1,1 Milliarden Euro: wofür die Stadt Halle (Saale) das meiste Geld ausgibt

Die Stadt Halle (Saale) plant für das Jahr 2026 mit Einnahmen in Höhe von 975.705.602 Euro. Doch dem stehen Ausgaben von 1.116.456.768 Euro gegenüber. Damit ergibt sich ein strukturelles Defizit von rund 140,8 Millionen Euro. Eine Größenordnung, die zeigt: Die Saalestadt steht finanziell unter erheblichem Druck. Doch was verursacht diese Lücke? Ein Blick in die Details des Haushaltsplans offenbart, wofür Halle sein Geld ausgibt – und warum viele dieser Aufwendungen kaum vermeidbar sind.
Personal und Verwaltung: Ein Fünftel für Gehälter und Versorgung
Die größte Einzelausgabe bleibt – wie in den Vorjahren – der Bereich Personal. Die Stadt gibt im kommenden Jahr 228,4 Millionen Euro für Personal- und Versorgungsaufwendungen aus. Das entspricht rund 20 Prozent der gesamten Aufwendungen. In dieser Summe enthalten sind die Gehälter der Beschäftigten in der Verwaltung, in Kitas, Schulen und kommunalen Betrieben sowie Versorgungsleistungen für pensionierte Beamtinnen und Beamte. Auch Kosten für Dienstwagen, Hardware, Schulungen und Ausstattung sind hierin berücksichtigt. Während die Personalkosten kaum kurzfristig beeinflussbar sind, steigen sie dennoch kontinuierlich, etwa durch Tarifabschlüsse oder Neueinstellungen in Bereichen mit wachsenden Aufgaben – etwa Gesundheit, Bildung oder Digitalisierung.
Kinder, Jugend und Soziales: Die wahren Kostentreiber
Fast die Hälfte aller Ausgaben der Stadt sind sogenannte Transferaufwendungen – also Gelder, die Halle an andere Institutionen, Unternehmen oder Personen auszahlt, ohne dafür eine direkte Gegenleistung zu erhalten. Für das Jahr 2026 sind diese mit 498 Millionen Euro veranschlagt, das sind 76 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Der größte Teil davon entfällt auf Sozialleistungen und familienbezogene Zuschüsse. So sind allein 102,2 Millionen Euro für Hilfen zur Erziehung eingeplant – ein Bereich, der Heime, Pflegefamilien und ambulante Familienhilfen umfasst. Hinzu kommen 87,4 Millionen Euro für Zuschüsse an freie Träger von Kindertageseinrichtungen sowie 54,3 Millionen Euro an den Eigenbetrieb Kita. Für Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nach dem SGB XII stehen 31,9 Millionen Euro bereit. Die Ausgaben nach dem Asylbewerberleistungsgesetz summieren sich auf 31,2 Millionen Euro. Die Stadt muss außerdem 17,9 Millionen Euro für den Unterhaltsvorschuss, 10,8 Millionen Euro für freie Träger der Jugendhilfe und 4,9 Millionen Euro für Leistungen im Rahmen von Bildung und Teilhabe bereitstellen. Besonders auffällig ist der starke Anstieg in mehreren Bereichen: So steigen die Ausgaben für Hilfen zur Erziehung allein um 32 Millionen Euro. Gründe sind unter anderem steigende Fallzahlen, höhere Betreuungsbedarfe sowie tariflich bedingte Personalkosten. Auch die Zuschüsse für Kindertagesstätten steigen um rund 23,9 Millionen Euro – ein Spiegelbild wachsender Nachfrage und zunehmender Personal- und Sachkosten.
Infrastruktur: Brücken, Straßen, Stadtgrün – und ein wachsender Sanierungsstau
Auch wenn Investitionen in Infrastruktur auf den ersten Blick weniger spektakulär erscheinen als Sozialausgaben, verschlingen sie erhebliche Summen. So fließen 11,5 Millionen Euro in die Unterhaltung von Straßen, Wegen, Plätzen und Verkehrssicherungsanlagen – eine Million Euro mehr als im Vorjahr. Dieser Betrag unterteilt sich in 0,8 Millionen Euro für Straßen und Plätze, 0,1 Millionen Euro für Brücken und Unterführungen sowie 0,1 Millionen Euro für Ampeln und Verkehrsschilder. Für die Straßenreinigung und den Winterdienst werden 6,1 Millionen Euro benötigt. Weitere 3,9 Millionen Euro fließen in die Pflege und Unterhaltung von Stadtgrün und sonstigen öffentlichen Anlagen, darunter Parks, Friedhöfe und Spielplätze. Allerdings sinken hier die Mittel zur Erhaltung des Baumbestandes – die Stadt spart unter anderem 0,2 Millionen Euro bei Pflegearbeiten auf Friedhöfen und Grünflächen ein. Für die Instandhaltung und den Betrieb städtischer Gebäude und Grundstücke sind 11,3 Millionen Euro eingeplant. Die Kosten für das sogenannte PPP-Projekt, bei dem Schulen und Verwaltungsgebäude über ein langfristiges Vertragsmodell saniert und betrieben werden, belaufen sich auf 6,3 Millionen Euro. Diese Rate steigt um 100.000 Euro, um Preissteigerungen aufzufangen.
