Yom Kippur in Halle: betende Juden entsetzt über das Verhalten von Politik und Presse bei der Feier – Haseloff: Anschlag wäre bei mehr Versöhnung nicht passiert

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51 Antworten

  1. Oleole sagt:

    Bisl viele Befindlichkeiten für mein Dafürhalten. Und auf der anderen Seite bisl zu viel zu Kreuze kriechen.

  2. 10010110 sagt:

    Insbesondere erzürnt aber Teilnehmer eine Aussage von Ministerpräsident Haseloff. ‚Was letztes Jahr geschah, wäre nicht passiert, wenn es mehr Versöhnung gäbe‘, habe dies in seiner Rede zu dem Anschlag gesagt.

    […] anstatt Juden und Jüdinnen implizit nahe zu legen, sie müssten sich mit den Deutschen versöhnen […]

    Ich bin mir zu 99,9% sicher, so hat er es nicht gemeint. Aber als beleidigte Leberwurst fehlinterpretiert man gerne mal Sachen und schiebt den Aussagen anderer bestimmte Bedeutungen unter.

    • Rousseau sagt:

      Wer nach Babyn Jar oder Auschwitz noch von beleidigten Leberwürsten spricht, ist entweder dumm oder böse oder beides.

      • tom sagt:

        @0010110 ich bin zu 100% sicher, das Du das genauso meinst, wie Du es schreibst, das sieht man auch an Kommentaren zu ähnlichen Themen, die unter diesem binären Zahlencode abgegeben werden. in diesem Fall kann ich Rousseau nur zustimmen…zu 100%

      • Radfahrer Klaus sagt:

        Wer Haseloff oder andere aktuelle Persönlichkeiten damit in Verbindung bringt, ist mit beleidigte Leberwurst noch gut bedient.

      • 10010110 sagt:

        Babyn Jar und Auschwitz haben mit der im Artikel beschriebenen Veranstaltung nichts zu tun. Ich gestehe den anwesenden Juden die Empörung über die begangenen Respektlosigkeiten (telefonieren, mitschreiben) zu, aber deswegen muss man ja nicht auch noch die damit überhaupt nichts zu tun habenden Aussagen von Haseloff in seiner Rede umdeuten. Wenn man unbedingt was negatives sucht, aber nichts findet, dann konstruiert man halt was. Deswegen „beleidigte Leberwurst“.

    • Diagnostiker sagt:

      Davon kann man ausgehen, dass er es so nicht gemeint hat, aber da Versöhnung eine Angelegenheit von beiden Parteien ist, kann man das durchaus auch so auffassen, als gebe es nicht nur von der Seite der Nichtjuden einen Bedarf des Aufeinander-zu-gehens, was mir tatsächlich reichlich deplatziert erscheint, auch wenn es nicht so gemeint gewesen ist.

      • Achso sagt:

        Dass Haseloff hier bewusst falsch verstanden wurde, ist eigentlich der Beweis, dass der gute Wille von einer Seite nicht ausreicht.

        • Diagnostiker sagt:

          Ob Haseloff hier bewusst falsch interpretiert wurde oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Fakt ist jedenfalls, dass man ihn hatte falsch interpretieren können, so dass der vermeintliche Beweis einer fehlenden Bereitschaft seitens der Juden für eine Versöhnung keiner ist.

          • Achso sagt:

            Keinesfalls möchte ich „den Juden“ irgendetwas unterstellen und nehme deshalb meine Wortwahl von der „Seite“ ausdrücklich zurück. Weiter unten hat „Ichbinhalle“ richtigerweise darauf hingewiesen, dass es sich um eine Einzelmeinung einer Twitter-Userin handelt. Rückschlüsse von Personen auf ganze Gruppen sind fehl am Platz.

        • Alex sagt:

          Wie kommen sie auf die absurde Idee, besser zu wissen, was Haseloff sagen wollte als die, die dabei waren?

          • Achso sagt:

            Weil ich als Sachsen-Anhalter den Ministerpräsidenten schon so lange kenne, wie er Ministerpräsident ist. Die Twitter-Userin aus Wien hat nun noch einmal ausdrücklich betont, dass sie nur für sich spricht (was sich ja eigentlich von selbst versteht) – also nix mit „die, die dabei waren“.

