Gedenken auf dem Markt in Halle (Saale) an Drogentote: Forderungen nach Konsumräumen, mehr Therapien und weniger Stigma – Suchtpolitik muss endlich Lebensrealität anerkennen

Es ist ein stiller, aber eindringlicher Moment auf dem halleschen Marktplatz: Menschen stehen schweigend beisammen, senken die Köpfe, manche halten Kerzen, andere Fotos in den Händen. Eine Schweigeminute erinnert an die drogengebrauchenden Menschen, die in den vergangenen Jahren verstorben sind. Anlass ist der Internationale Gedenktag für verstorbene drogengebrauchende Menschen, der seit Jahren am 21. Juli weltweit begangen wird – und in diesem Jahr erstmals von der Stadt Halle (Saale) selbst organisiert wurde.
Stadt übernimmt Verantwortung – erstmals offizieller Veranstalter
Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Kommunale Suchtprävention, der drobs Halle (Suchtberatungsstelle der AWO) und dem SCHIRM-Projekt der Halleschen Jugendwerkstatt gGmbH wurde der Marktplatz zu einem Ort der Erinnerung, der Begegnung und der Aufklärung. Infostände von Selbsthilfegruppen, Fachstellen und Beratungseinrichtungen boten nicht nur Informationen, sondern auch Gespräche an. Fachleute standen Rede und Antwort, Angehörige erzählten von Schicksalen, Betroffene berichteten aus ihrem Leben. Es war ein öffentlicher Raum für ein Thema, das zu oft im Verborgenen bleibt.
„Wir wollen auf das Thema aufmerksam machen und den Betroffenen ein Gesicht geben“, sagte Katrin Jäger, Suchtkoordinatorin der Stadt Halle. Sie betonte, dass die Drogenproblematik nicht am Rand der Gesellschaft stattfinde, sondern mitten in ihr. „Der Konsum beginnt immer früher.” Dazu komme heute ein bedenklicher Mischkonsum – verschiedene Substanzen werden kombiniert, was besonders riskant ist.
Zahlen, die betroffen machen – und Handlungsbedarf aufzeigen
Amtsärztin Dr. Christine Gröger verdeutlichte die dramatische Situation anhand aktueller Zahlen: In den vergangenen zwei Jahren starben neun Menschen in Halle (Saale), bei denen aufgrund der Todesbescheinigung von einem Zusammenhang mit illegalen Drogen ausgegangen werden muss. Alkohol und Tabak sind in dieser Statistik nicht enthalten.
Im Vergleich: 48 Menschen starben im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt, 2.137 deutschlandweit – ein erschreckendes Ausmaß. Doch Gröger machte auch deutlich: „Es geht nicht nur um die Verstorbenen. Hinter jedem dieser Fälle stehen Angehörige, Freunde, Kollegen, die mit dem Verlust, der Schuld und der Ohnmacht leben müssen.“
Betroffener schildert Lebensweg – und plädiert für “Fixerstuben”
Ein besonders bewegender Moment der Veranstaltung war die Erzählung eines Betroffenen, der offen schilderte, wie er in die Sucht geriet: „Meine Eltern haben viel getrunken. Es gab familiäre Probleme. Ich habe früh mit Alkohol angefangen und bin dann zu härteren Sachen übergegangen.“ Heute befindet er sich in einem Substitutionsprogramm in der Silberhöhe, wird also mit legalen Ersatzstoffen behandelt, die unter ärztlicher Aufsicht verabreicht werden – ein medizinischer Ansatz, um Entzugserscheinungen zu lindern und die Risiken illegalen Konsums zu minimieren.
Sein Wunsch: sichere Konsumräume, um Infektionen, Überdosierungen und die Stigmatisierung durch Konsum im öffentlichen Raum zu verhindern. Damit soll verhindert werden, dass sich Süchtige im dunklen Hinterhof mit dreckigem Besteck spritzen. Hier sollen die Einrichtungen helfen mit sauberen, medizinisch betreuten Räumen. Einige Bundesländer sind bereits Vorreiter – dort gibt es sterile Spritzbestecke, medizinisches Personal und sogar ein „Drugchecking“, das gefährlich gestreckte Substanzen identifiziert.
