Das sind die Pläne für das Charlottenviertel in Halle
Seit Jahren gammelt das Gebiet im Bereich Gottesackerstraße und Töpferplan in Halle vor sich hin. Eine Rauchwolke über der Stadt hat das Gebiet wieder ins Bewusstsein gebracht. Ein marode ehemaliges Wohnhaus ist in Brand geraten. Über alle vier Etagen zog sich der Brand in dem Gebäude das schon lange keine Fenster mehr hat. Es soll ohnehin abgerissen werden, ebenso wie das ehemalige LaBim. Hier soll ein neues Wohngebiet samt Kita entstehen.
Die Leipziger Stadtbau AG ist Bauherr und hat sich nach einem Wettbewerb für einen Entwurf des Halleschen Architektenbüros Däschler entschieden. 9 Neubauten sind im Bereich Töpferplan vorgesehen, die sich in ihrer Höhe an den Bestandsgebäuden in der Nachbarschaft orientieren. Neben Wohnungen wird es dort auch Büro- und Praxisräume geben. Zudem wird das Gebäude, das aktuell noch von einer Glaserei genutzt wird, zu einer Kita umgebaut.
Auf den Dächern sind Solaranlagen vorgesehen. Auch eine Fassadenbegrünung wird derzeit diskutiert. Die Freianlagen werden gestaltet, es gibt begrünte Innenhöfe und gemeinschaftlich nutzbare Plätze sowie eine Tiefgarage.
Da hat die Anatahea Ute Klein ihren Widerstand wohl aufgegeben und das Grundstück (oder ihren Anteil) verkauft (oder war von vorn herein nur darauf aus)? Sehr schade, dass der letzte Überrest vom historischen Druckhaus Emil Wolff jetzt auch noch dem geschmacklosen Kommerz zum Opfer fällt.
Na aber, warum hast du es nicht zum Erhalten gekauft? Da hättset wirklich einen beitrag zur Stadtgeschichte leisten können. Aber mit nur warmer Luft geht das natürlich nicht.
Anatahea Delaria wohnt nach wie vor in Berlin und hat nach wie vor keinerlei Interesse am Erhalt der Immobilie, wohl aber am pekuiniären Gehalt des Grundstücks.
Du warst wirklich lange schon nicht mehr da. Der „geschmacklose Kommerz“ hat übrigens dafür gesorgt, dass dort Jahrzehnte nichts passiert ist – auch nicht am historischen Druckhaus Emil Wolff, in dem der historische Drucker Emil Wolff schon Jahrzehnte nichts mehr historisch gedruckt hat. Seine Erbengemeinschaft ist ebenfalls nicht unbeteiligt am Verfall des Gebäudes und des Umfelds.
Deine geheuchelt-romantischen Pseudoemotionen sind zumindest interessant, wenn schon nicht echt. Aber vielleicht versuchst du dich auch hier wieder mit „Ironie“ zu retten. Mal sehen…
Wenn dein WBS70, in welchem du bei deiner Oma haust bzw. dahinsiechst abgerissen wird, wirst du wahrscheinlich auch romantische Pseudoemotionen heucheln, Colatrinker!
Ich bin für eine behutsame Stadterneuerung und -veränderung, nicht für brachialen Abriss, um irgendwelche gesichts- und geschmacklosen Billigbuden hinzuklatschen. Da ist nichts geheuchelt an meinen Emotionen. Vielleicht findest du ja im alten ex-HalleForum noch einen Beitrag mit ähnlichem Grundtenor von mir.
Schlimm genug, was im real existierenden Sozialismus mit unserer Stadt angerichtet wurde; was danach im real existierenden Kapitalismus gemacht wurde, war und ist oftmals nicht viel besser – meist waren da gesichtslose Immobilien-Aktiengesellschaften als „Investoren“ dran beteiligt.
Der komplette Block besteht seit Jahrzehnten nur noch aus dem „LaBim“, dem Brandhaus und der Schule. Kein brachialer Abriss, keine Billigbuden weit und breit, die Schule bleibt zudem stehen. Aber im alten ex-HalleForum hast du schon Tenor gesungen. Alles klar.
