Abellio ist pleite: Schutzschirmverfahren eingeleitet – Zugverkehr geht erstmal weiter
Was sich bereits angedeutet hat, ist nun offiziell: das Bahn-Unternehmen Abellio, eine Tochter der niederländischen Staatsbahn, hat die Einleitung eines Schutzschirmverfahrens beantragt. Das Amtsgericht Berlin Charlottenburg ist heute dem Antrag gefolgt.
Mit Abellio geht es von Halle aus zum Beispiel nach Bernburg, Eisleben, Sangerhausen, Merseburg und Naumburg. Das Unternehmen hatte bei den Ausschreibungen im Land die Bahn-Tochter DB-Regio ausgestochen. Der Zugverkehr geht zunächst unvermindert weiter. Nun geht es um weitere finanzielle Mittel von der öffentlichen Hand.
Das Schutzschirmverfahren gibt Abellio Deutschland die Möglichkeit, die aufgrund externer Kostensteigerungen notwendig gewordenen Restrukturierungsmaßnahmen eigenverantwortlich anzugehen. „Der Schritt unter den Schutzschirm ist nach über anderthalb Jahren intensiver Verhandlungen mit den regionalen Aufgabenträgern die beste Option, den Unternehmenserfolg langfristig zu sichern“, sagte Michiel Noy, CEO der Abellio GmbH in Berlin, und betonte: „Wir bleiben für unsere Fahrgäste ein verlässlicher Dienstleister, für unsere Mitarbeitenden ein guter Arbeitgeber und für unsere Geschäftspartner ein zuverlässiger Partner. Der Bahnbetrieb geht unvermindert weiter. Wir sind weiterhin für unsere Kunden da.“
Strukturelle Probleme als Herausforderung für die Akteure auf der Schiene
Mit seinem Engagement in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachen und Mitteldeutschland, organisiert Abellio einen verlässlichen, serviceorientierten und klimafreundlichen Personennahverkehr und bringt als mehrfach ausgezeichneter Qualitätsdienstleister täglich tausende Fahrgäste sicher und komfortabel ans Ziel.
Dabei ist die aktuelle Situation für die im Schienenpersonennahverkehr tätigen Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) sehr herausfordernd. Unabhängig von den Folgen der Corona-Pandemie belasten in der Struktur des deutschen SPNV verankerte Gründe die Akteure auf der Schiene. Wie andere Eisenbahnverkehrsunternehmen auch, leidet Abellio unter massiven Kostenentwicklungen, die nicht ausreichend von den einzelnen Verkehrsverträgen gedeckt sind. Als eines der größten EVU in Deutschland bekommt Abellio die Auswirkungen der extern verursachten Kostensteigerungen besonders deutlich zu spüren.
Es handelt sich dabei um Kosten für höhere Personalbedarfe als Ergebnis neuer Tarifvereinbarungen sowie gestiegene Rekrutierungs- und Ausbildungskosten angesichts zusätzlichen Bedarfs an Zugpersonal. Hinzukommen erhebliche Baustellenfolgekosten durch umfangreiche Investitionen in das Schienennetz (z.B. zusätzliche Schienenersatzverkehre und Strafzahlungen aufgrund nicht erzielter Pünktlichkeitswerte bzw. Zugausfälle) sowie geltende Pönaleregelungen für Umstände, die von den Eisenbahnverkehrsunternehmen nicht beeinflusst werden können (z.B. Gleisarbeiten, stark befahrene Gleise oder Extremwetterlagen). Diese Mehrkosten waren weder bei Angebotsabgabe noch bei Unterzeichnung der einzelnen Verkehrsverträge vorhersehbar – für keine der Vertragsparteien.
Abellio hat aufgrund dieser Kostensteigerungen in den vergangenen Jahren Verluste erlitten, die seitens des Gesellschafters Abellio Transport Holding ausgeglichen wurden. Eine dauerhafte Kompensation der Defizite in den langjährig laufenden Verkehrsverträgen durch den Abellio-Mutterkonzern ist jedoch nicht tragbar. Nederlandse Spoorwegen unterstützt daher die Bestrebungen, langfristig wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die einzelnen Netze zu vereinbaren.