Beratungsstellen stoßen an Grenzen – und fordern Unterstützung
Claudia Hausmann von der drobs Halle sprach deutlich an, was viele Praktiker:innen erleben: zu wenig Personal, zu lange Wartezeiten, zu geringe finanzielle Mittel. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten oft mit Menschen, die mehrfach belastet sind: Biografische Brüche, psychische Erkrankungen, soziale Ausgrenzung. Man müsse als erstes da sein – aushalten, zuhören, begleiten. Der Veränderungswille sei oft volatil. “Heute sind die Menschen bereit, etwas ganz aktiv gegen ihre Drogensucht zu tun. Und wenn sie mein Büro verlassen, kann ihr Plan schon ein ganz anderer sein.” Deshalb wolle man unvoreingenommen für diese Menschen da sein.
Hausmann forderte mehr medizinische Versorgungsplätze, mehr Substitutionsärzt:innen, Streetworker, und ein ausgebautes Netzwerk aus Beratungs-, Therapie- und Präventionseinrichtungen. „Es reicht nicht, nur an der Sucht zu doktern”. Man müsse die gesamte Lebensrealität der Menschen einbeziehen: finanzielle Sorgen, Wohnungslosigkeit, Einsamkeit, Straffälligkeit.
Auch sie spricht sich ausdrücklich für Drogenkonsumräume aus. „Nicht, um Sucht zu legitimieren – sondern um Leben zu retten und Gesundheit zu schützen.“
Gesellschaftlicher Umgang mit Süchtigen: Uninformiert, oft abwertend
Prof. Dr. med. Oliver Tüscher, Leiter der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Halle, kritisierte die gesellschaftliche und medizinische Ausgrenzung von Menschen mit Suchterkrankungen. Drogensüchtige würden oft stigmatisiert, selbst in der medizinischen Versorgung. Dabei handele es sich um eine ernstzunehmende Erkrankung, nicht um eine moralische Schwäche.
In Schulprojekten versucht er mit seinem Team, frühzeitig aufzuklären. Dort erkläre man jungen Menschen, dass eine Sucht keine Entscheidung, kein Charakterfehler ist, sondern das Gehirn verändert, das Verhalten – wofür professionelle Hilfe nötig ist.
Tüscher mahnte eine gesellschaftliche Enttabuisierung an – nur so könne langfristige Prävention gelingen. “Das Bewusstsein schaffen, dass es nicht einfach etwas ist, dass ich Schnipp mit meinem Willen kontrollieren kann.” Das sei aber bei vielen Menschen noch nicht angekommen.
Initiative will Rechtsgrundlage für Konsumräume – Blick nach vorn
Alina Pannkoke vom SCHIRM-Projekt und Mitbegründerin der Initiative #KonsumRaumGeben forderte konkret, dass Sachsen-Anhalt eine rechtliche Grundlage für Konsumräume schaffen müsse – wie es in anderen Bundesländern bereits der Fall ist. „Das ist mein größter Wunsch: Drogenkonsumräume in Großstädten wie Halle. Natürlich braucht es mehr – mehr Substitution, mehr Therapieplätze, bessere Finanzierung. Aber das wäre ein Anfang.“
Pannkoke verwies auch auf die Situation vor Ort: In Halle gebe es nur eine Streetworker-Stelle – viel zu wenig, um die Herausforderungen im öffentlichen Raum zu bewältigen.
Ein Zeichen der Hoffnung – und des politischen Willens
Trotz der teils bedrückenden Zahlen war die Veranstaltung auf dem Marktplatz nicht nur ein Ort der Trauer, sondern auch ein Ort der Hoffnung. Der Schritt der Stadt, erstmals selbst Verantwortung zu übernehmen, wurde breit begrüßt – unter anderem von Angelika Saidi, Vorsitzende des Deutschen Hanfverbands in Halle. „Wir sind sehr erfreut darüber. Das Thema bekommt endlich die Aufmerksamkeit, die es verdient.“
Zu aller erst sollte man sich erstmal mit den Ursachen auseinander setzen, ehe man das Pferd von hinten aufzäumt. Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, Verwahrlosung der Gesellschaft sind meiner Meinung nach die Hauptgründe für steigende Todeszahlen. Nicht zu vergessen ist auch die schnelle Verfügbarkeit. Orte und Verkäufer sind hinreichend bekannt, unternommen wird kaum etwas dagegen. Und wenn ich dann lese, das die Verstorbenen jetzt Drogengebrauchende statt Abhängige genannt werden und damit eine Verniedlichung des Problems stattfindet, würde ich mir am liebsten schnell gleich selber den ersten Schuss meines Lebens holen. Das ist echt alles nicht mehr zum Aushalten…
@Schotterpiste, du hast vollkommen recht.
Polizei, Politik, Ordnungsamt, die Stadt Halle, der Stadtrat, die Schule alle sind gefragt um die Drogenproblematik zu bekämpfen.
