Rückstände der Senfgas-Produktion: Gelder für den Kohleausstieg sollen bei Orgacid-Sanierung helfen
Seit Jahren gibt es Diskussionen um das ehemalige Orgacid-Gelände in Ammendorf. Hier wurde von den Nationalsozialisten im dritten Reich der chemische Kampfmittelstoff Lost (auch Senfgas genannt) hergestellt. Im Grundwasser sind Abbauprodukte gefunden worden. Und niemand weiß genau, was noch unterirdisch lagert.
Der Kohleausstieg soll nun der Auftakt für die Sanierung des Geländes sein. Der Stadtrat hat beschlossen, hier zur Verfügung stehende Fördermittel zu beantragen, um das Gelände als „klimaneutrales Gewerbegebiet“ zu entwickeln. Schadstoffquellen und Umweltschäden sollen beseitigt werden.
Die Bundesregierung stellt über das Strukturstärkungsgesetz in ganz Deutschland rund 40 Milliarden Euro bereit. Ziel ist es, Regionen in den Revieren zu fördern, die vom Kohleausstieg bis zum Jahr 2038 besonders betroffen sind.
Den Antrag hat CDU-Stadtrat Johannes Streckenbach gestellt. Der ist Büroleiter des CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Keindorf. Dieser wiederum hat des Orgacid-Gelände schon seit Jahren zu seinem Thema gemacht. Vor dem Wahlkampf für die Landtagswahl in kommenden Jahr kommt so ein Beschluss deshalb gerade recht. Keindorf begrüßt dementsprechend auch den Beschluss.
„Von einer Revitalisierung des Orgacid-Geländes in der Stadt Halle mit Fördermitteln im Rahmen des Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen und Entwicklung des Areals als Bestandteil eines am Standort erweiterten, klimaneutralen Gewerbegebietes können Mensch und Umwelt, die Stadt Halle und die Region nur profitieren“, sagt er. „Damit das komplexe Projekt Aussicht auf Erfolg hat sind jetzt intensive Gespräche und Abstimmungen zwischen der Stadt Halle, dem Bund und dem Land erforderlich. Die Landesregierung hat bereits mehrfach Unterstützung zugesichert.“ Seine Erwartung sei nun, „dass auch der Bund die mit der Entwicklung und Umsetzung des Projektes verbundenen Potentiale für die vom Strukturwandel betroffenen Region erkennt und Verantwortung bei der Beseitigung der Altlasten einer der größten ehemaligen Produktionsstandorte von Chemiewaffen in Deutschland übernimmt.“
Die potentielle Gewerbefläche mit bis zu 50 Hektar befindet sich am Rande eines Wohngebietes im Süden der Stadt und war in der Vergangenheit zu einem großen Teil von industrieller Nutzung geprägt. Der Geländeteil, auf dem sich die ehemalige Kampfstofffabrik Orgacid befand, ist größtenteils für eine Nutzung gesperrt. Das gesamte Orgacid-Gelände (12 Hektar) fällt in den Anwendungsbereich der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV).
Aufgrund der im Grundwasser noch immer gemessenen Konzentrationen von Abbauprodukten der Kampfstoffe in den Jahren 2018 und 2019 hält es die Landesregierung für erforderlich, den Standort erneut nach potentiellen Quellen zu überprüfen. Die gegenwärtig in Arbeit befindliche historisch-genetische Rekonstruktion (HGR), für die der Stadtrat Anfang 2020 die finanziellen Mittel bereitgestellt hat, ist ein erster Untersuchungsschritt zur Feststellung noch vorhandener Schadstoffquellen, Beseitigung von Umweltschäden und Revitalisierung des Geländes.
Wenn die Sanierung weiter so schnell vorangeht, wird das mit dem Gewerbegebiet etwa 2080 was…
Wenn das überhaupt weiter geht.ein Skandal ist das, mir der heutigen wäre das mühelos zu erledigen, man muss nur wollen. Aber scheinbar investiert darin keiner. Es interessiert die Herrn nicht
Gelder, die für Strukturverändernde Massnahmen beim Kohleausstieg gedacht sind, sollen also zweckentfremdet werden, um ein besonderes Politikerprojekt zu befeuern? Was genau hat die Sanierung mit dem Kohleausstieg zu tun??? Warum sorgt der Abgeordnete nicht dafür, dass seine Parteifreunde in Berlin dafür genügend Gelder aus regulären Mitteln zur Verfügung stellen?
Der interessierte Bürger kann in den Vorlagen und während der entsprechenden Sitzungen von Stadtrat und Ausschüssen sehen, dass mit den Kohlemitteln auch ein weiteres Gewerbegebiet „Starpark 2“ entwickelt werden soll, weil weiterhin Nachfrage nach großen Gewerbeflächen besteht, die es in der Gemarkung der Stadt Halle nicht mehr so gibt.
Hier würden Flächen in der Gemarkung Halle wieder nutzbar (100% der Gewerbesteuereinnahmen) und das Grundwasser in den Siedlungen kann auch weiter genutzt werden.
erstmal den boden reinigen, sry, aber wer will auf boden leben und arbeiten wo senfgas im grundwasser oder boden lauert.. da wird der lebensort zum massengrab. lieber erstmal reinigen !!
Genau, man reinigt den Boden, dass kaum noch Zeug drin ist und keine Gefahr mehr fürs Grundwasser besteht und dann kann man immer noch die Gebäude nach unten hin abdichten, wie gegen Radon.
Genau. Deshalb ist das Gelände ja auch aktuell ein partygelände, wo sich jedes Wochenende auch während der Pandemie etliche Feierwütige treffen und im schönen verseuchten Sand ihre Beachpartys feiern. …..
Diese Kunden sind wohl nicht besonders auf ihre Gesundheit bedacht. Zudem verbringen sie dort nur einige Stunden und nicht jeden (Werk-) Tag.
Abbauprodukte, nicht das Mittel selbst. Diese Hydrolyseprodukte sind kein Kampfstoff mehr. Aber man will die natürlich auch nicht haben und sicher gehen. Gewerbegebiete zu schaffen sind auch keine Zweckentfremdung, es sollen ja die Voraussetzungen für moderne Arbeitsplätze geschaffen werden. Ob es dann wirklich was Moderneres als Logistik oder Handwerksbetriebe (nichts gegen die, aber es geht um überregionale Wertschöpfung) wird, z.B. Softwareschmieden, ist da leider eher fraglich.
Im Boden – ja, da tritfft Ihre Einschätzung zu. In den zugeschütteten (und auch bautechnisch unterirdisch errichteten) intakten Tankanlagen sind die Verhältnisse aber z.T. unbestimmt. Und überdies muß es ja auch ein Quelle für den fortwährenden Eintrag der hydrolytischen Abbauprodukte geben. (“ Heute befinden sich auf dem Firmengelände noch acht weit verzweigte, grün geflieste Zisternen, die nicht vollständig entgiftet sind. “ https://de.wikipedia.org/wiki/Orgacid)
Daß also kein Senfgas auf dem Gelände „lauert“ bleibt vorerst nur zu hoffen, der Beweis steht schon lange aus!
Schafft endlich den Scheiß weg und macht Ordnung! Es ist an der Zeit, längst schon
Klar doch. Am besten per Eimerchen auslöffeln in Streckenbach/Keindorfs Büro zwischenlagern, oder wie?