Innenstadt von Halle kommen die Passanten abhanden

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5 Antworten

  1. Röderberg1848 sagt:

    Ganz schwieriges Thema, mit sehr vielen Ursachen, welche sich auch gegenseitig beeinflussen.
    Hier mal spontan 6 Punkte, natürlich nur aus meiner ganz persönlichen Sichtweise für die Große Ulli:

    1.) Wie zum Beginn der 1990er Jahre die Sanierung der Geiststraße, hat die fast zweijährige Sanierung der Gr. Ulli viele Ladengeschäfte an den Rand des geschäftlichen Ruins gebracht.
    Während der Sanierung kamen die Kunden nicht ohne erhebliche Beeinträchtigungen an die Läden heran und mieden die Straße. Ein Großteil dieser ausgebliebenen Kunden ist bis heute nicht zurückgekehrt. Durch persönlichen Kontakt mit Geschäftsleuten in der Großen Ulli weiß ich, daß es mit Beginn der Sanierung eine schlagartige Stagnation gab, die bis heute anhält.

    2.) Bedingt durch die Sanierung haben sich die Kunden vermutlich Einkaufsalternativen gesucht, sind nach Lpz., auf die grüne Wiese und/oder ins Internet ausgewichen….und da bleiben sie jetzt auch ganz offensichtlich hängen.

    3.) Durch die, ich nenne sie mal „Vertreibung“ von Mc Donald´s, denn im Gegensatz zu der kolportierten Story, daß sich Mc Donald´s aus der Gr. Ulli zurückgezogen hätte, weiß ich von dort Angestellten, daß Mc Donald´s in Wirklichkeit von sich aus da gar nicht raus wollte, ist D E R Kundenmagnet bzw. D E R entscheidende und wichtigste Ankermieter für die Gr. Ulli abhanden gekommen.
    Seit Mc Donald´s weg ist, macht dort ein Laden nach dem anderen, für immer dicht.

    4.) Auch ist mir aus Gesprächen im Freundes- u. Bekanntenkreis etwas aufgefallen, was sicher so noch nirgendwo beachtet wurde: Die, durch die Innenstadt rasenden Fahrradfahrer.
    Man kann nicht mehr gemütlich durch die Große Ulrichstraße schlendern oder die Gehwegseite wechseln, ohne ständig auf der Hut vor Radfahrern sein zu müssen, die da mit einem Affenzahn durchsausen. Das nervt viele Leute und darum schlendern sie da nicht mehr lang.

    5.) Auch wenn Betteln dem Gesetz nach wohl offensichtlich nicht verboten ist, stören sich viele Hallenser, ich schließe mich da ein, an den bettelnden Zigeunern, welche am Vormittag von ihrem „Zigeunerbaron“ im Kleinbus ausgefahren und am Abend wieder eingesammelt werden. In Deutschland muß niemand hungern, unsere sozialen Netze sind die besten der Welt und darum muß auch niemand andere Leute auf der Straße anbetteln.
    Ich kenne in dieser Stadt Dutzende alte Leutchen, die nur 600,-/700,- €uronen Rente im Monat zu Verfügung haben, die lungern auch nicht bettelnd in den Straßen herum.

    6.) Das Internet. Ich vermute, daß z.Zt. ein gravierender Wandel im Einkaufsverhalten der meisten Leute stattfindet, der dazu führen wird, daß in vermutlich 10-20 Jahren,die uns bekannten, klassischen Läden des Einzelhandels, weitestgehend verschwunden sein werden.
    Übrig bleiben nur die Lebensmittelläden, Backshops, Supermärkte/Kaufhallen, die Baumärkte und einige ganz, ganz wenige Spezis, die eine bestimmte Nische besetzen.

  2. dreiviertelmond sagt:

    1.) Vor der Sanierung gab es evtl. mehrere alteingesessene Läden, aber eben auch eine extrem schlecht befahrbare Straße und huckelige Gehwege. Wie hätte das gelöst werden können?

