Umweltschützer zu Abholzungen in der Dölauer Heide
“Erntemaschinen” rollen derzeit durch die Dölauer Heide. Rund 12.000 Festmeter Holz werden beseitigt, vor allem Kiefer. Sie sollen durch Linden und Eichen ersetzt werden. Die kommen nach Ansicht der Stadt besser mit der Trockenheit zurecht. Viele Kiefer waren wegen Trockenstresses abgestorben oder von Schädlingen befallen.
Doch Umweltschützer halten nichts von den Maßnahmen. “Zusammen mit der Saaleaue stellt die Dölauer Heide ein wichtiges Vernetzungswerk für die Entwicklung von Biotop-Verbundsystemen dar. Sie erfüllt vielfältige ökologische Funktionen, zum Beispiel für die Lufthygiene, und schafft günstige Lebensräume für Pflanzen und Tiere”, betont der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder (AHA). Dort beklagt man riesige Holzstapel und ramponierte Waldwege. Die “die fortgesetzten und massiven flächendeckenden und punktuell größeren Abholzungen in der Dölauer Heide” seien nach Ansicht des AHA “vollkommen ungeeignet, um eine Umwandlung des Waldes herbeizuführen.” Der wirtschaftliche Nutzen der Dölauer Heide sollte “sich weg von einer intensiver betriebenen Waldwirtschaft mit Beteiligung an Holzauktionen, hin zu einem sach- und fachkundigen, umwelt- und naturverträglichen sanften Tourismus entwickeln.” Auch sollte dafür ein neues Wegekonzept entwickeln werden.
Konkret erklärt der AHA:
Bekanntlich ist das 740 ha große Landschaftsschutzgebiet „Dölauer Heide“ eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in der näheren Umgebung der Stadt Halle (Saale). Zusammen mit der Saaleaue stellt die Dölauer Heide ein wichtiges Vernetzungswerk für die Entwicklung von Biotop-Verbundsystemen dar. Sie erfüllt vielfältige ökologische Funktionen, zum Beispiel für die Lufthygiene, und schafft günstige Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Dies drückt sich u.a. auch in dem 52,04 ha großen Naturschutzgebiet Bischofswiese und in dem an die Dölauer Heide angrenzenden ca. 20,6 ha großem Naturschutzgebiet „Lindbusch“ aus. Beide Naturschutzgebiete gehören zum FFH-Gebiet (FFH0122) „Dölauer Heide und Lindbusch bei Halle“. Ferner ist die Dölauer Heide ein sehr bedeutsames Naherholungsgebiet für die Menschen der Region.
Vor dem menschlichen Eingriff hatte die Heide einen winterlindenreichen Traubeneichen-Hainbuchenwald-Bestand, welcher typisch ist für einen Standort auf wasserdurchlässigem Lockergestein mit vereinzelten tonigen, wasserundurchlässigen Schichten (z.B. Herthateich und Rehteich) im Regenschatten des Harzes. Davon sind jedoch nur noch Restbestände erhalten. Heute überwiegen zu 60 Prozent Kiefern und Eichen (28 Prozent). Auf Buche, Birke, Linde, Ahorn und Esche verteilt sich der Rest. Zwei Drittel des Baumbestands sind älter als 80 Jahre. Diese Entwicklung war einer jahrzehntelangen intensiven, schnellen und umfassenden Holzgewinnung seit etwa 1850 geschuldet. Dieser Prozess scheint erneut Oberhand zu gewinnen.
Nach Auffassung des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) sollte die Vegetation der Dölauer Heide eine naturnahere Entwicklung in Richtung eines standorttypischen winterlindenreichen Traubeneichen-Hainbuchenwaldes erfahren. Dies ist möglich, wenn die Dölauer Heide immer mehr einer sukzessiven Entwicklung überlassen wird und Bewirtschaftungsmaßnahmen sich immer mehr auf die Freihaltung von Wegen und Plätzen sowie der damit verbundenen Gefahrenabwehr beschränken.
