Noch 419 freie Ausbildungsplätze in Halle (Saale)
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Im August geht es los: Das neue Ausbildungsjahr startet. Doch viele Betriebe in Halle sind nach wie vor auf der Suche nach Azubis: Bei der Agentur für Arbeit sind noch 419 freie Ausbildungsplätze registriert. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit.
„Wer sich beispielsweise als Azubi für die Gastro-Branche entscheidet, startet seine Ausbildung sogar schon mit 1.000 Euro im Monat“, so NGG-Geschäftsführer Christian Ullmann. Vorausgesetzt, der Betrieb zahle nach Tarif. Freie Ausbildungsplätze seien jedenfalls noch zu haben: „In der Gastronomie und Hotellerie in Halle warten 24 Ausbildungsstellen auf Jugendliche, die Spaß daran haben, kreativ zu kochen oder sich um Gäste zu kümmern – und das mit internationalen Kontakten“, sagt Christian Ullmann. Das seien allerdings nur die freien Ausbildungsplätze, die bei der Arbeitsagentur gemeldet wurden. „Die meisten Betriebe starten längst eigene Initiativen, um Azubis zu suchen. Und das vor allem digital – über Online-Portale und Social-Media-Kanäle“, so Ullmann.
Der Geschäftsführer der NGG Leipzig-Halle-Dessau rät jungen Menschen, beim Einstieg ins Berufsleben „die Vorteile, die eine Ausbildung bietet, zu erkennen“. Ullmann wehrt sich dagegen, dass die duale Ausbildung mittlerweile „unter Wert gehandelt“ werde. „Es ist wie ein Reflex: Wer sein Abi oder die Fachhochschulreife in der Tasche hat, meint studieren zu müssen“, so Christian Ullmann. Dabei würden gerade Industrie, Handwerk und Dienstleistung in Halle und der Region enorme Chancen bieten. Wer dort eine Ausbildung mache, dem winke in der Regel eine sichere berufliche Basis und oft auch eine prima Karriere.
Die Zeiten, in denen nur ein Studium ein überdurchschnittliches Einkommen garantiere, seien lange vorbei. „Außerdem kann auf eine Ausbildung oft auch ein Studium draufgesattelt werden“, sagt NGG-Geschäftsführer Ullmann. Eine duale Ausbildung sei „keine berufliche Einbahnstraße“. Wer in der Lebensmittelindustrie starte, könne beispielsweise ein Studium in Lebensmittelchemie, Anlagenbau oder Betriebswirtschaft anschließen. In der Gastro-Branche würden sich ein Studium im Tourismus-, Hotel-, Kultur- oder Eventmanagement anbieten.
Der Geschäftsführer der NGG Leipzig-Halle-Dessau rät Jugendlichen, die noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind oder bei denen sich der Wunsch nach einem Studienplatz zerschlagen hat, sich bei der Agentur für Arbeit beraten zu lassen. „Aber auch die Chancen, durch eine Direkt-Akquise einen Ausbildungsplatz zu bekommen, sind enorm gut. Es bringt etwas, bei einem Betrieb anzuklopfen und zu sagen: ‚Hier bin ich. Was kann ich bei euch machen?‘ Ich kenne viele Betriebe, die locker aus dem Stegreif einen zusätzlichen Ausbildungsplatz schaffen könnten“, so Ullmann.
Denn der Azubi von heute sei die Fachkraft von morgen. Und ein weiterer Fachkräftemangel verschärfe die Arbeitsbelastung in den Betrieben: „Es ist einfach schlecht für die Produktivität, aber auch fürs Betriebsklima, nicht rechtzeitig für den eigenen Nachwuchs zu sorgen“, so Ullmann.
Die NGG Leipzig-Halle-Dessau kritisiert eine „bedauerliche Trägheit bei der Nachwuchsförderung“ in Halle. Es komme darauf an, bei der Attraktivität der Ausbildung nachzulegen: „Da geht es auch ums Portemonnaie. Vor allem aber auch um soziale Kriterien – um eine gute Betreuung, um mehr Sympathie, Anerkennung und Respekt für Azubis“, sagt Christian Ullmann.
Grundsätzlich werde zu wenig ausgebildet, Es gelinge nicht, junge Menschen für freie Ausbildungsstellen zu gewinnen – in der Gastronomie genauso wie in der Industrie. „Die Wirtschaft braucht einen neuen ‚Azubi-Mut‘ und eine neue ‚Azubi-Motivation‘. Das muss dann allerdings auch politisch unterstützt werden: Wird ein Azubi nach der Ausbildung übernommen, dann darf es dabei künftig keine Befristung mehr geben“, fordert Christian Ullmann.
Die NGG Leipzig-Halle-Dessau setzt sich außerdem für „mehr Azubi-Komfort“ ein: „In den Branchen, in denen es noch kein Azubi-Ticket gibt, machen wir uns dafür stark. Ebenso für freie Tage zur Vorbereitung von Zwischen- und Abschlussprüfungen“, macht Ullmann deutlich. Vor allem müssten sich aber auch die Betriebe einen „Pro-Azubi-Push“ geben: „Je nach Branche ist da schon einiges zu optimieren. Das Klima – in den Küchen zum Beispiel – muss besser werden. Bei einem rauen Ton machen viele Jugendliche die Schotten einfach schnell dicht“, so Ullmann.
