Uni Halle will Freiversuche abschaffen: Stura protestiert
Mal durch die Prüfung rasseln, das könnte für Studenten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wieder Folgen haben. Die Uni will, genauso wie die Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg, zum Sommersemester die “Freiversuche” abschaffen. Der Stura, Fachschaftsräte und diverse Hochschulgruppen, so Jusos, LHG, Grüne und SDS, protestieren dagegen.
“Das widerspricht dem, was bis jetzt Konsens der beteiligten Gruppen war: Die Orientierung an der pandemischen Lage im Sommersemester sollte entscheidend sein”, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, “doch ist die Entwicklung des Sommersemesters gegenwärtig noch gar nicht umfassend vorherzusehen. Auch dem gemeinsamen Dialog – bisher eine der großen Stärken der Pandemie-Bewältigungsstrategie der MLU und der Hochschulen im Land – wird hier daher völlig unerwartet eine Absage erteilt.”
Weiter heißt es in dem Statement:
Nicht nur der Zeitpunkt ist allerdings verfehlt, auch ist die zugrunde liegende Argumentation nicht nachzuvollziehen. Der Rektor der Magdeburger Universität, Jens Strackeljahn, spricht in dem Zusammenhang von einer neuen “Normalität mit Corona”, in die die Universitäten einen Weg finden müssen. Dieser Logik folgend müssten auch die gelockerten Stellschrauben des Systems Hochschule wieder angezogen werden, schließlich hätten die Prüfungen – und im Rückschluss auch die Lehre – im Wintersemester “recht gut” funktioniert. Offenbar schließt sich auch das Rektorat der MLU dieser bzw. einer vergleichbaren Auffassung an. Von einer Normalität an den Hochschulen kann allerdings noch gar keine Rede sein!
Während Strackeljahn mit dem Verweis auf – im Nachhinein festgestellte – Betrugsversuche in Prüfungen seine eigene Argumentation bezüglich einer Gewöhnung an die neuen Umstände widerlegt – schließlich waren die eigenen Dozent*innen im Rahmen der alternativen Prüfungsformate offenbar noch nicht ausreichend in der Lage, Betrugsversuche zu unterbinden – wurden an der MLU Betrugsversuche in Prüfungen bereits im Wintersemester wieder normal auf die Versuchszahl angerechnet und kamen nicht häufiger vor als in klassischen Präsenzprüfungen.
Dennoch ist es auch an der MLU mitnichten so, dass in der Breite der Universität eine Art Routine oder neue “Normalität” eingezogen wäre. Auch in diesem Sommersemester werden in vielen, vielleicht den meisten Modulen erneut neue Lehrmethoden, Lehrformate und vor allem Prüfungsformate zur Anwendung kommen. Auch die Situation der Bibliotheken erschwert die Prüfungsvorbereitungen massiv. Während im letzten Sommersemester viele Module mit Müh’ und Not von der analogen in die digitale Sphäre gerettet wurden, wird das kommende Sommersemester zwar von einer deutlich reflektierteren – aber eben nicht weniger experimentellen – Lehre geprägt sein. Nicht ohne Grund veranstaltete die MLU am 24.03. eine große interne Tagung zum Austausch über die digitale und hybride Lehre. Wir begrüßen diese aktive Weiterentwicklung der Lehre ausdrücklich! Doch wie kann hier die Rede sein von einer neuen “Normalität”? Von Chancengerechtigkeit? Woran macht man diese unter den herrschenden Bedingungen fest? Für solche Beurteilungen braucht es einen Weitblick, der innerhalb des undurchdringlichen Nebels der Corona-Pandemie eigentlich unmöglich erscheint.
Völlig außer Acht gelassen wird auch der Fakt, dass zum Beispiel internationale Studierende, Studierende mit Beeinträchtigung, Studierende mit Kindern, oder jene, die in die Pflege bzw. Betreuung von Angehörigen eingebunden sind, oder in einem Haushalt mit Risikopatient*innen leben sowohl von den generellen Umständen der Pandemie als auch von den Herausforderungen der digitalen Lehre und der herrschenden permanenten Unsicherheit unvergleichlich härter getroffen werden können als der “Durchschnittsstudent”. Bisher waren aber gerade diese Studierenden gezwungen, selbstständig Lösungen für Nachteilsausgleiche oder eine Berücksichtigung Ihrer Situation mit den Dozent*innen auszuhandeln. Unterstützung durch die Universität fehlte und fehlt hier weiterhin zu oft. Die Freiversuchsregelung schaffte und schafft hier zumindest etwas dringend notwendigen Freiraum. Wir sind überzeugt, dass potentiell benachteiligte Gruppen ohne die Freiversuchsregelung vom Studium erdrückt werden können.