  3. Nix! Garnix! sagt:

    Die könnens halt alle nicht!

  4. Diagnostiker sagt:

    Wo sie recht haben, haben sie recht. Eine religiöse Feier durch Respektlosigkeiten zum Zweck einer politischen Profilierung zu stören, obwohl ausdrücklich darauf hingewiesen worden ist, wie man sich zu verhalten hat, gehört sich schlicht nicht. Gerade in Anbetracht dessen, was vor einem Jahr passiert ist, kann man nachvollziehen, dass man seitens der Juden besonders sensibel geworden ist, was den Umgang mit der Öffentlichkeit und mit Behörden sowie Institutionen betrifft.

    Im Nachhinein wäre es vielleicht klüger gewesen, Politiker und Presse erst nach der Feier hinzuzubitten, um ihre Statements in die Kamera zu sprechen.

    • Achso sagt:

      Da stimme ich zu. Man kann aber nicht die DPA reinlassen und sich anschließend beschweren, dass die DPA da war. Dass Politiker öffentliche Personen sind, ist jetzt auch keine Neuigkeit.

      • Diagnostiker sagt:

        Ja, aber konnte man denn vorhersehen, dass es manchen Zeitgenossen aus der DPA an dem nötigen Feingefühl und Anstand gebricht? Im Nachhinein ist man immer klüger als zuvor, so dass ich vermute, dass künftige Veranstaltungen seitens der Jüdischen Gemeinde anders organisiert werden, sofern Politiker anwesend sind.

  5. Radfahrer Klaus sagt:

    Komisch, bei anderen stört man sich am „PR-Schaustück“. Etwas Zurückhaltung hätte nach diesem Amoklauf sehr vielen Seiten gut getan.

    • Horch und Guck sagt:

      Das war kein Amoklauf, sondern ein eiskaltes Attentat.

      • Lies und Schreib sagt:

        Ich schätze dein Bemühen um präzise Sprache. Zu bedenken ist dabei, dass praktisch alle sogenannten Amokläufe in Wirklichkeit Attentate sind.

        • Horch und Guck sagt:

          Aber gerade in diesem Fall ist es wichtig, dass nicht ständig unterschwellig vermittelt wird, es handele sich um einen bedauerlicherweise durchgedrehten Einzeltäter.

          • Radfahrer Klaus sagt:

            Das wird nicht vermittelt, es ist eine Tatsache, dass der Herr ein durchgedrehter Einzeltäter ist. Seine labile Psyche ist für diesen Amoklauf verantwortlich, nur seine ursprünglichen Ziele waren am Ende ein Ergebnis seiner Radikalisierung.

          • Lies und Schreib sagt:

            Es handelt sich allem Anschein nach um einen Einzeltäter, aber er hat nicht im Sinn eines Amoklaufs durchgedreht, sondern die Tat von langer Hand geplant.

          • Horch und Guck sagt:

            Planvoll, eiskalt, mit begeistertem Publikum in der Liveschalte. So ungefähr das Gegenteil von durchgedreht.

  6. Und ich sagt:

    …“anstatt Juden und Jüdinnen implizit nahe zu legen, sie müssten sich mit den Deutschen versöhnen“… Sie MÜSSTEN??? Also WOLLEN sie gar nicht? Irgendwann ist auch mal Schluss! Die Deutschen können nicht ewig der Fußabtreter für die Juden sein. Was damals passiert ist, ist ohne Frage schlimm. Doch die heutige Generation kann nichts dafür. Ich war da noch gar nicht auf der Welt, warum muss ich heute dafür ein „schlechtes Gewissen“ haben? Warum muss ich heute um eine „Versöhnung“ betteln?

    • G sagt:

      Mit deren anspruchsdenken gibt’s doch sowieso keine „Versöhnung“… Das ist doch überhaupt nicht gewollt..
      Man sollte die einfach ignorieren.

      • Horch und Guck sagt:

        So wie die Polizei, die nichts vom besonderen Feiertag wusste, aber keinen Fehler gemacht zu haben meint.

      • Roshi sagt:

        Immer schön verharmlosen und ignorieren. Davon gehen die Problem einfach weg.