Um verlässliche Mechanismen zur Kompensation der unvorhersehbaren Kostenfaktoren zu fixieren, hat Abellio frühzeitig Gespräche mit den regionalen Aufgabenträgern aufgenommen. Nach mehr als anderthalb Jahren intensiver, vertrauensvoll geführter Gespräche muss nun konstatiert werden, dass eine Einigung – auch aufgrund vertrags-, vergabe-, beihilfe- und haushaltsrechtlicher Hürden – nicht erzielt werden konnte. CEO Michiel Noy versicherte mit Blick auf die weitere Zusammenarbeit: „Auch im Schutzschirmverfahren bleiben wir mit unseren Aufgabenträgern im engen Dialog, um gemeinsam ein nachhaltiges Fundament für einen für alle Akteure verlässlichen Schienenpersonennahverkehr zu legen.“
Parallel zu den Gesprächen mit den Aufgabenträgern hat Abellio auch interne Maßnahmen zur Effizienzsteigerung ergriffen. Diese können allerdings die externen Kostensteigerungen allein nicht austarieren.
Schutzschirm zur langfristigen Sanierung des Unternehmens
Die rund 3.100 Beschäftigten von Abellio in Deutschland wurden heute über die Einleitung von Schutzschirmverfahren für die jeweiligen Gesellschaften unterrichtet. „Die laufenden Löhne und Gehälter sind gesichert und werden in den kommenden drei Monaten von der Bundesagentur für Arbeit übernommen. Danach wird Abellio diese wieder selbst zahlen“, unterstrich CEO Michiel Noy und hob hervor: „Unser Ziel ist es, die Arbeitsplätze zu erhalten und gemeinsam mit den Aufgabenträgern und den politisch Verantwortlichen eine langfristig tragfähige Lösung zu erzielen, bei der Abellio auch in Zukunft einen verlässlichen Beitrag für die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger in den einzelnen Regionen leistet.“
In dem Schutzschirmverfahren wird Abellio von erfahrenen Sanierungs- und Restrukturierungs-Experten der Kanzlei Flöther & Wissing unterstützt. „Abellio verfügt über eine gute Perspektive, sich mit geeigneten Restrukturierungsmaßnahmen zu sanieren. Wir sind zuversichtlich, im Rahmen des Verfahrens eine nachhaltige Lösung für das Unternehmen zu erreichen“, sagte der Generalbevollmächtigte Prof. Dr. Lucas Flöther. Weiter erklärte er: „In einem Schutzschirmverfahren steht Abellio unter einem besonderen gesetzlichen Schutz, so dass die Geschäftsführung Liquidität aufbauen und Sanierungsschritte schneller realisieren kann.“
Innerhalb der kommenden Wochen wird das Restrukturierungsteam in Abstimmung mit dem vorläufigen Gläubigerausschuss einen Plan erarbeiten, wie das Unternehmen zukunftsfähig aufgestellt werden kann. Rund ein dreiviertel Jahr soll die Phase der Neuausrichtung dauern. Während der gesamten Phase bleibt die unternehmerische Verantwortung in den Händen der Geschäftsführung um CEO Michiel Noy. „Dass das Management weiterhin das Heft des Handelns in der Hand behält, ist nur in jenen Sanierungsfällen möglich, in denen Unternehmen frühzeitig selbst tätig werden und es genügend Handlungsspielraum für eine Lösung gibt. Beides ist bei Abellio der Fall“, so der Generalbevollmächtigte Prof. Flöther.
Als vorläufige SachwalterInnen hat das Amtsgericht Charlottenburg Dr. Rainer Eckert (für die operativ tätigen Gesellschaften in den Regionen), Dr. Stefanie Zulauf (für die PTS GmbH) und Stephan Poppe (für die Holding Abellio GmbH) aus der Kanzlei Eckert Rechtsanwälte Steuerberater Partnerschaftsgesellschaft mbB bestellt. Dr. Rainer Eckert erklärte: „Wir werden alles daransetzen, es Abellio zu ermöglichen, sich für die Zukunft gut aufzustellen.“
Tja, Land Sachsen-Anhalt, ihr wolltet nicht auf die Mahner hören. Wer billig kauft, kauft doppelt!
Ach Malte. 😂
Tja…das Problem ist ja leider, dass die Bahn ihre Kosten querfinanziert, was allen anderen Mitbewerbern nicht möglich ist. Die bekommen auch keine Milliardenspritzen vom Bund und den Ländern. Auch die Bahn hatte diese Kostensteigerungen nicht einberechnet, kann sie aber einfach über den Bund ausgleichen….
