„Streit, Zoff & Beef“ – Ausstellung des Stadtmuseums Halle zum Kulturellen Themenjahr 2023 zur Streitkultur öffnet heute
Unter dem Titel „Streit, Zoff & Beef“ präsentiert das Stadtmuseum Halle am heutigen Sonntag um 14 Uhr eine ambitionierte experimentelle Ausstellung. Bereits beim Ausstellungsmachen wurden neue Wege beschritten und künftige Besucherinnen und Besucher beteiligt. Die Ausstellung ist museumsuntypisch unfertig und bietet Raum zum Wachsen. In ihrem Zentrum steht ein Streitforum. Sie greift Fragen auf, die generationsübergreifend viele Menschen in Halle umtreiben und die gleichzeitig überregional heftig diskutiert werden.
Seit mehreren Jahren präsentiert das Stadtmuseum Halle immer wieder Ausstellungen mit zeitgeschichtlicher Perspektive und einem starken Gegenwartsbezug. Es bezieht bewusst Postion in aktuellen gesellschaftlichen Debatten und spricht auf eine verständliche Art sowie modernen barrierefreien Ausstellungsgestaltungen junge und ältere Besucher gleichermaßen an. Die neue Jahresausstellung „Streit, Zoff & Beef“ knüpft daran an.
Bereits beim Ausstellungsmachen hat das Stadtmuseum neue Wege beschritten. So war diesmal das gesamte Team des Museums in einem kreativen kollaborativen Diskussionsprozess auf Augenhöhe an der Ausstellungskonzeption beteiligt. Entstanden ist „Streit, Zoff & Beef“ von Anfang an in Rückgriff auf die Netzwerke des Stadtmuseums in einem fruchtbringenden Dialog mit Schülerinnen und Schülern, u.a. des Christian-Wolff-Gymnasiums, mit Zeitzeugen, mit Menschen mit Beeinträchtigungen, Menschen mit Migrationshintergrund, mit Politikern und vielen anderen. Das sehr große Interesse am Thema hat das Ausstellungsteam getragen und zugleich herausgefordert.
Die gesamte Ausstellungsarchitektur, sie wird verantwortet vom Axel Göhre, strahlt in lebendigen Farben und an den Wänden finden sich an vielen Stellen gezeichnete Sprüche und Bilder des in Halle bekannten Zeichners Sebastian Gerstengarbe. Sie wirkt einladend, an passenden Stellen bewusst improvisiert und bietet barrierefreie Zugänge.
Dieses Mitgestalten und aktive Mittun endet nicht mit der Eröffnung, denn die neue Ausstellung ist eine wachsende Ausstellung, die vom Mitmachen während der gesamten Laufzeit noch mehr an Aussagekraft gewinnen kann. Zentraler Ort der Ausstellung ist ein Streitforum. Vier Filme geben Impulse zu heutigen Streitthemen in Halle und laden ein, nicht nur zu diesen Positionen auszutauschen.
Nicht nur in der eigenen Familie sondern in der gesamten Stadtgesesellschaft gibt es Themen, die uns zum Streit herausfordern. Spannungsfelder sind neben dem privaten häuslichen Küchentisch, die Auseinandersetzungen im Stadtrat, der Disput zum Platz, den wir jungen Menschen und Zugewanderten in Halle einräumen.
1848, 1920er Jahre und 1989 stehen in Halle für Zeiten des kämpferischen Aufbegehrens gegen die bestehende gesellschaftliche Ordnung. Alte und neue Kräfte ringen mit Gewalt um eine Veränderung der Verhältnisse: Revolutionäre Zeiten, die sehr viele Opfer forderten oder friedlich waren.
