im Dezember beginnen dann die Arbeiten an der Westhalle. Anders als auf der Ostseite erfolgen die Arbeiten hier nicht in einem Rutsch, sondern in zwei Bauabschnitten.
Insgesamt kostet der Umbau am Bahnknoten Halle 750 Millionen Euro. Dazu gehört aber nicht nur der Hauptbahnhof, sondern der komplette Abschnitt zwischen Birkhahnweg im Norden und Ammendorf im Süden. Unter anderem neun Brücken werden im Rahmen des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit VDE8 erneuert. 90 Kilometer Gleis und 330 Weichen werden verbaut.
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