An Drogen kommt man viel zu leicht heran, die Folgen des Konsums sind nicht in Bewusstsein der Menschen verankert und die Strafen für die Dealer viel zu gering.
„Zu aller erst sollte man sich erstmal mit den Ursachen auseinander setzen, ehe man das Pferd von hinten aufzäumt. Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit“
Schotterpiste,
wer mal mit offenen Augen durch Halle geht, wird an jeder Ecke die vielen Stellenanzeigen sehen. Arbeitslosigkeit ist in Halle überhaupt kein Problem, wenn man aktiv nach einer bezahlten Anstellung sucht. Es sei denn, man will nicht arbeiten. Drogenkonsum aufgrund von Arbeitslosigkeit ist in Halle eher unwahrscheinlich.
„Verwahrlosung der Gesellschaft“
„Die“ Gesellschaft gibt es meines Erachtens gar nicht, eher verschiedene Milieus, die mehr oder weniger friedlich in einer Stadt leben.
„Orte und Verkäufer sind hinreichend bekannt“
Die Verkäufer bedienen nur die vorhandene Nachfrage, denn niemand wird gezwungen, Drogen zu konsumieren.
Nein. Es gibt so viele arbeits- und perspektivlose Menschen, die nicht drogenabhängig sind, und andererseits so viele Drogenabhängige, die nicht arbeits- oder perspektivlos sind, dass diese nicht als „die“ Ursachen in Frage kommen. Die Gefahr, drogenabhängig zu werden (und da zählt auch Alkohol dazu), liegt vielmehr in einer psychischen Prädisposition, schnellen Verlockungen und psychischem Druck nicht standhalten zu können. Wer also Ursachenbekämpfung betreiben will, muss psychotherapeutisch ansetzen. Menschen müssen lernen, „nein“ sagen zu können, um ihre psychische Gesundheit zu schützen, bevor der Griff zu Drogen als Flucht und Ausweg gesehen wird.
„Verstorbene Drogengebrauchende“ ist echt Hardcore, selbst im Leben nach dem Tod wird noch gefixt.
Was ist falsch an Drogentoten? Das gibt den Verstorbenen dann immerhin noch die Chance, im Leben mehr gewesen zu sein, als „drogengebrauchend“, weil ihr Tod und nicht ihr Leben kategorisiert wird.
Sorry für diesen empathiebefreiten scheinenden Kommentar. Dem ist nicht so. Ich finde es wichtig, dieses Thema öffentlicher zu diskutieren, als es getan wird, die Aktion im Kern also gut.
Ich persönlich finde es nicht okay, wenn Junkies zu Opfern oder Helden des Alltags stilisiert werden. Aber wenn Grenzüberschreitungen mit der Cannabisfreigabe schon legalisiert und hoffähig gemacht werden, dann wundert es mich nicht, wenn über weitere „Verbesserungen“ für Drogensüchtige nachgedacht wird.
Kaum jemand wurde zum Drogenkonsum gezwungen. Daher geht mein Mitgefühl für diese Menschen gegen Null. Mein Mitgefühl gilt deren Familien und Freunden, die nicht die Wahl hatten, ob sie mit Drogen zu tun haben wollen oder nicht. DAS sind die wahren Opfer!
Was du so Verbesserungen nennst. 😔
Vielleicht hättest du den Artikel mal gelesen.
Schon bezeichnend, dass du davon schreibst, dass die Familien nicht die Wahl hätten, ob sie mit Drogen zu tun hätten – WÄHREND im Artikel genau der übliche Weg in die Drogensucht durch die Familie geschildert wird.
O.K., aber auch wer anfängt, als Jugendlicher zu trinken, muss nicht anfangen, harte Drogen zu nehmen. Und ja, Dealer gehören gefasst und hart bestraft. Konsumenten harter Drogen ebenfalls, inklusive Zwangseinweisung in eine Entzugstherapie ohne Möglichkeit, vorzeitigen Abbruchs und ohne Möglichkeit des Freigangs. Bei zerrütteten Familienverhältnissen zudem eine konsequente Kontaktsperre während der Therapie durchsetzen. Bei Rückfälligkeit inhaftieren und im Knast auf kalten Entzug setzen. Nach der Entlassung für 1 Jahr Fußfessel mit Androhung erneuter Inhaftierung bei Verstoß gegen die Bewährungsauflagen. Geht nicht? Dann schaut mal nach Südostasien. Dort gibt es sogar die Todesstrafe für Dealer. Muss man hier nicht eigens einführen, aber lebenslänglich wäre möglich.