Ein Ausstellungskapitel widmet sich dem Gedächtnis der Stadt. Was sich in dieses einbrennt und wie man historischen Personen und Ereignissen gedenkt, ist ein oft strittiger Verhandlungsprozess um Denkmale und Straßennamen. Dafür stehen u.a. Diskussionen zum Abriss der Fäuste, die Geschichte des Hanserings und seiner Denkmale. Arbeiten von Schülern aus Halle und Prag zeigen, wie junge Menschen in der Auseinandersetzung mit historischen Ereignissen Vorstellungen zum Gedenken entwickeln. Sie haben sich aus künstlerischer Sicht mit den Verbrechen Reinhard Heydrichs, dem Prager Attentat und den darauf folgenden Vergeltung auseinandergesetzt.
Hallenserinnen und Hallenser, ob jung oder alt wissen, wie man für oder gegen etwas protestiert. In Zeiten der Transformation in den neunziger Jahren ging es um den Erhalt von Arbeitsplätzen, in Halle ein Symbol ist der Kampf um den Erhalt des Waggonbau Ammendorf. Immer wieder spielen Umweltthemen eine Rolle wie die Verschmutzung der Saale, der Erhalt der Linden am Riveufer oder die Entwicklung einer klimagerechten Stadt.
Oft überlagern sowohl im eigenen subjektiven Empfinden als auch in der medialen Darstellung die strittigen Themen den starken gesellschaftlichen Zusammenhalt, den es in der Stadt Halle gibt. Beispielhaft dafür stehen u. a. die gemeinschaftliche Stärke zur Hochwassersituation im Jahr 2013, die gezeigte Solidarität und die starke Betroffenheit nach dem Anschlag auf die Jüdische Gemeinde im Jahr 2019, frühere und heutige Bündisse und Interessengemeinschaften wie die Logen der Freimaurer sowie die von Julia Fenske porträtierten Mitglieder von Gruppen und Vereinen in Halle-Neustadt oder um das Engagement um den Erhalt von Kunstwerken im öffentlichen Raum.
Vielleicht sollte man zwischen Streit und Unterdrückung bzw. Streik und Krieg bzw. Streiten und sich belegen bzw. Verklagen unterscheiden. Dass Hallenser nicht streiten bzw. sich nur gegenseitig belegen und fertigmachen können,ohne dass es jemals zu einer Versöhnung der Streitparteien mit gegenseitigem Respekt kommt, zeigt wohl diese lokale Nachrichtenseite. Streiten heißt auch manchmal nachgeben und nicht um jeden Preis “ laut und uneinsichtig“ wie kleine sture Kinder unbedingt Recht behalten und Sieger sein wollen.
Ob diese Ausstellung etwas zur tatsächlich politischen Geschichte der Stadt Halle der 1920er Jahre beiträgt, darf bezweifelt werden. Stattdessen wird das Märchen vom Aufstieg der Arbeiterschaft – sprich Propaganda der DDR-Schulbildung – als SED-Narrativ-Lüge weiterpropagiert – also der Lüge, dass die SPD und KPD angeblich die stärksten politischen Kräfte in Halle der 1920er und frühen 1930er Jahre gewesen wären. Die Wahrheit sowohl bei Stadtrats- als auch bei Reichstagswahlen war die Partei des Nationalliberalismus – die DDP (Walter Rathenau) – die stärkste politische Kraft. Die MZ und ihre Linkspartei verbreiten über jene Zeit in Halle naturgemäß im Duktus und Blickwinkel von DDR-Erziehung- und Propaganda. Insofern ist diese Ausstellung pädagogisch wertlos und Propagandamüll. Ein glücklicher Umstand ist, dass beide an Zustimmung spürbar verlieren.
Man muss sich nur vor Augen führen, wie die Museumsleitung auf ihren Posten gekommen ist! Dann werden einem auch die Seilschaften zwischen bestimmten linken Parteien/Fraktionen und der „Kunstszene´´ klar. Und auch hier hatte Wiegand einen starken Einfluss auf die Besetzung.
Grandios, dass er das beurteilen kann, ohne überhaupt dagewesen zu sein. Das zeigt von wahrer Klasse. Wenn man mehr als ein Bild anschaut oder vielleicht den Text liest, es könnte wohl um was anderes gehen.
In Halle streiten, heißt entweder Rolladen runter, Rauswurf und Anzeige und das war’s oder sich aufs Maul hauen.