      • relax sagt:

        Was für ein Anspruchsdenken soll das denn sein? Das sie in erster Linie Menschen sind und dann erst Juden? Ihre Kommentare lassen erkennen, welche kreuzesform Sie anbeten und welche Zeit Sie huldigen….

    • Diagnostiker sagt:

      Versuchen wir es doch mal sachlich …

      Das Verhältnis zwischen Juden und Nichtjuden in Deutschland war seit über 900 Jahren durch gewalttätige Konflikte geprägt, bei denen stets Juden die Leidtragenden gewesen sind – zuerst, weil sie als Feinde der Christen galten, später, weil sie geschäftlich oftmals erfolgreich waren, so dass sie die Neider auf den Plan riefen. Getoppt wurde das dann im 19. Jahrhundert durch den ideologisch motivierten Antisemitismus, der sich auf Luther berief und mit Wagner einen prominenten Fürsprecher hatte.

      Auf dieser Basis konnten dann die Nazis aufbauen, um die Juden erst zu entrechten, dann zu vertreiben und schließlich zu vernichten. Was also die Habenseite an Unrechtstaten betrifft, ist die Lastenverteilung eindeutig zuungunsten der Juden vorhanden. Wenn es also eine irgendwie geartete Bringschuld geben sollte, die zur Versöhnung hinführt, dann kommt diese nicht den Juden zu, sondern denen, die sich einst an den Juden vergangen hatten.

      Dass den Deutschen hier eine besondere Verantwortung zukommt, ergibt sich aus dem, was Deutsche als politische Leitlinie ab 1933 europaweit umgesetzt haben (zugegeben, auch andere Völker waren in den Massenmord mit verstrickt, aber ohne die Tatsache, dass Deutschland seit 1939 viele europäische Länder per Krieg mit Truppen besetzt hatte, wären diese anderen Völker (u.a. Ukrainer) nicht massenmörderisch tätig geworden).

      Die Verantwortung, die sich aus dieser Geschichte ergibt, besteht nicht darin, um Versöhnung zu „betteln“ oder einfach nur mit einem dauerhaften „schlechten Gewissen“ herumzulaufen (das wären in der Tat nur plakative Akte des Zurschaustellens, die keinesfalls zu einer Versachlichung und Normalisierung des verhältnisses zwischen Juden und Nichtjuden (insbesondere Deutsche) beitragen würden), sondern eine innere Haltung zu kultivieren, die im Juden nicht mehr etwas „Besonderes“ oder gar „Exotisches“ sieht, was man wie ein Zootier behüten, pflegen und bestaunen müsse, sondern als ganz normale Menschen, die sich lediglich dadurch von anderen Menschen unterscheiden, die nicht der jüdischen Religion anhängen.

      Die Anhängerschaft zur jüdischen Religion ist gleichwertig zur Anhängerschaft an eine andere Religion oder aber auch zu einer gar nicht vorhandenen Anhängerschaft zu irgendeiner Religion. Aus dieser de facto gegebenen Normalität von Juden als Menschen in Deutschland folgt der normale und ungezwungene Umgang mit ihnen – so, als wenn man gar nicht wüsste, ob sie Juden sind. Und diese Normalität ist das, was ich in diesem Zusammenhang unter „Versöhnung“ verstehe – also nichts, worum man bitten müsste, sondern etwas, was sich von selbst einstellt, weil es gar keinen Anlass mehr gibt, sich als unversöhnliche Gegner gegenüberzustehen.

      Das wäre vielleicht der angemessene Umgang der Deutschen mit der Vergangenheit und eine Lehre daraus, wie man mit Juden (und generell anderen Menschen, die nicht so sind, wie man selber ist) umgehen sollte: Sich nicht erniedrigen, aber auch nicht erhöhen. Begegnung auf Augenhöhe ist richtig und wichtig.

      • Und ich sagt:

        Danke für die sachliche Erklärung, das kann man hier nicht immer erwarten 🙁 Jetzt habe ich meine Antwort. Ich kenne keine Juden und habe mit ihnen nichts zu tun. Wahrscheinlich leben sie so unauffällig und tun keiner Seele was, weshalb ich sie bisher nicht wahrgenommen habe. Also sind sie ganz normale Menschen wie du und ich. Alles prima.