Wohnen, Kultur und Beteiligungen: Zuschüsse für ein lebenswerteres Halle
Ein nicht zu unterschätzender Teil des Haushalts entfällt auf städtische Beteiligungen und kulturelle Einrichtungen. Die Zuschüsse an verbundene Unternehmen und öffentliches Sondervermögen steigen um 13,6 Millionen Euro auf 137,4 Millionen Euro. Die Stadt zahlt unter anderem 1,9 Millionen Euro mehr an die Theater, Oper und Orchester GmbH (TOOH), bedingt durch steigende Betriebskosten und vertragliche Verpflichtungen. Jeweils 0,4 Millionen Euro mehr erhalten die Zoo GmbH, die Bäder Halle GmbH und die Stadtmarketing GmbH. Zusätzlich werden 5,2 Millionen Euro an Fördermitteln an die Bäder GmbH weitergeleitet, um die Sanierung des Stadtbades zu finanzieren. Für die Bewirtschaftung der Ballsporthalle SWH.arena ist mit Mehrkosten von 100.000 Euro zu rechnen. Die Stadt investiert zudem in Programme zur Stadtentwicklung, etwa im Rahmen des Förderprogramms „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ sowie in die infrastrukturelle Nacherschließung des Star Parkes und des RAW-Geländes. Diese Investitionen sind in der Regel durch Fördermittel gedeckt und gelten als haushaltsneutral, bedeuten aber dennoch einen erheblichen organisatorischen Aufwand.
Digitalisierung, Software und Verwaltungskosten: Die Verwaltung rüstet auf
Auch im Bereich Digitalisierung entstehen steigende Kosten. Für Wartung von Software und Datenverarbeitung werden 8,8 Millionen Euro eingeplant – 700.000 Euro mehr als im Vorjahr. Zusätzlich investiert die Stadt 1,9 Millionen Euro in Projektleistungen zur Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG), die Einführung der E-Akte, digitale Antragsverfahren sowie den Ausbau des städtischen Kitaportals. Weitere Mittel fließen in die Anmietung von Datenleitungen und Cloud-Dienste. Der Ausbau der Digitalisierung ist mittelfristig auf Einsparungen ausgelegt – ab 2028 wird mit Minderaufwendungen von 1,9 Millionen Euro durch die Einführung von SAP HANA gerechnet.
Verkehr und Nahverkehr: Steigende Kosten für Schüler und Pendler
Ein erheblicher Teil der städtischen Zuschüsse entfällt auf den öffentlichen Nahverkehr. Die Zuschüsse an die HAVAG steigen um 7,2 Millionen Euro. Hinzu kommen 200.000 Euro für Maßnahmen im Stadtbahnprogramm sowie 100.000 Euro für Billigkeitsleistungen im Rahmen des Deutschland-Tickets. Die Schülerbeförderung schlägt mit 7,2 Millionen Euro zu Buche – ein Plus von 1,6 Millionen Euro. Gründe hierfür sind unter anderem der notwendige Einsatz von Bussen zu Ausweichobjekten, gestiegene Ticketpreise und zusätzliche Schwimmbus-Fahrten durch die Schließung des Stadtbades.
Zinsen, Abschreibungen und Bilanzposten: Folgen vergangener Entscheidungen
Auch durch Finanzierungs- und Bilanzposten wird der Haushalt belastet. Die Zins- und Finanzaufwendungen steigen auf 18,5 Millionen Euro – das sind 4,4 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Hauptursachen sind die steigenden Zinssätze am Kapitalmarkt und das wachsende Volumen an Investitionskrediten. Die bilanziellen Abschreibungen – also der Werteverzehr kommunaler Gebäude, Straßen oder Infrastruktur – werden mit 57,1 Millionen Euro veranschlagt und entsprechen rund fünf Prozent der Gesamtaufwendungen.
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