Apotheken in Sachsen-Anhalt stehen vor wirtschaftlichem Kipppunkt
„Wir stehen am Kipppunkt. Wenn nicht sehr zügig etwas passiert, dann wird bald das flächendeckende Netz der Apotheken in sich zusammenbrechen. Schon heute stehen bundesweit etwa ein Drittel der Apotheken nicht mehr auf wirtschaftlich soliden Füßen.“ Diese Aussage traf Marc-Florian Witsch am 4. März 2024 beim Besuch von CDU-Landtagspolitikern Tobias Krull und Tim Teßmann in der Apotheke seiner Kollegin Anne-Kathrin Haus in Colbitz. Gekommen waren die beiden Landespolitiker auf Einladung der jungen Inhaberin, die auf die schlechte Lage der Apotheken direkt vor Ort aufmerksam machen wollte.
Nachdem der Bundesgerichtshof (BGH) am 8. Februar 2024 in einem Fall entschieden hatte, dass der pharmazeutische Großhändler einer Apotheke nicht mehr als 3,15 Prozent Rabatt inklusive Skonto geben darf, droht den Apotheken die wirtschaftliche Basis zu entgleiten, sollte das Gericht in seiner Urteilsbegründung den Sachverhalt als allgemein gültig erklären. In diesem Fall müsse schnellstens eine Anpassung der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) erfolgen, damit die sogenannten Skonti (Preisnachlässe für vorfristige Zahlung) im Verhältnis zwischen Apotheke und Arzneilieferanten erlaubt bleiben. „Grundsätzlich brauchen wir ebenso eine drastische Absenkung des Kassenabschlags, um die gestiegenen Kosten auszugleichen. Ansonsten kann ich meine ländliche Apotheke nicht mehr wirtschaftlich betreiben. Leidtragende wären die Patienten, denen eine wohnortnahe Arzneimittelversorgung fehlen würde. Denn die nächsten Apotheken sind weit entfernt, was unweigerlich zu längeren Wegen für meine Patienten führen würde“, erklärte Anne-Kathrin Haus. Damit es nicht soweit kommt, öffnet sie für alle interessierten politisch Handelnden ihre Türen und wirbt für die wohnortnahe Patientenversorgung. „Gerade die kleinteilige Struktur hat sich bewährt und gewährleistetet eine solide Patientenversorgung – z.B. auch in Krisenzeiten. Das gilt es unbedingt zu erhalten“, gab sie den beiden Politikern mit auf den Weg. Diese wollen nun die Lage der Apotheken im nächsten Gesundheitsausschuss des Landtages beraten lassen.
Marc-Florian Witsch hat seine Apotheke im ebenfalls ländlich geprägtem Weferlingen und er sitzt für den Landesapothekerverband Sachsen-Anhalt im erweiterten Vorstand. Er brachte die Kernforderung des Verbands auf den Punkt: „Die Apotheken fahren momentan auf Verschleiß. Investitionen können nicht mehr getätigt werden, weil uns der finanzielle Spielraum fehlt. Es ist doch eine Ironie des Systems, dass wir als Kaufleute gezwungen sind, wie diese zu agieren. Aber die gesetzlichen Vorgaben legen uns Ketten an, so dass wir nicht wie Kaufleute arbeiten können. Darum sind wir im Arbeitsalltag ja auch keine Kaufleute, sondern Heilberufler. Und als Heilberufler brauchen wir eine Erhöhung unseres Grundhonorars wenigstens als Inflationsausgleich. Anders geht es nicht mehr.“
Foto: K. Pohl/LAV
Zitat: Nach Angaben von apobank.de verdienen selbstständige Apothker durchschnittlich 162.900 Euro im Jahr, was ungefähr 13.575 Euro im Monat entspricht. Zitat Ende
Ist das jetzt Gewinn vor oder nach Steuern? Und verdienen sie das für sich allein oder nur für die gesamte Apotheke, incl. Mitarbeitern?
Und ist die Finca auf Malle schon abbezahlt und steht der dritte Benz schon vor der Tür?
Das bezieht alle Apotheken, auch die großen Versandapotheken und Zytostatika-herstellende Apotheken, mit ein. D.h. es gibt natürlich viele rentable Apotheken, aber in der Regel nur, wenn die Apotheken sehr groß sind oder Zuverdienste wie oben generieren. Die Apothekenzahl insgesamt ist deshalb so niedrig wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Sie merken das in den meisten Städten noch nicht, aber auf dem Land ist das Problem zunehmend spürbar. Und natürlich bekommen wir täglich auch die Sorgen unserer Patienten in schwieriger wirtschaftlicher Lage mit. Nur – Sozialneid ist wirklich keine sinnvolle Antwort auf all diese Probleme.
Ich empfehle den Apothekern erstmal eine Tablette gegen Nervosität und Illusionen. Zur Not geht auch ein Schnaps.
P.S. Wann kommt endlich das Rettungsprogramm für Steuerberater?
Der kommt wenn eine Steuerkanzlei aus der EU diese erklären darf . Sorry aber ,….
Nichts und niemand steht zur Zeit auf soliden finanziellen Füßen. Dieser Ausdruck ist außerdem mehr als schwammig. Was soll das bedeuten? Wenn ich meine Raten für mein 21-Zimmer Haus nicht mehr zahlen kann, stehe ich nicht mehr auf soliden finanziellen Füßen. Das Geheule geht mir auf den Keks. Jahrzehnte lang in Saus und Braus gelebt und nun ändert sich etwas, damit kommen die meisten nicht klar. Alle Unternehmen sind stets und ständig in der Transformation, weil sich das Drumherum stets ändert.