Ich erinnere mich aber auch noch an mindestens ein anderes bestehendes Gebäude, das nach der Wende abgerissen wurde. Und dennoch sind die wenigen Gebäude, die es noch gibt, Zeitzeugen der wechselvollen Geschichte Halles un Wert, in eine Neubebauung einbezogen zu werden.
Erstaunlich finde ich, dass da über all die Jahrzehnte kein offizieller Schotterparkplatz draus gemacht wurde. Aber das ist vermutlich dem nahegelegenen Parkhaus im Charlottencenter geschuldet, dem man höhere Auslastung durch weniger Konkurrenzflächen zugute kommen lassen wollte.
Erinnerst du dich auch, wie lange die „Wende“ her ist? Offenbar hast du zu der Zeit noch nicht, jedenfalls noch nicht lange gelebt. Es sind bereits über 30 Jahre vergangen. Deinem geheuchelten Historismus folgend, müssten dort zugewucherte Brachflächen bestehen bleiben. Denn das ist in der städtebaulichen Geschichte der Zustand, der die längste Zeit nicht(!) gewechselt hat. Wenn du das für erhaltenswert betrachtest, dann bitte.
Wer ist denn „man“, der da dem Parkhaus etwas zugute kommen lassen wollte? Privatwirtschaft und die Trennung selbiger von öffentlicher wirtschaftlicher Betätigung ist eigentlich kein kompliziertes Konzept.
Falls du jemals – außerhalb des Internets – in diese Gegend gelangen solltest, fällt dir vielleicht auch der „Schotterparkplatz“ auf. Aber nur vielleicht.
Irgendwie werde ich hier neuerdings geblockt, oder was?
Das ist ja noch besser, als hinterher „Ironie“ zu rufen. Ein bisschen feige, aber wenn das nunmal deine Strategie ist…
Emil Wolff mein Ururgrossvater starb 1950. Ihr Kommentar ist ebenso geist- wie geschmacklos. Im Sozialismus wurden unserer Familie Mieter aufgenötigt deren Miete zum Erhalt der Substanz nicht hinten und nicht vorn reichten. Von der staatlichen Verwaltung würde das Anwesen hoch verschuldet so das meine 1977 neunzigjährig verstorbene Urgrossmutter vor einem Schuldenberg von 200.000 Mark der DDR stand. Durch die marktüblichen Preise der DDR könnte die Druckerei seit Jahrzehnten nicht mehr die Gewinne einfahren die nötig gewesen wären aus eigener Kraft die Substanz zu erhalten. Der Freitod von Emils Enkel Bernhard, dem Bruder meiner Grossmutter und letzten Buchdrucker am Töpferplan besiegelte das Schicksal der Druckerei die nun verstaatlicht wurde. 1989 wurde die Famile am Töpferplan komplett enteignet. Hier zu skandieren sie hätte Schuld am Verfall des Areals ist infam und dumm. Nach 30 Jahren Kampf um Rückgabe in denen das Haus weiter verfiel und von Schmarotzern für eigene Zwecke ausgebeutet wurde wurde die Familie nichmals virtuell von La Bim Plan 3 enteignet die in keiner Weise ihre Miteigentümermehrheit respektierten bzw. Deren Rechte anerkannten. So what.
„Seine Erbengemeinschaft ist ebenfalls nicht unbeteiligt am Verfall des Gebäudes und des Umfelds.“
Richtig. Cirka 99 % der Erbberechtigten hatten sich an den Gerichtsprozessen vor dem Verwaltungsgericht nicht mit beteiligt. Nach Emil Wolff ist heute die 6. Generation am Zuge, deren Anteile sich im 1000 € Bereich hält. Dazu kommen noch eine Vielzahl unbekannter Erben. Die hätten zusammenlegen sollen und das Gebäude retten, was von der Stadt Halle runtergewirtschaftete wurde. Ach ja, die überwiegenden Bebauung wurde ja abgerissen.
