Studie der Uni Halle: Infografiken zur Corona-Pandemie verdecken den Blick aufs Wesentliche

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9 Antworten

  1. Uppercrust sagt:

    Die meisten Grafiken sind für Laien irreführend, da nicht auf Bevölkerungszahl und durchgeführte Tests normiert. So hat Brasilien zwar viele Fälle, aber auch über 200 Mio Einwohner. Die Coronadichte ist immer noch geringer als sie in Italien oder Spanien war.
    Fälle pro Mio Einwohner ist schon besser, muß aber auch nochmal auf die Testdichte normiert werden.
    Für Trends am besten bislang ist noch der R- Wert. Aber alleine nützt er nichts, da unter 1 Sicherheit suggeriert, die es so nicht gibt bevor man unterkritische Infektionsdichten erreicht hat.
    So schwer ist das aber nicht, wenn man in der Schule aufgepaßt hat, aber zu viele finden Mathe und Naturwissenschaften nicht gut ( weil man die Hirnträgheit überwinden muß), bis sie merken wie wichtig sie sind für gute Jobs und ein Verstehen der Lebensgrundlagen.

    • 10010110 sagt:

      Mich hat auch immer gestört, dass die Infektionszahlen nie ins Verhältnis zur Bevölkerungszahl und Größe eines Landes gesetzt werden. Da werden Länder wie Deutschland, Italien, Großbritannien mit ihren jeweils 60–80 Millionen Einwohnern mit den gesamten USA verglichen, die 300 Millionen Einwohner haben und sich über einen ganzen Kontinent erstrecken (wo manche Gliedstaaten allein schon größer sind als Deutschland, Italien und Großbritannien zusammen).

      Das dient nur der Dramatisierung und hilft überhaupt nicht, eine rationale Diskussion zu führen.

      • Graf Geo sagt:

        Welche „Gliedstaaten“ (man könnte auch „Bundesstaaten“ sagen) der sind denn größer als Deutschland, Italien und Großbritannien zusammen? Selbst wenn man Nordirland, das ja nicht zu Großbritannien gehört (du hast sicher das Vereinigte Königreich gemeint) weglässt, sind das immernoch weit über 200 Millionen Menschen. Kalifornien, der bevölkerungsreichste Bundesstaat, hat weniger als 50 Millionen Einwohner und da sind schon ein paar Millionen Illegalen mitgezählt.

        Der Kontinent – wir gehen mal davon aus, dass du Nordamerika als eigenständigen Kontinent ansiehst, Mittelamerika aber nicht(?) – ist mehr als nur die USA. In Kanada leben fast so viele Menschen, wie in Kalifornien. Das wäre also auch ein interessanter Vergleich. Führt allerdings sicher nicht zu den von dir gewünschten Ergebnissen und „dramatisiert“ wieder nur…

        Sicher wirst du nun sagen wollen, dass du nicht nur die Bevölkerungszahl meintest, sondern auch die Landesgröße. Dummerweise sind selbst in Alaska die Fallzahlen ziemlich hoch. Ein von der Bevölkerung her vergleichbar großes Land wäre Guayana. Das hat eine direkte Grenze zu Brasilien (viel Corona), hat aber nur einen Bruchteil der Infektionen.
        Der nächstgrößere Bundesstat wäre Texas. Dummerweise ca. 100.000 km² kleiner als Deutschland, Italien und Großbritannien zusammen.

        Ich hör dich rufen, dass doch die Bevölkerungsdichte die ausschlaggebende Größe sei. Du wirst aber schon überschlagsmäßig erkennen, sobald du dir die Daten das allererste Mal ansiehst, dass du da keine großen Änderungen in der „Dramatisierung“ erreichen wirst.

        Rationale Diskussionen sollten auf einer rationalen Grundlage geführt werden. Soweit hast du Recht. Dein Einwurf ist aber alles andere als rational, als vielmehr von Irrationalität geprägt, weil schlichtweg falsch und damit wenig hilfreich. Dabei ist das Thema eigentlich nicht schwer zu verstehen, zumal es ja nun schon ein paar Monate(!) Tagesgespräch ist. Warum du davon ausgehst, dass die, die das professionell machen, blöder sind als du, haben die Herren Dunning und Kruger mal in einer Studie untersucht.

      • Toter Frosch sagt:

        An dieser Stellen haben Prof. Everts und Du leider ein Verständnisproblem. Diese Dashboards (beispielsweise der Johns Hopkins Uni) sind Elemente eines GIS – das Beispiel nutzt ArcGIS von ESRI. Damit werden einfach statistische Daten in Echtzeit grafisch dargestellt. Wenn die Tabelle lediglich absolute Zahlen enthält, kann das Dashboard somit auch nur diese visualisieren. Verhältnisse von Infektionen zur Bevölkerungszahl oder Altersstruktur kann man selbstverständlich auch darstellen, man muss diese Daten halt einfach nur erheben.

