20 Prozent Fehlfahrten – AOK Sachsen-Anhalt appelliert: Nicht immer gleich den Notarzt rufen, oft ist der Ärztliche Bereitschaftsdienst 116117 die richtige Wahl
Bei einem plötzlich auftretenden gesundheitlichen Problem ist der Schreck meist groß und schnell ärztliche Hilfe gefragt. Die meisten Betroffenen wählen dann sofort den Notruf 112. Oft ist das aber nicht notwendig und somit der falsche Weg. Geht gleichzeitig ein anderer Notruf ein, kann es hier zu lebensgefährlichen Situationen kommen, wenn der Rettungswagen gerade nicht verfügbar ist. Und da auch die sogenannten Fehlfahrten von Beitragsgeldern bezahlt werden müssen, kommen unnötige Notrufe alle Versicherten teuer zu stehen.
Während der Sprechzeiten ist zunächst der Hausarzt oder die Hausärztin zuständig. Außerhalb der üblichen Sprechstundenzeiten ist der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der bundesweit einheitlichen Rufnummer 116117 (ohne Vorwahl) kostenfrei erreichbar. In Sachsen-Anhalt ist der ärztliche Bereitschaftsdienst täglich ab 19 Uhr, mittwochs und freitags bereits ab 14 Uhr bis 7 Uhr des Folgetages besetzt. An Wochenenden und gesetzlichen Feiertagen sowie Heiligabend und Silvester ist der ärztliche Bereitschaftsdienst in Sachsen-Anhalt durchgehend eingerichtet.
„Der Notruf 112 muss dann angerufen werden, wenn Lebensgefahr besteht oder schwere gesundheitliche Schäden drohen, wenn nicht unverzüglich medizinische Hilfe erfolgt. Oft ist aber die 116117 die richtige Wahl, auch wenn die Betroffenen es in dem Moment als eine bedrohliche Situation wahrnehmen“, sagt Marion Strickmann, Leiterin des Geschäftsbereichs Gesundheit und Medizin bei der AOK Sachsen-Anhalt.
Telefonnummer 116117 wählen, wenn es nicht lebensbedrohlich ist
Bei nicht lebensbedrohlichen Krankheiten, wie z.B. starken Hals- oder Ohrenschmerzen oder akuten Rückenschmerzen, die nicht bis zur nächsten Sprechstunde in der Hausarztpraxis warten können, kann die 116117 gewählt werden. In der Leitstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt nimmt medizinisches Fachpersonal (u.a. Notfallsanitäter, Krankenschwestern, Gesundheits- und Krankenpfleger oder Arzthelferinnen) den jeweiligen Sachverhalt auf und steuert den Patienten in die richtige Versorgungsebene. Dies kann beispielsweise die nächstgelegene Bereitschaftspraxis sein. Bei Bedarf kann auch ein direkter Kontakt zum diensthabenden Arzt hergestellt werden, der gegebenenfalls einen Hausbesuch vornimmt. Sollte durch die Mitarbeitenden festgestellt werden, dass es sich doch um einen Notfall handelt, erfolgt die Kontaktaufnahme zur 112 und ein Rettungsmittel wird alarmiert.
20 Prozent Fehlfahrten
Seit Jahren steigen auch in Sachsen-Anhalt die Einsatzzahlen bei den Rettungsdiensten. Durchschnittlich 20 Prozent aller Fahrten mit dem Rettungswagen waren dabei in den letzten Jahren sogenannte Fehlfahrten. In 2022 waren das rund 65.500 Fahrten – eine steigende Tendenz für das Jahr 2023 ist bereits jetzt absehbar.
Für Notfallsanitäter und Notärzte sind die steigenden Einsatzzahlen eine enorme Arbeitsbelastung. Da sind Fehlfahrten umso ärgerlicher. „Das sind Fahrten, bei denen ein Rettungswagen gerufen wird, aber schlussendlich kein Transport ins Krankenhaus erfolgt. Häufiger Grund: Es liegt gar kein Notfall vor“, berichtet Marion Strickmann. „Ein Besuch in der Sprechstunde des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes oder ein Hausbesuch des Bereitschaftsarztes ist in vielen Fällen die geeignete Versorgung“, so Strickmann weiter.
„Zuweilen kommen wir uns wie ein Krankenhaustaxi vor“, sagt Marko Trenkler, Leiter Rettungsdienst beim Arbeiter-Samariter-Bund Magdeburg. „Einfaches Nasenbluten, ein leichter grippaler Infekt, Regel- oder Zahnschmerzen“, nennt der Rettungsdienstchef aus eigenem Erleben Beispiele, warum Menschen, die sich nicht in akuter Gefahr befinden, den Notarzt rufen.