Ich würde behaupten 10% stehen auf unverschämt soliden Füßen und weitere 20% der Deutschen stehen auf sehr soliden Füßen , die immer breiter werden, während sich die restlichen 70% gegenseitig fertig machen und fein nach unten Treten, so wie sich das gehört.
Aber ja, die Welt verändert sich, zum Glück! Wir sollten trotzdem aufhören uns das Leben schwerer zu machen als nötig, denn die wahrscheinlich ist Hoch das wir unter den 70% weilen. Habt euch lieb und gönnt euch selbst und den anderen etwas.
Wenn man nicht alle 10 Meter eine Apotheke zulassen würde, wäre den Apothekern doch schon sehr geholfen.
Aber wir brauchen ja auch unbedingt knapp 80 davon.
Warum erhöhen die Apotheken nicht einfach die Preise? Keine Apotheke ist gezwungen, Medikamente mit Verlust zu verkaufen.
Wieder einmal ein Kommentar der zeigt wie ahnungslos FDP Mitglieder durch die Welt laufen.
Die Preise bei verschreibungspflichtigen Medikamenten sind vorgegeben; nur bei rezeptfreien Arzneimitteln dürfen die Apotheken diese selbst bestimmen.
Der ist kein FDP Mitglied!
Mit seiner Meinung würden die ihn rund wie ein Buslenker machen.
10010110,
doch, das bin ich schon seit vielen Jahren, ob es Ihnen gefällt oder nicht. 🙂
Was Sie nicht verstehen, ist, dass es bei der FDP innerparteilichen Pluralismus gibt, das heißt, die Meinungen und Standpunkte sind verschieden und werden nicht von oben, wie bei der SPD und der Linkspartei üblich, vorgegeben. Wir Liberale vertreten ein sehr breites meinungspolitisches Spektrum und respektieren und unterstützen uns gegenseitig.
Woher nehmen Sie Ihre Weisheiten, wenn Sie doch „nur“ in der FDP Mitglied sein wollen? Alles nur Vermutung, Gerede, Unterstellung:
Wo soll er das her wissen. Er ist Privat Versichert, da bekommt er ein grünes Rezept für die Verschreibungspflichtigen Medikamente und dann gilt die Preisbindung (durch die Krankenkassen) nicht.
Die Schmutzfee,
Sie haben recht, aber die Rezepte sind für Privatversicherte blau oder weiß.
Ein Privatrezept kann auch eine handschrifliche Notiz auf einem Bierdeckel sein. Solange da ein Stempel und eine Unterschrift vom Arzt drauf ist, ist die Form völlig egal.
Man mag es kaum glauben, wenn man wenig Allgemeinbildung hat, aber auch Arzneimittel und deren Verschreibung sind in Deutschland geregelt.
Natürlich kann dir dein Arzt auch einen lieben Gruß auf ein Stück Klopapier kritzeln. In der Apotheke bekommst du damit aber genau so wenig wie mit deinem gestempelten Bierdeckel.
Auf Halle (Saale) bezogen: Wie viele Apotheken gab es in unserer Stadt 1940, 1960, 1989 und 1995?
Haben die Krankheiten zugenommen? Antwort: Ja, die Wissenschaft hat mehr herausgefunden über Krankheiten der Menschen. Aber nicht sooo viel prozentual, wie sich die Anzahl der Apotheken erhöhte.
Verspekuliert- sagt man an der Börse.
Das Problem betrifft die Großstädte eher nicht. Aber Sachsen-Anhalt ist ländlich geprägt, und für die medizinische Versorgung auf dem Land sollte man mal über Förderprogramme für Apotheken nachdenken, so wie für Praxen und Kliniken.
Wieviele Apotheken brauchen wir?
Teilweise sind da, wo früher eine Apotheke war, heute zwei in fußläufiger Entfernung.
Die rezeptpflichtigen Medikamente sind zumeist Fertig-Arzneimittel (natürlich oft teuer). Sicher sollten die Apotheker wissen, welche Inhalte ein Medikament hat und wie sie das ggf substituieren können. Dabei kann auch ein Computer unterstützen. Das Zusammensuchen kann sehr gut ein Roboter übernehmen.
Es gibt auch Versand-Apotheken, die bei rezeptpflichtigen Medikamenten (die letztendlich die Solidargemeinschaft der Versicherten zahlt) die Versandkosten übernehmen, bei freien ab einer bestimmten Summe.
Genau, weil Sie von Geldgebern gesponsert werden, die ins System der Versender zubuttern – um Kunden zu fischen. Dazu keine Notdienste – prima Plan, so lange man nicht akut und ernsthaft krank wird.
Und unterstützen Sie gerne auch ausländische Versender: Steuern in Deutschland zahlen, Arbeitsplätze vor Ort sichern, Infrastruktur flächendeckend aufrecht erhalten, niederschwelliger Ansprechpartner für Ältere und Kranke sein und dafür persönlich haftbar sein – das ist nur was für Volltrottel wie mich, den man Jammer auf hohem Niveau unterstellt….
Einfach mal Google nach der Apothekendichte in Europa befragen – man merkt nur in der Stadt nicht, das sich die Struktur ausdünnt.
Ich werde nicht von irgendwelchen Geldgebern gesponsert, ich hab auch noch keinen anderen für eine Versand-Apotheken geworben.
Aber ich hab meine meine Erfahrung mit Apotheken.
Ich brauchte ein Hilfsmittel auf Rezept. In einer Apotheke sagte man mir, dass ich das Formular bringen sollte. Also die Krankenkasse angerufen und gebeten, dass die mir das senden. Aber das bekäme ich doch da! Und hätte das auch in dieser Apotheke bekommen! Auf Nachfrage sagte man mir dann dort, dass sie daran nix verdienen