Konjunkturumfrage Handwerkskammer Halle: Stimmung gut, aber instabil. Problem Unternehmensnachfolge
Im 3. Quartal 2020 dominierte im Handwerk noch die Erleichterung über die schrittweise Lockerung der Corona-Beschränkungen und die Aussicht auf weitere Lockerungen. „Von Normalität zu sprechen, ist aber ist aber verfrüht“, erläutert Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle. „Selbst wenn der Geschäftslageindex fast wieder den Wert vor der Coronapandemie erreichen kann – langfristig wird die Krise Folgen haben.“
Zu den Konjunkturzahlen:
Der Geschäftslageindex für das Handwerk im Kammerbezirk ist im 3. Quartal auf plus 52 angestiegen und erreicht damit das Vorkrisenniveau wieder. Die Erwartungen sind allerdings gedämpfter: 45 Prozent der Betriebe erwarten eine bessere, 41 Prozent eine gleichbleibende und 14 Prozent eine schlechtere Lage im nächsten Quartal (Index plus 35). Aufgrund der sich bereits im Oktober abzeichnenden erneuten Eindämmungsmaßnahmen hat sich in den Tagen nach der Umfrage der Optimismus im Handwerk allerdings verringert.
Die Zahl der Beschäftigten im Handwerk sank im 3. Quartal geringfügig um 500 auf rund 68.500. Ein gewerkspezifischer Trend ist nicht auszumachen.
Für die Monate Juli bis September meldeten 44 Prozent der Betriebe gestiegene, 19 Prozent sinkende Umsätze. Der Gesamtumsatz im Handwerk verzeichnete ein Plus von knapp fünf Prozent.
Die Auftragsreichweiten liegen mit durchschnittlich 6,5 Wochen (Vorquartal: 6,2 Wochen) weiterhin deutlich unter Vorkrisenniveau von über 10 Wochen. Sehr hoch sind sie mit 12,1 Wochen nach wie vor in den Bauhaupthandwerken, wo die Vorjahreswerte sogar leicht übertroffen werden. Die durchschnittliche Auslastung der Betriebe verbesserte sich auf 83 Prozent (Vorquartal 81 Prozent).
Die Zahl der Mitgliedsbetriebe blieb im 3. Quartal bei einem Minus von 14 auf 13.475 stabil. Das sind 162 Betriebe weniger als noch vor einem Jahr. Eine vermehrte Abmeldung von Betrieben aus wirtschaftlichen Gründen ist bisher nicht erkennbar.
Sonderthema Nachfolge:
Über ein Fünftel der Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer Halle steht kurz- und mittelfristig vor einer Betriebsübergabe. Von den an der Umfrage beteiligten Betrieben planen 23 Prozent eine Betriebsübergabe in den nächsten 5 Jahren. Schon in den nächsten zwei Jahren steht bei zehn Prozent die Übergabe an.
Übergeben werden vor allem Betriebe ab fünf Beschäftigten, Betriebe mit weniger Mitarbeitern werden eher geschlossen als übergeben. Schließungsabsichten haben vor allem Ein-Mann-Betriebe (dreißig Prozent). Bei Betrieben ab zehn Mitarbeitern kommen sie kaum vor.
Übergabeplanungen gibt es besonders im Kfz-Handwerk (37 Prozent) und in den Handwerken für gewerblichen Bedarf (30 Prozent), gering ist der Anteil in den Ausbauhandwerken mit 19 Prozent.
Die potenziellen Übernehmer werden vor allem in der eigenen Familie gesehen (50 Prozent). In 29 Prozent der Fälle ist noch unklar, wer die Betriebe übernehmen soll. Die innerfamiliäre Übergabe wird vor allem in den Bauhaupt- und Ausbauhandwerken favorisiert. Nur in den Kfz-Handwerken liegt eine zweite Gruppe gleichauf mit Familienmitgliedern: die Mitarbeiter.
Als größte Probleme bei der Unternehmensübergabe werden das Finden eines geeigneten Nachfolgers (56 Prozent), die Ermittlung des Unternehmenswertes (43 Prozent) und die Personalübernahme (35 Prozent) gesehen.
Tja, das Handwerk ist nicht mehr gefragt. Nachwuchs ist leider wenig in Sicht. Es will sich kaum noch einer die Hände schmutzig machen. YouTuber, Instagramer und wie sie alle heißen, verdienen eben heutzutage leichter und bequemer ihr Geld.
+YouTuber, Instagramer und wie sie alle heißen, verdienen eben heutzutage leichter und bequemer ihr Geld.+
Das ist doch eher die deutsche Jugend. Statt solides Handwerk GENDERSTUDIUM
Beispiele vom ZDF: https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/handwerker-gesucht—ein-berufsstand-in-der-krise-100.html und
https://www.zdf.de/dokumentation/zdf-reportage/dauerbaustelle-handwerk-100.html
Sag ich doch. Kein Nachwuchs durch junge Leute. Auch übers Jobcenter keine Chance.
Das Problem sind wohl eher die tariffernen und tariffeindlichen Ansichten der Firmen. Innung reicht eben nicht; tarifverband ist gefragt, auch schon unter der jugend, die sehr wohl erkennt, daß man im Handwerk tariflich und mitbestimmungsmäßig sehr zurückgeblieben ist. Wenn man da, auch von Seiten der Kammern, nicht mal endlich anständige Hebel ansetzt, geht der Trend wohl weiter. Zum persönlichen Auskommen und dem der Familie ist eben entsprechend Basis nötig: Entlohnung, Urlaub, Freizeit… Wer das bisher noch nicht begriffen hat auf dem Stand vom letzten Jahrhundert… Vielleicht auch mal die Ausbildungs- und Anstellungsbedingungen der Industrie zu Rate ziehen. Die haben da sehr viel weniger Probleme…