„Kokolores“: Wort-Antiquitäten zieren Giebelwand in der Kleinen Ulrichstraße
Seltene deutsche Worte, so genannte „Wort-Antiquitäten“, zieren seit dem 14. Januar die Hauswand des Antiquitätengeschäftes der Familie Cornelius in der Kleinen Ulrichstraße. Die von Hallensern viel begangene und von Touristen oft besuchte Straße bietet neben ihren zahlreichen schönen, individuellen Läden nun eine Attraktion mehr. Für Idee und Umsetzung ist der Förderverein Pro Halle e. V. verantwortlich, der die Saalestadt über ihre Stadtgrenzen hinaus bekannter machen will.
„Die Idee, selten gebrauchte Worte aus der deutschen Sprache (wieder) sichtbar zu machen, ist nicht neu. Sie in Halle umzusetzen schon“, sagt Matthias Lux, Mitglied des Fördervereins Pro Halle und Vorsitzender Geschäftsführer der Stadtwerke Halle. „Manche, früher vielfach gebrauchte Worte des Präsenzwortschatzes geraten aus der Mode, werden weniger gebraucht und schließlich manchmal vergessen. Wer sagt schon noch ‚bezirzen‘, wenn er (oder sie) eine Dame oder einen Herren umgarnt. Wer sagt noch ‚Wiegenfest, zum Geburtstag oder wer gibt ‚Fersengeld‘, wenn er wegläuft. Und die ‚Wählscheibe“, die braucht man nicht mehr. Doch sind es schöne, klangvolle Worte, die da verloren gehen. Mit ihnen verliert Sprache an Farbe und Sinnlichkeit. Ein paar wollen wir zeigen und dadurch zu ihrem Erhalt beitragen.“
Zunächst hatte man einen Platz dafür gesucht und dann auch den perfekten Ort gefunden: das Antiquitätengeschäft der Familie Cornelius in der Kleinen Ulrichstraße. „Ein spontaner Besuch mit den Sätzen ‚Wir haben da eine Idee. Wir wollen Ihre Hauswand mit seltenen deutschen Worten bemalen‘ haben uns einen Moment erstaunt, aber gleich zu unserer spontanen Zusage als Hauseigentümer geführt“, erinnert sich Familie Cornelius lächelnd. „Wir danken dem Verein Pro Halle. Es ist eine wunderbare Idee, über die bestimmt viele Besucher schmunzeln und sagen werden: Du, da hab ich in Halle was gesehen!“
„Ein Antiquitätengeschäft und dann diese schönen Wort-Antiquitäten, das passt zusammen. Die Menge selten gebrauchter Worte ist riesig, und die der schönen, klangvollen noch immer groß. Es war also eher eine Qual der Wahl“, erinnert sich Matthias Lux. „Die Auswahl der Worte erfolgte aus Vorschlägen der Pro Halle-Mitglieder. Die endgültige Festlegung traf Familie Cornelius, denn es ist ja schließlich ihr Haus.“
Einst hörte ich, dass das Wort „Schlüpfer“ auch immer seltener gebraucht wird und dabei ist, auzusterben.
„Einst“ ist auch so ein Kandidat.
Herzlichen Dank an die Familie Cornelius und an den Verein Pro Halle.
Sehr schön geworden, wieder mal ein Schandfleck weniger in der Innenstadt.
Das Ein oder Andere kennt ich auch noch, eine sehr schöne Idee. Ich höre das Wort „umtulen“ leider auch nicht mehr. Solche Giebel müsste es mehr geben.