    2.) Im Internet zu kaufen, statt in der Stadt ist eine individuelle Entscheidung!
    Schuhläden, Backshops und noch einen Telefonladen findet man alle 50m. Wo aber Fachgeschäfte für zB. Elektrowaren und Eisenhandel usw. fehlen, ist das Bestellen online zT. verständlich. Für einen Dichtungsring in den Baumarkt zu fahren ist Aufwand.
    Die Zentren auf der grünen Wiese, wo der Wocheneinkauf erledigt wird, ziehen die Menschen aus der Stadt, nicht aber eine Sanierung.
    Die Aktion „schöne Läden“ hat dem immerhin versucht entgegen zu wirken.

    3.) Mc Donalds als Magnet zu bezeichnen ist sicherlich sehr einseitig. Ich kenne wirklich niemanden, der sich derlei Essen antut und diese Kette unterstützt.

    4.) Statt an rasenden Radfahrern, störe ich mich an den zunehmend das Fahrverbot ignorierenden Autos!
    Wer den Durchfahrtsverkehr in der großen Ulli und der Steinstraße mal beobachtet wird sich wundern, wo all die kleinen „Lieferwagen“ wohl hinwollen.
    Als Radfahrerin beschwere ich mich hier jetzt nicht über die „halleschen Lemminge“, die plötzlich und stets ohne zu schauen (!!) einfach über die Straße laufen.
    Mit etwas Rücksicht auf beiden Seiten kann man sich die Straße dort gut teilen!
    Vielleicht würden ein paar weniger exklusiv mitten auf dem Gehweg abgestellte Werbeaufsteller den Fluss beim Schlendern fördern.

  3. Spiegelleser sagt:

    Man kann ergänzen:

    5.) Die dutzenden alten Leutchen, die jetzt nur 600-700 Euro im Monat haben, würden auch betteln oder sonst irgendwie dazu „verdienen“, wenn sie nur 404 Euro im Monat (ALG-II-Satz) oder noch weniger bekämen.

    Alle professionellen Flaschensammler, die ich täglich sehe, sind nicht aus Rumänien und zählen nicht zur Gruppe der Roma. Die meisten sind astreine Hallenser.

  4. 10010110 sagt:

    Meine persönliche Meinung zu:

    3.) McDonalds war ganz bestimmt kein Ankermieter, der der Ulrichstraße maßgeblich Kundschaft beschert hat. Überdies kann ich mir vorstellen, dass irgendwelche veränderten Vorgaben aus der Konzernleitung/Marketingzentrale hinsichtlich des Verkaufskonzepts (McCafé etc.) dazu geführt haben, dass die Räumlichkeiten nicht mehr den Vorgaben entsprachen und man einfach deshalb ausgezogen ist. Ich zweifle irgendwie daran, dass ein Vermieter ein gut laufendes Geschäft einfach rausschmeißt (es sei denn, der Vermieter ist ein ökologisch nachhaltig lebender Mensch, der Systemgastronomie verabscheut).

    4.) Bezüglich der Fahrradfahrer muss ich aufs deutlichste Widersprechen. Vor der Sanierung lagen zwischen den Straßenbahngleisen Betonplatten, und zwar gar nicht mal so schlechte. Das Fahrradfahren war vorher viel angenehmer, und das schnelle Fahren viel leichter möglich als jetzt. Am Verhalten der Fahrradfahrer hat sich meines Erachtens nach am wenigsten geändert. Und ich muss Benutzer „dreiviertelmond“ beipflichten, dass der Autoverkehr deutlich zugenommen hat – und das liegt u. a. daran, dass es – im Gegensatz zu dreiviertelmonds Behauptung – dort kein Fahrverbot mehr gibt. Die Regelung wurde ja vor einer Weile, groß von der Stadt angekündigt, geändert. Dazu kommt noch, dass Poller in den Seitenstraßen entnommen und nicht wieder eingesetzt wurden, so dass wirklich jeder von überall her reinfahren kann. Ich glaube, mich zu erinnern, dass bei sagsunseinfach von Seiten der Stadt gesagt wurde, dass es an den Bauarbeiten in der Schulstraße liegt, dass keine Poller in den Seitenstraßen stehen. Ich hoffe, dass sie nach Beendingung wieder eingesetzt werden.

    • Spiegelleser sagt:

      Der Vermieter ist kein nachhaltig lebender Mensch, er ist soweit ich weiß nicht mal eine natürliche Person. Der Vertrag war abgelaufen und musste erneuert werden. Offensichtlich lagen da die Vorstellungen soweit auseinander, dass Herr Kraft lieber ausgezogen ist.