Wie funktioniert denn diese „Querfinanzierung“??
Allgemeine Bietriebszuschüsse des Bundes, Erstattungskosten des Trassenunterhaltes (während die Mitbewerber dafür Gebühren an die Bahn zahlen müssen), Zuschüsse zur Beschaffung neuer Fahrzeuge etc, Verlagerung der Erträge aus Güter- udn Fernverkehr in die Kostenstelle Nahverkehr…
Ja, so sieht er in Wirklichkeit oft aus, der vielgepriesene „freie Markt“. In Wirklichkeit dreht sich ein gewaltiges Subventionskarussell.
Und das lässt sich sicher nachweisen anhand der Abschlüsse, die öffentlich zugänglich sind.
Dumm nur, dass das genau nicht nachweisbar ist und nicht zuletzt wettbewerbsrechtlich ein Problem wäre.
Woher hast du also diese Weisheiten?
Einfach mal „versteckte Subventionen“ googeln, Meiner.
Sowas googlet man bestimmt im „Darknet“, ja?
Oh Mann, alte Leute und Internet. Ihr habt von der Materie keinen Schimmer und seht dann auch noch Verschwörungen, wenn ihr die Billo-Informationen nicht ausgedruckt als Postwurfsendung in den Briefkasten geliefert bekommt.
Weiter viel Spaß in eurer Bubble.
Blödsinn, die Bahn finanziert nichts „queer“..sonst wäre sie auch nicht bei dem Angebot von Abelio so unterboten worden.
Auf der Schiene fährt DB Regio bzw.DB Fernverkehr, die Schiene betriebt die DB Netz..zwei bzw. drei eigenständige Unternehmen. Alles andere wäre Wettbewerbsverzerrung und nicht Gesetz konform.
Aluhut ab und nachdenken.
Genauso haben wir es vorhergesehen, billig isi nich gleich gut, nun seht mal zu
Ich fahre ab und zu mit Abellio und bin sehr zufrieden, besonders mit der Freundlichkeit der Angestellten.
Man sollte mal ein paar Millionen von der Lufthansahilfe abzweigen und dem Unternehmen helfen. Das wäre für mich deutlich sinnvoller.
Sehr schade, die haben tolle, moderne Züge.
„Wir bleiben für unsere Fahrgäste ein verlässlicher Dienstleister, für unsere Mitarbeitenden ein guter Arbeitgeber und für unsere Geschäftspartner ein zuverlässiger Partner. …..“ Sehr witzig. Wenn dem so wäre, warum sind die dann pleite?
Hoffentlich lernt die Politik daraus bei der nächsten Vergabe!
Da sie diejenigen sind, die mich über die Dörfer ans Ziel bringen, sind sie eher mein Dienstleister, als die Deutsche Bahn. Zumal die Deutsche Bahn die Dörfer gar nicht anfährt. Die haben nur die Gleise.
Das liegt aber nicht am Wohlwollen der Unternehmen, sondern am Auftrag durch die staatlich gesteuerten Nahverkehrsaufgabenträger. Hätte die Deutsche Bahn die Aussschreibung gewonnen, würde sie eben die Dörfer anfahren.
Keine Sorge, auch Abelio darf an der Titte der staatlichen Wohlfahrt saugen…
@MS selten soviel dünnes gelesen!
DB REGIO muss ebenfalls Trassengebühren Bezahlen da gibt’s nix zurück oder wird erstattet!
Und generell zum topic:
„Als eines der größten EVU in Deutschland bekommt Abellio die Auswirkungen der extern verursachten Kostensteigerungen besonders deutlich zu spüren.
Es handelt sich dabei um Kosten für höhere Personalbedarfe als Ergebnis neuer Tarifvereinbarungen“
Wenn man nur mit Billiglöhneb Ausschreibungen gewinnt Brauch man nicht zu Jammern!
Gleich von Anfang an Tarif bezahlen dann hat man auch keine Personal Probleme weil man eben das selbe verdient.
Hausgemacht! Aber klar NASA, Magdeburg das erklärt so einiges.
Ach und MS klar wird die DB vom Bund finanziert, ist ja auch der Inhaber 🤷🏼♂️
Wenn die Holländer ihre Tochter lieber untergehen lässt anstatt rein zu buttern, sind die selber schuld