Außerdem sollten Betriebe manchmal deutlich weniger auf die Noten im letzten Schulzeugnis schielen: „Sie sollten versuchen, die Talente der jungen Leute zu entdecken. Das bedeutet, dass Unternehmen mehr Gespräche zum persönlichen Kennenlernen führen. Aber auch, dass sie mehr Praktika anbieten. Oft ist es nämlich der zweite Blick, der dann zur ersten Wahl wird“, erklärt Christian Ullmann. Auch bei Problemen in der Berufsschule müssten sich viele Betriebe mehr engagieren und Azubis unter die Arme greifen. Außerdem biete die Arbeitsagentur durch die „Assistierte Ausbildung“ eine Art „Azubi-Nachhilfe“.
„Außerdem sollten Betriebe manchmal deutlich weniger auf die Noten im letzten Schulzeugnis schielen“
Allein schon diese Formulierung zeigt, wie man hinter den Kulissen bei NGG und Co wirklich denkt.
Zeugnisnoten attestieren Leistungen, die für die spätere Ausbildung von Bedeutung sind. Wer das herabwürdigt, hat offenbar nur sehr wenig verstanden.
„„Es ist wie ein Reflex: Wer sein Abi oder die Fachhochschulreife in der Tasche hat, meint studieren zu müssen“, so Christian Ullmann.“
Natürlich, ansonsten braucht man ja auch kein Abitur. Ich frage mich ernsthaft, wie man bei der Gewerkschaft auf solche Gedankengänge kommt.
Ganz ruhig! Bei dir hats doch auch nur zum Betriebswirt gereicht. Eine Stufe vor dem Bahnhofswirt….
Ich bin stolz auf meine 2 Hochschulabschlüsse. Betriebswirt zu sein, ist in meinen Augen eine große Ehre. 🙂
2 Hochschulabschlüsse??? Garantiert 1x Bachelor. War zu meiner Zeit nichts weiter als ein Vordiplom und taugte nur als Zulassung zum Hauptstudium. Also hast du quasi einen wertigen (hoch klemm ich mir mal) Abschluss zum Wirt. Im Nebenfach noch ein Seminar über Internetkommentare belegt, leider nie besucht. Tja, Leben versaut würde ich sagen.
„2 Hochschulabschlüsse??? Garantiert 1x Bachelor.“
Ich habe einen Bachelor- und einen Masterabschluss.
„War zu meiner Zeit nichts weiter als ein Vordiplom und taugte nur als Zulassung zum Hauptstudium.“
Ja, ja, „früher“ war alles besser. Durch die Einführung der Bologna-Reform sind seit 2005 deutsche Hochschulabschlüsse international vergleichbar, was mit dem alten Diplom-System nicht möglich war. Außerdem sind verschiedene Studiengänge kombinierbar.
Ablehnende und verächtliche Äußerungen bezüglich des Bachelor-Master-Systems kommen im allgemeinen von alten Männern, die es nicht verkraften können, dass das Hochschulsystem vor 20 Jahren reformiert wurde.
Zeugnisnoten attestieren in erster Linie gutes Auswendiglernen und haben so gut wie keine Relevanz im späteren Leben.
„Zeugnisnoten attestieren in erster Linie gutes Auswendiglernen“
10010110,
das mag sicherlich während Ihrer Schulzeit in der ehemaligen DDR der Fall gewesen sein, heute ist das zumindest auf dem Gymnasium ein wenig anders. Klausuren und Tests beinhalten stets einen Aufgabenanteil, in dem mit erlerntem Wissen gearbeitet werden muss. Wer das nur auswendig gelernt hat, geht da krachen.
Blödsinn. Ist heute nicht anders. Maximal bei Gedichtinterpretationen hat man die Möglichkeit, jenseits vom auswendig gelernten Wissen zu agieren. Wärst du auf einem Gymnasium gewesen, so würdest du das wissen. Und wieder entlarvt…
„Blödsinn. Ist heute nicht anders.“
Schauen Sie sich einfach mal die Rahmenlehrpläne des Landes Sachsen-Anhalt an. Da ist auch zu lesen, wie wie Klausuren und Tests in der gymnasialen Oberstufe konzipiert sind. Dort sind Aufgabenanteile, die das Arbeiten mit erlerntem Wissen beinhalten, anteilsmäßig zwingend vorgeschrieben.
Aber ich verstehe schon, dass Personen, die nur das DDR-Schulsystem kennen, bei diesem Thema ein wenig aus der Zeit gefallen sind und deshalb meinen, alles, was Ihnen nicht passt, als „Blödsinn“ titulieren zu müssen.
Was weiß ein Betriebswirt ,Jurist usw. was KI bzw. Internet nicht wüsste ?
Die Bedeutung von so manchen Abschlüssen wird stark nachlassen.
Das Handwerk wird in Zukunft attraktiver werden und entsprechend bezahlt werden
Ja, da sollten sie mal schnellstens damit anfangen, und tarifgerechte Strukturen wie in der industrie aufbauen. Mit ihrem Mitttelalterverständnis wird das so nix mehr