Die jüngsten massiven Abholzungen im Ostbereich der Dölauer Heide zwischen Schießhaus und Schwedenweg zeigen jedoch auf, dass die Verantwortlichen und Politik in der Stadt Halle (Saale) auf weitere Zerstörung des Waldbestandes orientieren. Bei den trotz massiv vorgetragenen und vielfältigen Kritik fortgesetzten zerstörenden Fällungen entnahm bzw. entnimmt man flächendeckend Waldkiefer, Birke und Eichen. Zurück bleiben blieben zumeist einzelne, zum Teil beschädigte Bäume, zerfahrener und verdichteter Waldboden und riesige Stapel an Stämmen sowie teilweise stark ramponierte Wanderwege.
Der AHA bekräftigt daher erneut und mit Nachdruck, dass die fortgesetzten und massiven flächendeckenden und punktuell größeren Abholzungen in der Dölauer Heide für vollkommen ungeeignet erscheinen, um eine Umwandlung des Waldes herbeizuführen. So haben bereits in der Vergangenheit beispielsweise auch Abholzungen im Bereich des Harzklubstiegs sowie südwestlich des Kellerberges zu massiven Störungen des Gehölzbestandes, Beeinträchtigungen der Wege sowie zu Vernichtungen wichtiger Lebensräume von Tieren geführt. In diesem Bereich kommt noch u.a. hinzu, dass hier der nach Anhang II und IV der europäischen Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie besonders geschützte Eremit ( Osmoderma eremita) – auch Juchtenkäfer genannt – siedelt. Wegen der geringen Ausbreitungsfähigkeit des Käfers ist ein ständiges Angebot weiterer nachwachsender Brutbäume unterschiedlichen Alters in der Umgebung für eine nachhaltige Sicherung des Vorkommens zwingend notwendig. Diese Notwendigkeit scheint offensichtlich im Gebiet zwischen dem Südrand der Dölauer Heide und dem Harzklubstieg nicht die ausreichende und erforderliche Beachtung zu finden.
Darüber hinaus stellen AHA-Mitglieder immer wieder fest, dass u.a. zahlreiche Stämme in aufgestapelten Holzhaufen Hohlräume aufweisen, welche nunmehr als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tierarten verlorengegangen sind. Mit großer Sorge betrachtet der AHA nunmehr u.a. umfassende Vorbereitungen zu offenbar flächendeckenden und massiven Abholzungen im Bereich ab Südwesten in Angrenzung an das Naturschutzgebiet Lindbusch stattfinden. Neben der Vernichtung von wertvollem Lebens- und Rückzugsraum sowie umfassenden Störungen der Waldstrukturen, behindern diese Arbeiten den sukzessiven standortgerechten Jungaufwuchs. Gerade unter dem Dach größerer lichter Gehölze, wie der Waldkiefer und der Pappel, ist oft eine Junggehölzentwicklung sehr gut möglich. Insbesondere Stiel- und Traubeneichen mögen im Jungstadium einen derartigen halbschattigen Zustand.
Daher sollte nach Meinung des AHA der wirtschaftliche Nutzen der Dölauer Heide sich weg von einer intensiver betriebenen Waldwirtschaft mit Beteiligung an Holzauktionen, hin zu einem sach- und fachkundigen, umwelt- und naturverträglichen sanften Tourismus entwickeln. Daher hat der AHA u.a. der Stadt Halle (Saale) umfassende Vorschläge für eine Neustrukturierung des 1932 entstandenen Naturlehrpfades vorgelegt und zudem angeregt ein neues Wegekonzept zu entwickeln.
Medienberichten zu Folge hatten die Verwaltung der Stadt Halle (Saale) mit dem Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand an der Spitze für den 03.10.2020 einen Arbeitseinsatz zur Pflanzung von 5.000 jungen Bäumen in der Dölauer Heide organisiert und durchgeführt. Laut diesen Medienberichten zu Folge haben rund 200 Personen Linden und Eichen gepflanzt. Für den AHA ist es ungeheuerlich das Umweltengagement von Menschen auszunutzen, um Aufforstungen auf zuvor forstwirtschaftlich zerstörten Waldflächen vornehmen zu können. Nach eigenen Feststellungen des AHA sind bei den Abholzungen massenhaft auch verschiedene Eichen- und Lindenarten den Holzerntemaschinen und der Säge zum Opfer gefallen.