Von diesen Belastungen sind letztendlich aber fast alle Studierenden betroffen. Das bestätigt auch das Ergebnis des Universitätsbarometers: Fast zwei Drittel der antwortenden Studierenden gaben an, dass sie sich im digitalen Sommersemester 2020 häufiger oder sehr viel häufiger “emotional erschöpft” (61,8 %) und “ausgelaugt” (56,6 %) fühlen. 50,7 % geben an, dass sie häufiger oder sehr viel häufiger ihr Studium auch in der Freizeit nicht vergessen können und 68,5 % geben an, dass die Arbeitslast beim digitalen Lernen größer ist (5). Es ist kaum vorstellbar, mit welcher Wucht die Studierenden in dieser Situation von einem massiv erhöhten Leistungsdruck getroffen würden.
Über allem steht letztlich die wachsende Gewissheit, dass das kommende Sommersemester durch die schleppenden Impfungen und die steigenden Infektionszahlen aller Voraussicht nach erneut im Zeichen bisher ungeahnter Einschränkungen für die Studierenden und die Dozierenden stehen wird. In dieser Situation halten wir es für eine fatale Entscheidung, die Freiversuchsregelung im Sommersemester 2021 wieder abzuschaffen. Wir halten die Regelung weiterhin für dringend geboten, nicht nur, um den Studierenden, an deren Problemen sich nichts verändert hat, die in der Corona-Pandemie so wichtige Flexibilität zu geben, sondern um auch den Lehrenden den nötigen Raum für die Verfeinerung ihrer digitalen Lehre und die dafür notwendigen Experimente zu geben. Eine verfrühte Abschaffung der Freiversuchsregelung schnürt hier den Potenzialen der digitalen Lehre verfrüht die Luft ab und wird sie dazu verdammen, auf der Stelle zu verharren.
Wir respektieren das Bedürfnis der Lehrenden, die Entwicklung der Situation im Sommersemester 2021 abzuwarten, bevor im Senat eine Verlängerung der Freiversuchsregelung beschlossen werden soll. Doch zuerst muss überhaupt zu diesem Konsens zurückgekehrt werden. Und selbst dann sind die Argumente für eine Verlängerung aus unserer Perspektive – schon jetzt – überwältigend.
Natürlich sind Linke und Grüne als subventionierte Dauerstudenten dagegen, dass man an der Uni auch was leisten muss. Erstaunlich, für was Corona alles als Ausrede herhalten muss.
Aber die vielen Soziologie- und Germanistikfabriken brauchen doch dringend Arbeitskräfte. 😉
Weniger demonstrieren, mehr studieren, dann klappt das auch mit der Prüfung
Sven Liebich und Sandra Gabriel sind im letzten halben Jahr bestimmt auf 100 Demos zusammen gekommen. Die dauerbesoffenen und zugekifften Anhänger der Dauerdemonstranten machen aber nicht den Eindruck, überhaupt in der Lage zu sein zu studieren.
Hier lässt sich das Volk schön angucken
https://hosenrunter.noblogs.org/personen/halle-montagsdemo-halle-liebich-und-umfeld/
die üblichen dauerprotestierer eben … sollen sich lieber mit lecktüchern und kackhockern beschäftigen … das ist wenigstens lustig.
Das sie mit solchen Forderungen ihren eigenen angestrebten Abschluss entwerten kommt ihnen nicht in den sinn … wieso auch.
Gleich drei ohne jeglichen Schulabschluss, die wichtige Gedanken zu Hochschulpolitik haben. 😅
So ist das eben. Man versteht doch immer noch am besten das, von dem man keine Ahnung hat. Wer braucht da also überhaupt einen Schulabschluss?
Die Leute, die hier über die Studis herziehen, wissen wahrscheinlich noch nicht mal wo die hiesige Uni zu finden ist, geschweige denn die einzelnen Fakultäten. Von der heimischen Gammel-Couch aus lässt sich trotzdem alles super bewerten. Immerhin hat man die Weisheit mit Plastiklöffeln gegessen und ist jetzt Experte für alles (innerhalb des eigenen Tellerrandes).
Corona dient jetzt aber auch für alles als Ausrede, was?
Wieso „jetzt“?
Corona reicht aus um nahezu alle 450€ Jobs, welche Haupeinnahmequelle der Strudierenden ist, zu streichen. Kein BaFög, kein Arbeitslosengeld, keine Erwerbstätigkeit. Da hat man viel Zeit zum studieren, in der kalten Wohnung, vorm dem leeren Kühlschrank, während man auf die Räumungsklage vom Vermieter wartet. Ganz entspannt das alles.
max, bist du etwa auch ein „Strudierender“? Sicher auch ein Dauerstrudierender…
Alles gequatsche, keine klare Linie und das Corona als Ausreden herhalten soll halte ich für quatsch