Das die Stadt Halle die Rückübertragung schon 1990 mit allen Regeln der Bürokratie verhinderte, lag daran, das man das Grundstück der Deutschen Bank schnell verkaufen. und das Stadtsäckel füllen wollte.
Widerstand mit 18 alten Leuten als Background ohne ein paar Millionen in der Tasche gegen La Bim, die dreist bis aufs Letzte jeden Cent aus der Immobilie geholt haben um dann als erste ihren Anteil an den Käufer mit Gewinn zu verscherbeln war ein Ding der Unmöglichkeit. Ich habe für die 75% der Wolffschen Erben so gut ich konnte verhandelt und verkauft. Ein Antrag meinerseits beim Landesdenkmalschutz das Haus meiner Vorfahren zu schützen ist daran gescheitert das LaBim zu viele bauliche Veränderungen willkürlich vorgenommen hat im Inneren des Hauses. Der Käufer hatte im Kaufvertrag eingeräumt zu versuchen das Haus zu erhalten bzw. In ein neues Ensemble einzubeziehen. Was daraus wird sieht man. Ich persönlich finde das ebenfalls schade. Aber wie Sie schon sagen wird hier fortgeführt was im Sozialismus begonnen worden war.
Das bedauert niemand mehr als ich – ich ging davon aus das das Haus laut Kaufvertrag erhalten bleibt. Gab es denn Kiezinteressenvereine die sich hier für den Erhalt des Hauses eingesetzt haben?
Mir fällt auf, das wohl die Nähe zum Bahnhof besonders attraktiv ist.
Ach was, bestimmt nicht. Denn ich erinnere mich an einen Farbi, der vehement bestritten hat, dass die erhöhte ICE Anbindung vorteilhaft für Halle ist.
Wahrscheinlich ist die Bahnhofsnähe aber nur wegen der Toiletten attraktiv…
Jetzt leidest du unter Halluzinationen oder unter böswilliger Falschaussage.
Wiegand lag richtig, mit der guten ICE-Anbindung ein Kongresszentrum am Bahnhof bauen zu wollen. Leider haben sich die bekannten Hallenser, mit Bleigewichten ausgestattet, an seine Füße gehängt.
Die Wohnbebauung am Bahnhof hat eher etwas mit der guten S-Bahn-Anbindung an Leipzig zu tun. Sicher bekommt auch den Mangel an Zügen noch in den Griff.
Tja Farbi, jetzt ist etwas eingetreten, was ich nie gedacht habe, dass es eintreten könnte: Ich muss mich entschuldigen, das waren tatsächlich nicht Sie. Aber wenn ich mich geirrt habe, dann sage ich das auch. Entschuldigung.
Sie haben einen gut jetzt ?
Na, das sind doch wieder ein paar hübsche, uniforme Klötzchen mehr im Stadtbild.
Die künftigen Mieter können sich ja mal informieren, bevor sie einen Mietvertrag eingehen. Die Bewertungen der Stadtbau AG sind für gewöhnlich unterirdisch.
Von oben gesehen sieht das gut aus und nicht nach geschmacklosen Billigbuden. Schön, das da mal wieder etwas gebaut wird und das verstörende Bild der letzten ca 25 Jahre verschwindet.
ist doch schön, daß endlich mal auch Wohnungen für die sozial schwachen in der Innenstadt gebaut werden und auch noch mit Arztpraxen und Kita.
Oder doch wieder nur gewinnbringende Geldanlagen ?
Das solltest du dich fragen, bevor du mit „ist doch schön“ anfängst. Du wirst aber auch kaum jemanden finden, der mit Geldanlagen (freiwillig) Verlust macht.
In Halle stehen 25000 Wohnungen leer. Das ist sicher auch was für dich dabei.
Lass dich nicht verunsichern: es stehen keine 25000 Wohnungen leer. Das ist nur eine Blaser aus dem Mikrozensus. Frag besser mal bei den Wohnungshenossenschaften nach, oder lies die MZ…
Wir haben 2020, nicht 1985.