        Kritik an den Dashboards ist unangebracht – die Darstellungsmöglichkeiten in der (digitalen) Kartografie haben sich halt weiterentwickelt und bieten enormes Potential.

        • 10010110 sagt:

          Meine Kritik richtete sich eher an die (Medien), die diese vereinfachten Informationen nahezu ungefiltert weitergeben und dem Laien überhaupt keinen Kontext geben. Da wird gesagt, die USA hätten eine Million infizierte und Deutschland nur 100.000 (mal hypothetisch gesprochen), aber dass in den USA auch über 300 Millionen Menschen leben und in Deutschland nur 80 Millionen, wird unter den Tisch fallen gelassen. Und diese vereinfachte Weitergabe der Informationen ist Wasser auf die Mühlen von Kritikern oder Befürwortern, je nach Interessenslage.

  2. Steffen sagt:

    Leider ist es ein allgemeines Phänomen in Politik und Management, alles einfach in ein paar Zahlen zu pressen und mit ein paar bunten Grafiken zusammenzustellen. Jedem Ingenieur oder Wissenschaftler ist dies zuwider. Ist es doch leider ein Zeichen der allgemein einsetzenden Ahnungslosigkeit bzw. fehlender konkreter Berufserfahrung in den Entscheidungsebenen

  3. Scheks sagt:

    Erinnert mich in der Tat stark an den Film „idiocracy“: Komplexes wird immer mehr vereinfacht, um den sinkenden Ansprüchen der Durchschnittsbevölkerung zu entsprechen. Dadurch verlieren die Leute die Kompetenz, Komplexität zu durchschauen, der Durchschnittsanspruch sinkt; ein Kreislauf entsteht, der als Ergebnis bunte, blinkende Icons mit null Informationswert hat und eine Gesellschaft, die selbst das nicht mehr versteht…

    Was nicht bedeutet, das das obiger Effekt hier intentional gelenkt wird, im Gegenteil: diese Grafiken zu durchschauen und zu hinterfragen kostet halt Anstrengung, die sich viele nicht leisten wollen. Das führt dann zu Missinterpretationen und fehlgeleiteten Vorwürfen, selbst wenn diese auf vermeintlich hehren Absichten beruhen.

    • Hallore sagt:

      „Idiocracy“ ist aus heutiger Sicht ein genialer Film, weil er wirklich Vieles vorausgesehen hat. In einer Zeit, wo Gefühle und Meinungen vor Fakten stehen und Leute meinen, wenn sie Corona „wegtanzen“ oder ein Bernd Höcke sagt „Corona ist vorbei“, wollen sich die Wenigsten mit komplexen Zusammenhängen beschäftigen, weil auch die Aufmerksamkeitsspanne der eines TikTok Videos ähnelt und Influencer mehr Glauben geschenkt wird. Für Manche sind einfache Erklärungen die bequemsten und JEDER kann seine Theorien ins Internet stellen und sie vermarkten – dazu gehört auch nichtmehr viel.

      • Tim Buktu sagt:

        Oder aus Sicht der Entscheidungsträger durch unterkomplexe Informationen gezielt manipulieren. Auf eine fundierte Abwägungsdebatte z.B. zu den getroffenen Coronamaßnahmen warte ich noch heute…

        • Achso sagt:

          „Unterkomplexe Informationen“. Erstaunlich komplexe Worte aus dem Mund von Mister „Keimlappen“.

        • Hallore sagt:

          Nennt sich Risikoabwägung. Im Nachhinein ist man immer klüger und wägt ab. Das wir auf „Save“ gegangen sind, war richtig. Wenn der Staat die Hände in den Schoß gelegt hätte, würde es viel größere Verwerfungen geben und man hätte Kräften in die Hände gespielt, die man nicht um sich haben möchte. Ich glaube weiterhin, dass es Kräfte in diesem Land gibt, die es darauf anlegen, dass es aus dem Ruder läuft.
          In den USA sind doppelt soviele Menschen gestorben, wie Soldaten im Vietnamkrieg und der dauerte knapp 10 Jahre ! Sicher kann man im Detail streiten, aber das ändert nichts, dass der Staat seinen Job macht, so wie die Menschen es immer fordern.

  4. mirror sagt:

    Wofür will der Professor Fördergelder? Die detaillierten Zahlen kann man beim RKI nachlesen und manche verstehen die auch.

    • Vorleser sagt:

      Wo will der Professor Fördergelder? Er möchte die Kennzahlen verständlicher darstellen, damit auch Leute wie du, die mit Kennzahlen so ihre Probleme haben, wissen, worüber geredet wird. Denn leider bleiben Leute wie du, die eben nicht wissen, worüber sie reden, nicht still und hören zu und versuchen zu erfahren, worum es geht, sondern plappern und plappern und plappern…

      Ist also eine wichtige Sache, die der Herr Professor da anspricht.