Der AHA fordert, endlich gemeinsam mit der Bevölkerung der Stadt Halle (Saale) sowie der direkt angrenzenden Saalekreisgemeinde Salzatal und ihren Vereinen, Verbänden und Initiativen die Basis für eine Entwicklung eines naturnaheren, arten- und strukturreichen Wald mit einem natur- und umweltschonenden Tourismus zu schaffen. Dazu gehören zuerst der sofortige und unverzügliche Stopp aller Abholzungen sowie die Erstellung einer aktuellen, fachlich-wissenschaftlichen und zusammenfassenden Schutz- und Entwicklungskonzeption für die Dölauer Heide.
Die Monokulturflächen in der Heide gehören umgebaut, das betrifft auch andere Nadelhölzer. Aber die schrecklichen Hatvester hinterlasden eine Wüste und kaputte Waldwege, z.T auf Jahre. Der Umbau sollte daher dem Vorschlag des AHA folgen, Buchen, Eichen, auch ein paar seltenere Böume, und natürlich können auch ein paar Kiefern stwhenbleiben, das paßt.
Aber der Förster ist eher von der Baumplantagenfraktion, der Erholungswaldaspekt ist für ihn nur ein Störfaktor.
Die Harvester gehen in Rückegassen vor und sparen somit die Arbeitskraft vieler Waldarbeiter. Es mangelt nicht nur in diesem Revier und Probleme hat der Wald ohne Ende. Man kann nicht einfach 10 Leute dahinschicken und auf Teufel komm raus das fabrizieren, was der Harvester an einem Tag schafft. Es ist gut, dass hier zuerst der wirtschaftliche Aspekt an erster Stelle steht, denn bringt der Wald keinen Ertrag ist kein Geld für Ausrüstung, Lohn, usw. da und so nen Knochenjob wie Forstwirt macht keiner freiwillig für lau. Wenn der Wald dort wirtschaftlich stabil ist, könnte man darüber nachdenken die Erholungsfunktion stärker mit einzugliedern.
Wahre Worte! Erklär das aber einem mit all seinen Funktionsklamotten herumstolzierenden Ökoaktivisten! Aus recycelten Plastikflaschen und was weiss ich!! Wahrscheinlich mausen sie auf Spaziergang noch Brennholz für den Kamin🙈😇Den Knochenjob will von denen keiner machen,aber schreien🙈🙈
„Es ist gut, dass hier zuerst der wirtschaftliche Aspekt an erster Stelle steht, denn bringt der Wald keinen Ertrag ist kein Geld für Ausrüstung, Lohn, usw. da und so nen Knochenjob wie Forstwirt macht keiner freiwillig für lau.“
WEIL der wirtschaftliche Aspekt über Jahrzehnte an erster Stelle stand, ist die Heide in diesem Zustand. Überalterte Monokultur, ausbleibende oder mangelhafte Nachpflanzungen und jede Generation versucht nur, Geld rauszuholen und denkt nur von der Wand bis zur Tapete.
Es würde langfristig sogar reichen, wenn man die Natur einfach nur machen lassen würde, da braucht es nämlich kein „Geld für Ausrüstung, Lohn usw.“. Die Natur erholt sich ganz von selbst, wenn man sie lässt – sie ist Jahrmillionen bestens ohne Mensch ausgekommen.
Dem stimme ich ausdrücklich zu. Sehe ja jedes Wochenende den sinnlosen flächendeckenden Kahlschlag. Mittlerweile ist der „Wald“ so durch die Rodungen geschädigt, dass punktuell aufgeforstet werden muss. Das wiederum sollte nun hoffentlich in einer Weise erfolgen, die eine nachhaltige Waldregeneration ermöglicht. Weitere trockene Perioden würden sonst der Dölauer Heide und damit der Grünen Lunge mit Auswirkungen auf das Stadtklima irreparablen Schaden zufügen.
Die Natur reguliert sich eben nicht von selbst. Ich arbeite im Forst da können Sie mir ruhig vertrauen. Die Monokulturen werden zur Zeit abgeholzt das stimmt, aber schon bei der Jungswuchspflege werden in Beständen andere Baumarten mit eingebracht, denn auch ein Mischwald bietet wirtschaftlichen Ertrag und gäbe es keine Waldarbeiter, wären Leute wie Sie die ersten, die rumheulen, weil niemand etwas gegen die Fraßschädlinge oder Wildpopulation unternimmt. Den Wald in Ruhe zu lassen würde Schaden ohne Ende anrichten und das ist Fakt!