Neben der Unkenntnis über den Ärztlichen Bereitschaftsdienst, sei es oft Bequemlichkeit, warum selbst bei kleinen Beschwerden der Notruf gewählt wird. „Mein Hausarzt hat Urlaub“ oder „Ich wollte mit der Schnittwunde im Finger nicht so lange in der Notaufnahme des Krankenhauses warten“, seien gängige Antworten. Oder: Jemand hat den ganzen Tag über Beschwerden. Abends wird dann der Rettungsdienst gerufen. Das Ganze stellt sich schließlich als Magenverstimmung heraus.
Rettungsdienst für echte Notfälle verfügbar halten
Geht gleichzeitig ein anderer Notruf ein, kann es hier zu lebensgefährlichen Situationen kommen, wenn das Einsatzmittel deswegen gerade nicht verfügbar ist. Passiert zum Beispiel ein schwerer Unfall in einer Ecke des Einsatzbereiches, während das Rettungsfahrzeug in der entgegengesetzten Richtung unterwegs ist, vergehen wertvolle Minuten. Außerdem kommen die Fehlfahrten die gesamte Versichertengemeinschaft teuer zu stehen.
Aus den genannten Gründen gilt: Die Notfallnummer 112 nur in lebensbedrohlichen Lagen wählen, oder wenn schwere gesundheitliche Schäden drohen. Benötigt jemand akut ärztliche Hilfe außerhalb der Sprechzeiten und die Behandlung der Beschwerden kann nicht bis zu den Öffnungszeiten der Praxen warten, ist das ein Fall für den Ärztlichen Bereitschaftsdienst, Telefon 116117.
Den Service gibt es auch digital: Im Internet unter www.116117.de oder per App. Dort gibt es auch einen elektronischen Terminservice, der unter anderem dabei unterstützt, zeitnah einen Termin in einer Facharzt- oder Psychotherapiepraxis zu finden. Neben der Überweisung können die Patienten von ihrer Arztpraxis auch einen Vermittlungscode erhalten. Mit diesem Code und der Postleitzahl kann online nach Arztpraxen der entsprechenden Fachrichtung gesucht und ein Termin gebucht werden.
Wie soll der Normalbürger mit ausreichender Sicherheit feststellen, ob die Situation „lebensbedrohlich“ ist? Die einen rufen den Notarzt schon wegen Halsweh (klar bullshit), die anderen haben aber vielleicht wirklich was bedrohliches, trauen sich aber nicht anzurufen, weil hier wieder davor gewarnt wird (112 erst wenn fast tot…). Die Rettungsleitstelle hört sich doch eh erstmal an was los ist und kann dann noch entscheiden. Lieber einmal zuviel, als letztmalig zu wenig angerufen!
Ja dann mach halt.
20% Fehlfahrten? Mitnichten!
Es sind mindestens doppelt so viele Fehlfahrten für Notärztinnen und Notärzte!
Das Gleiche gilt für Sanitäterinnen und Sanitäter! (Rettungswagen)
Auch und das ist wirklich richtig schlimm, fliegt der Rettungshubschrauber sehr viele unnütze Einsätze! Mindestens die Hälfte der RTH Einsätze sind keine akuten Notfälle.
Deutschland hat ein extremes „Notruf“ Problem.
Und Niemanden scheint das wirklich zu interessieren.
Es wird zwar immer gesagt, die Bevölkerung ist schuld, weil zu schnell die 112 gewählt wird, aber der Gesetzgeber ändert hier nichts, zumindest nicht sofort.
Im Ausland gibt es zudem meistens gar keinen Notarzt, Notärztin, dort arbeiten Sanitäterinnen und Sanitäter (Paramedics) eigenständig und sehr kompetent.
Das könnten jene hier auch, dürfen aber fast nichts!
Und so kommt es zu einer Spirale, die nie endet.
Eine Patientin oder ein Patient hat z.B. einen zu hohen Blutdruck und weil es nicht eindeutig gesetzlich geregelt ist und der oder die Notfallsanitäterin keine senkenden Medikamente verabreichen darf, wird ein Notarzt angefordert. Ist kein NEF (Notarzteinsatzfahrzeug) am Boden frei, wird der Rettungshubschrauber angefordert, um den Arzt oder die Ärztin zum Einsatzort zu bringen.
Das ist derart absurd! Dafür findet man kaum Worte.
Und wer könnte es ändern? Richtig, Die Ärzte/Ärztinnen selbst.