„Entzugstherapie ohne Möglichkeit, vorzeitigen Abbruchs und ohne Möglichkeit des Freigangs“
Kostet ein Vielfaches von Konsumräumen und hilft nicht mehr…
Weiß man auch im Paradies Südostasien, wo du sicher regelmäßig Studien vor Ort betreibst. 😉
Im Unterschied zu Konsumräumen, die das Elend nur flankieren, haben Zwangstherapien mit nachfolgender Strafandrohung einen „reinigenden“Effekt, der die Chance beinhaltet, von der Sucht loszukommen.
Ich glaube dir sogar, dass du das glaubst. Aber mit der Realität hat das nichts zu tun.
Es geht dir also weder um den finanziellen Aspekt, noch um echte Hilfe. Du hast wieder mal nur Gewaltphantasien. Hoffentliche lebst du die nie aus! Sonst wirst du bestraft. Auch Südostasien! 😉
Dafür hast du sicher eine Statistik? Oder zumindest eine Studie die das bekräftigt? Denn du hast nicht mal verstanden, was eine Sucht ist oder wie sie sich auswirkt. Man muss wirklich nicht zu allen Themen eine Meinung haben, das ist wirklich nicht schlimm. Aber wenn man sich äußert, dann doch bitte auf einer soliden Grundlage.
Im Kontext von Drogenmissbrauch Südostasien als Positivbeispiel anzubringen zeugt von einer Realitätsferne die abseits von gut und böse ist.
Kalter Entzug kann übrigens in vielen Fällen tödlich sein (ja. Selbst bei starker Alkoholsucht.) Und führt in den seltensten Fällen zu Erfolg. Es muss ein unterstützendes Netzwerk da sein und ein Lebensumfeld, dass eine Besserung erst möglich macht. In den Knast und dann wieder zurück ins alte Umfeld ist da das letzte was hilft.
Total realitätsfern was du hier schreibst. Als wüsstest du mehr als Fachleute.
Du bist kein Diagnostiker.
Keiner wird dazu gezwungen Drogen zu nehmen, jeder entscheidet letztendlich selbst.
Drugchecking, auf kosten der Steuerzahler, halte ich für unangemessen, wer illegales Zeug kauft sollte auf eigene Kosten dies untersuchen lassen, Geld für die Droge war ja auch da.
Es braucht nicht mehr mehr Substitution, oder mehr Therapieplätze, wenn diese Maßnahmen ergriffen wurden ist es schon zu spät.
Sondern es wird viel mehr Aufklärung (am besten schon in der Grundschule, regelmäßig ) und Präventivmaßnahmen benötigt.
Unsere Justiz, besonders die Richter sollten auch Härter gegen Dealer und Konsumenten vorgehen.
Die Angst vor den Konsequenzen sollte größer sein als Lust des Konsumes.
Du kennst offensichtlich die Realität nicht.
klausklaus, doch ich kenne die Realität und jede hat immer eine Wahl.
Suchtdruck ist was fürchterliches, wenn man schwach wird fühlt man sich danach sehr schlecht.
Die Verfügbarkeit ist hoch und die Strafen milde, das muss sich ändern.
Wahrscheinlich kannst du das nicht nachvollziehen.
„Suchtdruck ist was fürchterliches“
„Keiner wird dazu gezwungen Drogen zu nehmen“
Hmmm
Ganz ehrlich, wenn man in der Öffentlichkeit Drogen nimmt, Leute belästigt, sein Spritzbesteck in Parks und auf Spielplätzen hinterlässt und Andere mit den Ausfallerscheinungen konfrontiert werden, kommt das Stigma nicht von ungefähr. Mit solchen Räumen verlagert man das Problem ja nur und leistet noch aktive Hilfe beim Konsum.
Nicht immer nur die Überschrift lesen.
Dieser ganze Unsinn ist letztlich ein perfektes Spiegelbild, wo wir in Deutschland stehen. Sowohl inhaltlich und in der Prioritätensetzung, als auch sprachlich. Wenn ich Stilblüten wie „die drogengebrauchenden Menschen, die in den vergangenen Jahren verstorben sind“ frage ich mich, ob diese durchideologisierten Sprachverhunzer noch alle Latten am Zaun haben. „Drogengebrauchende Menschen“ nehmen GERADE Drogen (Partizip Präsens), das hier sind schlicht Drogentote. Aber das klingt in den Ohren von Sören und Annika von der linken Sprachpolizei wahrscheinlich zu diskriminierend. Komplette Hirnschmelze. Und solche dürfen öffentlich ihre verqueren Positionen verbreiten…
Die Kommentarschreiber*innen scheinen den Text entweder nicht gelesen – oder nicht verstanden zu haben. Schon die Überschrift würde ausreichen.
