35% aller Erwerbstätigen in Halle (Saale) haben nur einen befristeten Job

„Jobs auf Zeit“ sind wackelig: Wer heute in Halle (Saale) einen neuen Arbeitsvertrag unterschreibt, der muss immer noch damit rechnen, dass nach einem oder anderthalb Jahren Schluss ist mit dem Job. „Es gibt zwar einen Fachkräftemangel. Trotzdem verzichten einige Betriebe in Halle nach wie vor darauf, ihre Beschäftigten zu binden: Sie drücken ihnen Verträge mit Zeitlimit in die Hand“, sagt Christian Ullmann von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).
Der Geschäftsführer der NGG Leipzig-Halle-Dessau nennt aktuelle Zahlen und beruft sich dabei auf die Bundesagentur für Arbeit: So haben nach Angaben der Gewerkschaft im ersten Quartal dieses Jahres private und öffentliche Arbeitgeber in Halle rund 7.290 Arbeitsverträge abgeschlossen. „35 Prozent davon waren befristete Jobs. Bundesweit lag diese Quote bei knapp 34 Prozent. Ganz klar: Ziel muss es sein, so wenig befristete Jobs wie möglich zu haben“, sagt Christian Ullmann. Er rät Beschäftigten, vor der Unterschrift unter einem Arbeitsvertrag nachzuhaken, warum dieser befristet sei.
„Arbeitsverträge auf Zeit bedeuten ‚wackelige Jobs‘. Wer also einen Arbeitsplatz mit Perspektive sucht, der wird keinen ‚Job mit Verfallsdatum‘ nehmen, wenn es Alternativen gibt. Daran hängt schließlich vieles: Befristete Arbeitsverträge machen die Wohnungssuche deutlich schwerer. Außerdem sind sie eine hohe Hürde bei Krediten – und damit auch für entscheidende Anschaffungen: vom Auto bis zum Wohneigentum“, so Ullmann. Oft komme dadurch sogar die Familienplanung ins Rutschen. „Außerdem ist vielen Arbeitnehmern nicht bewusst, dass ihnen beim Wechsel von einem unbefristeten in ein befristetes Arbeitsverhältnis sogar eine Sperre vom Arbeitsamt drohen kann. Im Falle einer anschließenden Arbeitslosigkeit gibt es dann kein Geld“, sagt der Gewerkschafter.
Die NGG Leipzig-Halle-Dessau fordert, Befristungen ohne konkreten Sachgrund abzuschaffen. Eigentlich hatte sich die inzwischen zerbrochene Ampel-Koalition vorgenommen, „Ketten-Befristungen“ einzudämmen, um die Zahl von Zeitverträgen zu reduzieren. „Das ist nur eine von vielen liegengebliebenen Aufgaben der Ampel. Aber eine, die für die Beschäftigten wichtig ist“, so Christian Ullmann. Die Reduzierung von befristeten Arbeitsverträgen bleibe daher ein Problem, um das sich die nächste Bundesregierung und der neue Bundestag kümmern müssten.
Ein Dorn im Auge ist der Gewerkschaft die befristete Weiterbeschäftigung nach einer Ausbildung: Wer nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung nur eine Übernahme auf Zeit angeboten bekomme, dem fehle die berufliche Perspektive. „Ein ‚Job mit Verfallsdatum‘ kann schnell zur Karrierefalle werden. Junge Menschen lassen sich nicht auf der ‚beruflichen Warmhalteplatte‘ parken – weder in der Lebensmittelproduktion noch in der Gastronomie oder in anderen Branchen“, sagt Christian Ullmann.
In der Praxis sei diese Botschaft allerdings noch längst nicht angekommen: Mit 48 Prozent war bundesweit fast jede zweite Neueinstellung von unter 25-Jährigen befristet. Das geht aus aktuellen Zahlen der Böckler-Stiftung hervor. „Außerdem nutzen Arbeitgeber die vermeintlich schwächere Position von Menschen aus, die keine Berufsausbildung haben: Gut die Hälfte von ihnen bekommt bei einer neuen Stelle nur einen befristeten Arbeitsvertrag“, so Christian Ullmann. Auch das habe die Analyse der Böckler-Stiftung ergeben. Menschen mit Berufsausbildung hätten dagegen nur zu knapp 28 Prozent einen befristeten Job.
