12.000 Arbeitslose mehr in Sachsen-Anhalt als vor einem Jahr
Wegen der Corona-Pandemie haben viele Sachsen-Anhalter ihren Job verloren. Die Zahl der Arbeitslosen ist im Mai auf 91.618 gestiegen. Das sind 3.721 mehr als im April und 11.894 mehr als vor einem Jahr. Die Quote beträgt 8,2 Prozent. In Halle liegt die Arbeitsloszahl bei 11.566, das sind 846 mehr als im April und 1.876 mehr als vor einem Jahr. Mit 9,9 Prozent liegt die Arbeitslosenquote in Halle deutlich über dem Landesdurchschnitt.
Hinzu kommt aber noch die sogenannte Unterbeschäftigung steigt. Hier werden auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus wie etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. 124.100 Sachsen-Anhalter sind betroffen. Das waren 2.300 mehr als im Vormonat und 4.200 mehr als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 10,9 Prozent.
Die Zahl der neuen Anzeigen auf Kurzarbeit hat sich im Mai nach dem historischen Hoch im März und April auf niedrigerem Niveau stabilisiert. Im März und April waren bei den Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt 20.800 Anzeigen auf Kurzarbeit eingegangen. Dahinter standen 199.000 Beschäftigte. Im Mai gab es dagegen 1.200 Anzeigen für 16.600 Beschäftigte. „Durch massiven Personaleinsatz aus anderen Bereichen, Wochenendarbeit und Überstunden unserer Mitarbeiter ist es gelungen, Verzögerungen bei der Bearbeitung weitestgehend zu vermeiden und die Leistung an die Unternehmen pünktlich auszuzahlen. Schwierigkeiten treten vor allem durch unvollständige Anträge und Abrechnungen auf“, erklärte Markus Behrens.
Im Mai haben fast 670 Selbstständige Anträge auf Grundsicherung neu bewilligt bekommen. Insgesamt betreuten die Jobcenter in Sachsen-Anhalt im Mai 2020 rund 143.800 erwerbsfähige Leistungsberechtige, das waren knapp 1.400 mehr als im April.
Seit Oktober 2019 haben sich rund 8.000 junge Menschen bei den Arbeitsagenturen gemeldet, um in eine Ausbildung vermittelt zu werden. Das waren 840 weniger als im Mai 2019. Demgegenüber haben Betriebe rund 10.200 Ausbildungsstellen bei den Arbeitsagenturen zur Besetzung gemeldet, das waren 1.000 weniger als vor einem Jahr.
6.000 Menschen meldeten sich im Mai aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren 1.500 weniger als im Vormonat aber 1.200 mehr als im Mai 2019. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus der Zeitarbeit (1.000), gefolgt vom Bereich wirtschaftliche Dienstleistung (900), dem Handel (700) und dem verarbeitenden Gewerbe (700). Aus einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung im Gastgewerbe meldeten sich 500 Menschen arbeitslos. 3.600 arbeitslose Männer und Frauen fanden im Mai eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren 320 weniger als im Vormonat und 2.000 weniger als im Mai 2019. Die Arbeitgeber meldeten im Mai 3.100 neue Stellen, das waren 1.000 mehr als im Vormonat, aber knapp 1.300 weniger als im Mai 2019.
„Es ist zu früh, Entwarnung für den Arbeitsmarkt zu geben. Bei den Arbeitslosenzahlen liegen wir deutlich über dem Niveau des Vorjahres und des Vormonats. Wir haben auch wesentlich mehr Entlassungen und weniger Einstellungen als im Vergleichsmonat vor einem Jahr. Es deutet sich aber an, dass die negativen Effekte der Pandemie an Intensität verlieren“, sagt der Chef der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt / Thüringen, Markus Behrens. „Die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes ist durch die Corona-Krise noch begrenzt, so dass weniger Menschen in den Arbeitsmarkt integriert werden konnten, dennoch ist die Zahl der Entlassungen im Vergleich zum Vormonat zurückgegangen und auch die Arbeitgeber melden wieder mehr Stellen. Mit dem Instrument der Kurzarbeit ist es gelungen, den Markt vergleichsweise stabil zu halten und eine größere Zahl von Entlassungen zu vermeiden. Jetzt kommt es darauf an, die Wirtschaft wieder hoch zu fahren und gleichzeitig neue Infektionswellen zu verhindern. Wir müssen aber davon ausgehen, dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt in den Sommermonaten nicht verbessert. Zu den Folgen der Corona-Pandemie kommen dann auch die saisontypischen Abschwungeffekte hinzu, die bis August ihre Wirkung entfalten“, erklärte Behrens.
„Der negative Trend am Arbeitsmarkt setzt sich fort, wenngleich nicht mehr mit derselben Dramatik wie in den letzten zwei Monaten. Vor 20 Jahren hätte ein Ereignis wie die CoronaKrise auf die Beschäftigungssituation erheblich größere Auswirkungen gehabt. Das ist aktuell trotz der erheblichen Verwerfungen in einigen Branchen zwar nicht zu erwarten, doch insbesondere die zurückhaltende Einstellungsbereitschaft der Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr sei kritisch für Berufseinsteiger und Arbeitslose“, so Petra Bratzke, Chefin der Agentur für Arbeit in Halle. Im Agenturbezirk Halle hilft aktuell Arbeitgebern und Arbeitnehmern das Instrument der Kurzarbeit und durch diese vielfach in Anspruch genommene Leistung wird die Systemrelevanz der Bundesagentur für Arbeit so deutlich wie selten zuvor. „Die regionalen Unternehmen müssen ihre Fachkräfte nicht entlassen und können flexibel und schnell, ohne umständliche neue Bewerbungsverfahren, sofort wieder anfahren, sobald das möglich ist. Die Arbeitnehmer werden durch Kurzarbeit nicht gekündigt. Davon profitiert die gesamte Region, weil jede Kurzarbeit besser ist als Arbeitslosigkeit mit ihren wirtschaftlichen und individuellen Folgen“, so Bratzke weiter.
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