„Alles in Ordnung?“ – Franckesche Stiftungen geben ihr Jahresprogramm vor, Kunst- und Naturalienkammer im Mittelpunkt

„Ohne Ordnungsmuster kommt der Mensch nicht zu recht“, sagt Thomas Müller-Bahlke, Direktor der Franckeschen Stiftungen. Daher komme auch der Begriff Schubladendenken. Doch diese Schubladen müsse man öfter mal aufräumen. Aus diesem Grund heißt das Motto des Jahresprogramms „Alles in Ordnung?“
Es sei zudem ein Jahr der Jubiläen, sagte Müller-Bahlke. So jähre sich die Wiedereröffnung der Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen im Historischen Waisenhaus zum 30. Mal. Ihr für das frühe 18. Jahrhundert innovatives Ordnungssystem hat dem Jahresprogramm der Franckeschen Stiftungen das Thema verliehen. Mit diesem wolle man den „Blick vom Alltäglichen auch auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen geweitet werden.“, macht
Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke auf die kulturellen und wissenschaftlichen Veranstaltungen sowie die Bildungsprojekte neugierig. Seit 25 Jahren besteht zudem das Krokoseum und seit 20 Jahren das Familienkompetenzzentrum.
Das Jahresprogramm eröffnet Maja Göpel zur Francke-Feier (21.–23. März 2025). In der Festveranstaltung (22. März, um 11 Uhr) stellt sie als eine der deutschlandweit führenden Transformationsforscher:innen eine neue Idee der ökologischen und sozialen Ordnung vor. Zu den Gästen der Franckeschen Stiftungen im Jahresprogramm 2025, die wichtige Impulse für die Zukunft der Gesellschaft geben, zählt der Soziologe Steffen Mau (20. Mai). In der Reihe Persönlichkeiten im Gespräch (Kooperation mit MDR Kultur) wird er sich mit Moderator Vladimir Balzer (DLF) über gesellschaftliche Spaltung und Vereinigung unterhalten. Axel Hacke (21. November), einer der beliebtesten Autoren und Feuilletonisten in Deutschland, wird im Herbst mit Balzer hinter seine einfühlsamen und humorvollen Betrachtungen der Herausforderungen des Alltags schauen. Geschichten über die Zukunft der Demokratie im Anthropozän nehmen die Halle Lectures in den Blick. In der Reihe spricht am 18. Juni 2025 Prof. Dr. Hedwig Richter (Historikerin und Publizistin, Universität der Bundeswehr) und im Herbst Prof. Dr. Armin Nassehi (Soziologe, Ludwig-Maximilians-Universität München).
Die dem Jahresprogramm themengebende Ordnung der barocken Wunderkammer steht im Fokus der Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen. Unter dem Titel »300 Jahre Neugier. Verborgenes Wissen aus der Wunderkammer des Waisenhauses« ist sie dem 30. Jubiläum der Wiedereröffnung im Historischen Waisenhaus gewidmet. Vom 10. Mai 2025–6. März 2026 stellt sie aktuelle Themen der Wunderkammerforschung und damit spannende Zugänge für den heutigen Besuch der barocken Sammlung des 18. Jahrhunderts vor. Erstmals wird die Schau zur Museumsnacht Halle & Leipzig am 10. Mai 2025 eröffnet. Traditionell verwandelt der Besuchermagnet mit mehr als 3.000 Gästen in nur einer Nacht den Freylinghausen-Saal in ein immersives Kulturerlebnis. Eine eigens entwickelte, professionelle Video-Mapping-Projektion wird das Spiel von Ordnung und Unordnung nach der Idee des Künstlers Urs Wehrli, Kunst »aufzuräumen«, aufnehmen. Eine neue Komposition von Ivo Nitschke, Percussionist der Staatskapelle und Andreas Voß (Cello, Gambe, Electro-Loops) verwandelt die Idee der barocken Wunderkammer in ein vielstimmiges Klangerlebnis. Die Uraufführung findet während der Ausstellungseröffnung statt.