    • relax sagt:

      Weill Juden eben heute noch für vieles verantwortlich gemacht werden, weil sich heute noch Mythen, Verschwörungen und absurde Theorien halten, weil heute noch Menschen getötet werden, weil sie jüdischen Glaubens sind, weil heute noch der Holocaust geleugnet wird. Wenn sich Israel verteidigt, wird es gerne als Angriff ausgelegt. DDR- Propaganda läßt grüßen.Darum darf es keinen Schlussstrich geben.. das, was dem Volk angetan wurde, war nicht „schlimm“, es war eine Katastrophe, ein nie vollständig gesühntes Verbrechen!

  7. Sandra Schmidt sagt:

    Sonst noch irgendwelche Ansprüche?

  8. Ichbinhalle sagt:

    Also fürs Erste wäre mein Vorschlag in der Überschrift von „Betende Jüdin“ zu sprechen. Dann im zweiten Schritt (der eigentlich der erste wäre) die Wahrnehmung anderer abzufragen. Solche Besuche werden doch in aller Regel sehr genau geplant. Mir fällt es erst einmal schwer zu glauben, dass das alles so übel war (von Haseloffs ungelenkem Satz mal abgesehen). Vielleicht ist es mehr als eine Einzelmeinung, aber in diesem Text ist es auch nicht mehr als das. Bin also gespannt, was wir gleich hier als Stellungnahme der jüdischen Gemeinde lesen.

    • Achso sagt:

      Danke für die versachlichenden Worte. Ich möchte noch hinzufügen, dass der knappe Platz bei Twitter oft nicht ausreicht, um ein Geschehen nachvollziehbar abzubilden. Jedenfalls entnehme ich den Worten der Twitterin, dass sie nicht an der Organisation des Feiertagsgebets beteiligt war. Ich erwarte auch nicht unbedingt, dass die jüdische Gemeinde „gleich“ eine Stellungnahme dazu abgibt. Es ist ihre Entscheidung, ob, wann und in welcher Form sie sich dazu verhält.

  9. Geschichte hören sagt:

    Ich empfehle jeden sich mal zu You Tube zu begeben. Dort stellt jemand regelmäßig die Frankfurter Auschwitzprozesse rein.
    Das ist ein wahnsinnig spannender Zeitzeugenbericht.
    Da kommen alle zu Wort.
    Opfer, Täter, Anwälte, Richter sogar ein pöbelnder DDR Minister.
    Mittlerweile sind schon dutzende Mitschnitte ins Netz gestellt.
    Da kommt kein Geschichtsunterricht mit.
    Nur eins sollte man mitbringen.
    Viel Zeit.
    Ich höre mir die Teile an ein oder zwei Tagen in der Woche am Abend an.
    Meine Bücher rennen ja nicht weg.

    • Ria sagt:

      Ja das stimmt.Ich hab mir das auch angesehen bzw.angehört.Da kommt wirklich kein Geschichtsunterricht mit.

    • tom sagt:

      @ Geschichte hören, könnten Sie mal bitte den Link einstellen, wäre sehr hilfreich, weiles tatsächlich sehr viel Sachen gibt! danke!

  10. Geschichte hören sagt:

    @Tom
    Mit Links kann ich nicht.
    Hier aber mal eine Folge. Müsste bei suchen dann erscheinen

    Zeitzeuge Jerzy Kanal im Frankfurter Auschwitzprozess [66.VT]

  11. Geschichte hören sagt:

    Anmerkung:
    Die meisten Folgen gehen über eine bis über fünf Stunden.

  12. M.Ney sagt:

    Alles übertrieben.

    • Geschichte hören sagt:

      Naja.
      Es sind Tonbandaufzeichnungen live aus dem Gerichtssaal.
      Im übrigen war der Staatsanwalt Kaul anscheinend der, der später im DDR Fernsehen seine Serie hatte und Rechtsfragen erläuterte.
      Kann mich aber auch täuschen.

  13. Roman Remis sagt:

    Ich bin Vorbeter der Synagoge Halle und habe das Gebet auch dieses Jahr geleitet. Es war nur eine einzige Person über dieses „Verhalten“ entsetzt. Eine einzige. Diese Person war zu Gast in der Synagoge der Gemeinde Halle. Alle anderen Beter waren froh über die starke Geste der politischen und Geistlichen Vertretung und haben die Worte des Ministerpräsidenten positiv aufgenommen.