„Es gibt zwar einen Fachkräftemangel…“
Den „Fachkräftemangel“ gibt es nur in Talkshows, in Sonntagsredend und in den Zeitungen, wo sich der nette Herr „Fachkräftemangel“ in seiner ganzen Grösse und Schönheit abbilden lässt.
Wenn man einen Job sucht und gerne mal Unterstützung vom Herrn „Fachkräftemangel“ hätte, gibt es den Fachkräftemangel NICHT!!
Man muss aber schon eine Fachkraft in irgendwas sein, wenn man einen Job sucht und vom Fachkräftemangel profitieren will.
Doch nette Nichtfachkraft, es gibt ihn massiv, den Fachkräftemangel. Wir müssen Stellen oft mehrfach über Monate ausschreiben, da Bewerbungen oft nur aus Nicht-EU-Ländern kommen. Es ist ein massives Problem, und mit Ex-Kohlekumpeln oder VW-Fließbandarbeitern kann ich nichts anfangen. Ich brauche Informatiker und Programmierer die zugleich Fachwissen in Ingenieurwesen haben, oder Datenexperten die ML tools für Fachanwendungen entwickeln. Und für meinen übergewichtigen Vater brauche ich eine kräftige Pflegekraft im Haus, und dann noch Handwerker, die auch kleine Reparaturaufträge machen etc. etc, alles gar nicht oder schwer zu bekommen.
Was sucht ihr denn zur Zeit am dringendsten?
Wie wäre es mal mit selber ausbilden?
Den größten Anteil daran dürfte der öffentliche Dienst haben. Wenn man sich schon auf Zahlen der Agentur für Arbeit beruft, hätten gute Journalisten (gab es früher) sofort gegengefragt, warum die Agentur selbst fast ausschließlich befristet einstellt. Und das teilweise für nur 6 oder 12 Monate.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten vertritt keine Beschäftigten der Arbeitsagentur.
Die Gewerkschaft NGG vertritt auch nicht die 35% mit befristeten Arbeitsverträgen.
Dann frag mal, wieviel Prozent im Gastgewerbe befristet angestellt sind.
Als wenn Befristung ein Problem ist. Ich habe selbst bis 43 fast nur befristet gearbeitet. Wer sich selbst was zutraut, den stört es nicht. Und in den 90er und 00er Jahren war der Arbeitsmarkt lange nicht so arbeitnehmerfreundlich wie jetzt. Ich habe Kollegen mit fester Stelle gesehen, die schneller arbeitslos waren, als ich als Befristeter, weil es mit der Firma bergab ging. Befristet oder nicht ist Wurst – entscheidend sind Arbeitgeber und eigene Qualifikation. und Einstellung. Und nicht vergessen, man kann sich auch selbständig machen.
„Trotzdem verzichten einige Betriebe in Halle nach wie vor darauf, ihre Beschäftigten zu binden: Sie drücken ihnen Verträge mit Zeitlimit in die Hand““
Wo soll da das Problem sein? Bei Befristungen wissen die AN eben, worauf sie sich einstellen können und ab wann sie eben wieder Bewerbungen schreiben dürfen. In Zeiten des Fachkräftemangels findet jeder eine bezahlte Anstellung in Halle.
„Die NGG Leipzig-Halle-Dessau fordert, Befristungen ohne konkreten Sachgrund abzuschaffen.“
Unternehmen würden gerne auf Befristungen verzichten, wenn im Gegenzug der umständliche Kündigungsschutz wegfiele. Einfach eine generelle Kündigungsfrist ohne Begründung von 4 Wochen einführen, dann geht es auch ohne Befristung.
„„Außerdem nutzen Arbeitgeber die vermeintlich schwächere Position von Menschen aus, die keine Berufsausbildung haben“
Die „vermeintlich“ schwächere Position? So etwas gibt es doch nicht. Entweder ist eine Position schwächer oder eben nicht. „vermeintlich“ ist da gar nichts.
Junge, du setzt dich 20 Uhr hin und schreibst so einen Unsinn, anstatt den Abend mit deiner ausgedachten Familie zu verbringen?
Zeig Mal deine Unterschriftensammlung, wenn du dich erdreistest für alle Unternehmen bzgl. des Kündigungsschutzs zu sprechen.
Wenn jeder eine bezahlte Anstellung in Halle findet, warum ist dann der Anteil der Bürgergeldempfänger so hoch?