Und natürlich die Ärztekammern.
CAVE: Die Ärzte/innen Lobby ist in Deutschland noch viel zu groß!
Ein Arzt, eine Ärztin hat jahrelang studiert und weitreichende Weiterbildungen genossen, eine Facharztausbildung gemacht etc. Diese Berufsgruppe sollte in Praxen und Kliniken ihren Dienst verrichten und nicht im immer größeren Monster Rettungungsdienst ihre Zeit verschwenden.
Und gebt endlich den Notfallsanitätern und Notfallsanitäterinnen mehr Kompetenzen! Die können das! Die können das richtig gut, wenn man sie regelmäßig weiterbildet!
Für Insider:-) Schafft endlich die sinnlose HKS ab! Eine derart schlechte und sinnlose Pseudoweiterbildung. Das gibts glaube nur in Halle! Ein Ego Projekt diverser Alphamänner:-)
Und Sorry, ich bin selbst Mediziner und kenne sehr viele Sanitäter und Sanitäterinnen, ich weiß, dass die sehr gute Arbeit leisten, trotz der immer größeren Belastung!
In diesem Sinne, 112 🙂
„….Für Insider:-) Schafft endlich die sinnlose HKS ab! Eine derart schlechte und sinnlose Pseudoweiterbildung. Das gibts glaube nur in Halle! Ein Ego Projekt diverser Alphamänner:-)…“
dem ist nichts hinzuzufügen 👍
Danke für den Beitrag 😊
Oder der bei der 112 den Anruf annehmende hört sich an, was vorliegt und leitet dann das Gespräch an die 116117 weiter, wenn es sich herausstellt, dass der Anufer dort hingehört ?
Das wäre in der Theorie sicher ne Möglichkeit – aber wenn der Anrufer der Meinung ist, sein aufgekratzter Pickel gehört zur 112, dann wird er auch nicht den Rat der 116 117 annehmen und zu seinem Hausarzt gehen, sondern dann ruft er wieder die 112 an.
…und landet wieder bei der Leitstelle und vermutlich sogar beim selben Menschen am anderen Ende der Leitung. Na und?
Hast Recht. Die sind ja dazu da, um Telefonate anzunehmen. Haben nichts weiter zu tun.
Ist deren Arbeit, also wo ist dein Problem?
Heißt doch immer “ Lieber einmal mehr die 110/112 rufen, als einmal zu wenig“ und jetzt auf einmal :…Nicht immer gleich den Notarzt rufen..“?
Muss man nicht verstehen
Verlangt auch niemand von Dir.
Der Artikel hat es doch nun ausführlichst erklärt. Wie erkenntnisresistent kann man denn bitte sein???
„Mehrere Kinder wählten vergangenen Montag, 28. August, wiederholt und ohne Grund die Notrufnummern der Polizei (110) und Feuerwehr (112). Am späten Nachmittag klingelten mehrfach die Telefone der Leitstellen der Polizei und der Feuerwehr. Ein Grund für die Anrufe war nicht zu ermitteln, da stets nach wenigen Sekunden wieder aufgelegt wurde“
Mehr braucht’s nicht um zu verstehen warum die Leitstelle für Notrufe immer mehr zweifelt, wenn irgendwas wichtiges gemeldet wird
Ja, mehrere Kinder können so eine Rettungs-Infrastruktur, die auch in Krisen funktionieren muss, schonmal komplett außer Kraft setzen. Schuld an diesem Zustand sind natürlich die Kinder …
Nur weil ich die 112 anrufe muss die Leitstelle ja keinen Rettungswagen schicken. Dort sitzen ja ausgebildete Menschen und DIE entscheiden, ob und welches Rettungsmittel eingesetzt wird.
Das ist nicht die Aufgabe der Patienten, die sind dazu nicht ausgebildet.
Und wenn die Patienten an der 112 unklare Aussagen machen und zur Sicherheit etwas höherwertiges gemacht wird, als später rückblickend notwendig gewesen wäre, dann hat der Anrufer eben nicht genug gewusst.
Ich kann nur dazu aufrufen, wenn ihr Hilfe braucht oder jemandem helfen wollt und euch nicht sicher seid und ihr nicht sicher seid, dass die Warteschlange bei der 116117 nicht doch zu lang ist, nehmt die 112 und beschreibt was das Problem ist. Dort sitzen Ärzte am Telefon, die müssen das beurteilen.
Endlich mal ein sinnvoller Kommentar zum Thema.
…und der Rest der Einsatzkräfte ist ständig mit dem stundenlangen Bemuttern von festgeklebten Irren beschäftigt…