Die Franckeschen Stiftungen nehmen immer wieder neue interessante Veranstaltungsformate auf, um ihre sehr unterschiedlichen Zielgruppen anzusprechen: Begleitend zu der Jahresausstellung wird erstmals das Format des Kulturaperitifs angeboten. Dabei handelt es sich um thematische Kurzführungen (25 Min.) zu je einem verborgenen Schatz der Wunderkammer zur Mittagsstunde mit anschließendem Aperitif und Preisnachlass im Restaurant Nudelmanufaktur Tranquebar. Im Sommer wird es unter dem Titel Abendserenade zudem abendliche Kurzführungen mit musikalisch geselligem Ausklang auf dem Altan des Waisenhauses geben. Zu den großen Publikumsmagneten im Jahresprogramm zählt inzwischen die Unterhausdebatte (16. April und 30. Oktober, Kooperation mit der Kulturstiftung des Bundes). Im professionell moderierten Streitformat diskutieren die Besucher:innen 2025 über Kultur, Wahrheit und Demokratie. Tausende Sportbegeisterte werden wieder zum großen Familien- und Sportfest (21. Juni) des SV Francke 08 erwartet. Der Sportverein der Stiftungen mit über 1.500 Mitgliedern legt besonderen Wert auf die Gesundheitsbildung und -förderung sowie auf Angebote der Integration. Miniaturworkshops verknüpft mit interaktiven Vorträgen bieten die Reihe Wissensdurst: Limo + lauschen + loslegen (15. Mai + 12. Juni + 9. Oktober + 13. November) im LeoLab oder die Themenabende im Pflanzgarten (28. August + 11. September 2025 in Kooperation mit dem Mitteldeutschen Bibelwerk). 2025 werden die Ordnung der Wunderkammer sowie die Biblische Ordnung und Freiheit im Mittelpunkt stehen.
30 Jahre feiert in diesem Jahr auch die hymnologische Forschung in den Franckeschen Stiftungen mit einem international besetzten Symposium (12. Juni). Die Tagung zieht Bilanz einer jahrzehntelangen erfolgreichen und anerkannten Forschungsarbeit, legt einen neuen Sammelband zu Johann Anastasius Freylinghausens (1670–1739) »Geistreichem Gesangbuch« vor und eröffnet neue Forschungsperspektiven. Im Rahmen der Händel-Festspiele erklingen im Freylinghausen-Saal »Hallische Lieder« (12. Juni) am historischen Ort. Erstmals werden auch die Lieder des Arztes am Halleschen Waisenhaus, Christian Friedrich Richter (1676–1711), zu hören sein. Neu im Wissenschaftsbereich der Franckeschen Stiftungen ist ein Langzeitstipendium (6–10 Monate) im erfolgreichen Dr. Liselotte Kirchner-Stipendienprogramm. Es soll auf vielfachen Wunsch die Entwicklung innovativer Forschungsprojekte ermöglichen. Seit 2016 konnten im Rahmen des Stipendienprogramms 92 Forschungsprojekte von Wissenschaftler:innen aus 17 Ländern gefördert werden.
Die Franckeschen Stiftungen bauen ihren Arbeitszweig der Bildung&Teilhabe kontinuierlich aus. Nach grundständiger Instandsetzung wird der Südflügel der historischen Meierei als ein neuer Ort für Kinder und Familien und als zentraler Standort für die soziale und sozialpädagogische Arbeit eröffnet (6. Mai). Familienkompetenzzentrum, Jugendclub, Sportverein, das Spielehaus und der Fachbereich Erziehungswissenschaften der Martin-Luther-Universität arbeiten hier in einer einzigartigen, historisch gewachsenen Umgebung zusammen. Aus den vielen Themen der interdisziplinären Vernetzungsarbeit wird ein Fachkongress (18.–20. September) Expert:innen aus ganz Deutschland zur Frage der Verbindung von kultureller Bildung und sozialer Arbeit in die Franckeschen Stiftungen einladen. Mit der Veranstaltung begehen die Franckeschen Stiftungen das 25-jährige Jubiläum des Kinderkreativzentrums Krokoseum und das 20-jährige Jubiläum des Familienkompetenzzentrums für Bildung und Gesundheit. In die historische Meierei wird das Familienkompetenzzentrum zudem am 6. Mai den neuen Standort eröffnen. Im Hof schaffe man einen ganz besonderen Ort der Begegnung.
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