Du bist auf dem Wissensstand von Vorvorgestern, vielleicht solltest du da mal etwas auffrischen.
Andere Baumarten werden übrigens – so steht es auch im Text oben – derzeit mit abgeholzt. Und „eingebracht“ werden sie höchstens von den freiwilligen Helfern aus der Bürgerschaft, die mühsam versuchen, Versäumtes bei ehrenamtlichen Aktionen auszugleichen.
Seit Jahren wird die Heide doch nur geplündert. Riesen Holzstapel zur Zeit im westlichen Teil.
An manchen sogar Schilder“gehört dem und dem und wird überwacht“ !!!
In den alten Schonungen mit den Stangenhölzern siehts aus wie Bombe, aber das macht ja nur Arbeit das ordentlich auszudünnen und bringt kein Geld. Dem Förster ist offensichtlich der Naturschutz egal. Die studieren ja mehr WiWi.
Ihm und der Stadt gehts nur um Kohle. Wie oben schon gesagt, völlig zerfahrene und verdichtete Waldwege. Nach so einer Aktion sieht der betreffende Abschnitt aus wie im Krieg.
Tonnenweise wild herumliegendes Astwerk und Reststammstücke. Warum wird das nicht wenigsten zu Feuerholz zersägt und bei der Stadtwirtschaft verkauft ? ABM Maßnahme z.B.
Und der nächste Sturm wird dann in den dermaßen stark ausgedünnten Beständen so richtig wüten können.
Ich kann das so sagen, weil wohne in Dölau und sehe das jedes Wochenende.
Da haben Sie zum Teil recht, man muss aber dazu sagen, dass solch herumliegendes Holz auch gewollt ist. Ab einer gewissen Stammdicke wäre es zwar verschwendetes Holz, aber im Zuge einer Pflegemaßnahme wie Durchforstung oder Läuterung wird das Holz nur ein paar mal zersägt und verrotten gelassen, denn die anderen Bäume benötigen diese Nährstoffe und man kann nicht immer nur aus dem Wald nehmen, manche Sachen sollte man dort belassen. In Kiefernbeständen richtet ein Sturm übrigens nicht sehr großen Schaden an gesunden Bäumen an, denn ihre kräftigen Pfahlwurzeln halten sie gut im Boden da müsste schon ein ordentlicher Orkan durchwehen
Der Einsatz der AHA- Leute für den Wald ist bewundernswert, nur sind sie inhaltlich mitunter auf dem sprichwörtlichen Holzweg. Es gibt in Halle keine intensiv betriebene Waldwirtschaft. Vor dem jetzigen Kahlschlag von toten Bäumen gab es den Kahlschlag unter den Förstern in Form der Abschaffung des eigenen Stadtforstamtes und dessen Ersatz durch einen vom Land ausgeliehenen Halbtagsförster. Dadurch gibt es keine forstfachlich ausgebildete Person in der Entscheidungsebene der Stadtverwaltung.
Die städtischen Wälder sind als Erholungswald klassifiziert, und dafür muß man dort kontinuierlich und kompetent handeln. Das ist vielfach in den letzten über 20 Jahren unterblieben. Die jetzigen Schadholzmengen sind auch eine Strafe dafür. Vorher peu a peu gefällt und verkauft, wäre Geld für Waldverjüngung und -umbau da gewesen, jetzt muß man froh sein, das die Einnahmen die Ausgaben decken.
Alle toten Bäume stehen zu lassen, ist auch keine Lösung. In den halleschen Stadtwäldern (also nicht nur die Dölauer Heide), es gibt es einfach zuviel davon. Jetzt muß hier in die Klimaanlage Wald investiert werden, aber ausreichend und standortgerecht! Und dafür brauchen wir einen städtischen Vollzeitförster!
„Dadurch gibt es keine forstfachlich ausgebildete Person in der Entscheidungsebene der Stadtverwaltung.“
Es mangelt offensichtlich auch an anderen Fachleuten in den Entscheidungsebenen dieser Stadt, vor allem beim Umweltschutz, beim Denkmalschutz und bei der Verkehrsplanung.