Schreibe du erstmal richtig!**
Es gehört schon eine gewisse Arroganz und/oder Lebensferne dazu, den Leuten hier so etwas zu unterstellen.
Sei unbesorgt. Ich habe gelesen und verstanden. Nur eben habe ich eine andere Meinung als Du zum Thema.
Andere scheinen aber ein Verständnisproblem zu haben und geben ihre diesen Unsinn auch noch an die Jugend weiter. „Dort erkläre man jungen Menschen, dass eine Sucht keine Entscheidung, kein Charakterfehler ist, sondern das Gehirn verändert, das Verhalten – wofür professionelle Hilfe nötig ist.“
Mit dieser Schönrederei adelt man die Betreffenden auch noch.
Es ist eine Entscheidung, Drogen zu konsumieren. Das Suchtrisiko betrachte ich als hinreichend bekannt. Also ist auch die Sucht Teil der freien Entscheidung.
Warum soll die Gesellschaft für die Schwäche, das Versagen einiger zahlen? Geschützte Konsumräume? Mit Chill-Ecke und Netflix? Letztlich ist die Umsetzung des Gewünschten oder Geforderten eine Frage des Geldes. Und an dieser Stelle kommt die Gesellschaft ins Spiel. Und das stinkt mir halt gewaltig.
Liebe Bettina,
du magst den Text gelesen zu haben, hast aber die dahinterliegende Tiefe nicht vollends erfasst. So kommst du dann im Ergebnis auch zu einer „anderen Meinung“. Das ist nicht verwerflich, sondern spiegelt nur menschliche psychologische Effekte wider, bei der die eigene Wahrheit aufgrund von Prägungen, ggf. mangelnder ausführlicher und differenzierter Auseinandersetzung mit einem Thema etc. vom gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Konsens abweicht.
Hier wird und soll nichts schöngeredet werden. Nicht jeder Drogenkonsum führt zur Sucht. Und nicht jeder, der abhängig wird, hat bewusst und informiert diese Entwicklung gewählt. Viele Menschen beginnen aus Notlagen, psychischen Krisen, familiärer Gewalt, Vernachlässigung oder Trauma. In diesen Situationen von „freier Entscheidung“ zu sprechen, ist realitätsfern.
Zudem stellen Konsumräume keine Wellnesszonen dar. Dort gibt es medizinische Aufsicht, sauberes Material, Notfallversorgung – sie verhindern Todesfälle durch Überdosierung oder Infektion. Das ist keine Belohnung, sondern eine Maßnahme zur Schadensbegrenzung. Und Ja, Hilfe kostet Geld. Aber Repression, Notarzteinsätze, Krankenhausaufenthalte, Gefängnis, Sozialhilfe, Kindeswohlgefährdung, Langzeitfolgen kosten wesentlich mehr.
Außerdem leben wir in einem solidarischen Staat, welcher im Kollektiv immer individuelle Probleme reduziert. Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir nicht nach Schuld, sondern nach Bedarf helfen, auch wenn jemand anfangs vielleicht eine schlechte Entscheidung getroffen hat. Wer sich z. B. beim Motorradfahren schwer verletzt, bekommt auch nicht gesagt: „Selbst schuld, fahr halt nicht!“ – sondern wird medizinisch versorgt. Warum sollte man ausgerechnet bei Süchtigen, die meist zu den Schwächsten gehören, Hilfe verweigern?
„Zudem stellen Konsumräume keine Wellnesszonen dar. Dort gibt es medizinische Aufsicht, sauberes Material, Notfallversorgung – sie verhindern Todesfälle durch Überdosierung oder Infektion.“
Hans Wurst,
in der Theorie mag das stimmen und erhält auch meine Zustimmung.
Nur was würden Konsumräume dieser Art für Halle praktisch bedeuten? In erster Linie wären das Geldbeschaffungsmaßnahmen für gescheiterte Sozial- und Politikwissenschaftler sowie freie Träger, die von ohnehin schon von Steuergeldern leben. Zwei Angehörige des Aufsichtspersonals würden zusammen so viel verdienen wie der Bundeskanzler. Der Nutzen im Vergleich zu den eingesetzten finanziellen Mitteln wäre gering und die Drogenkonsumenten würden weiterhin andere Plätze aufsuchen.
Ich bin selbst für die Legalisierung aller Drogen mit der dazugehörigen Schaffung von Konsumräumen. Aber bitte nicht auf die „hallesche Art“. Da kann man nämlich das Geld gleich zum Fenster rauswerfen.
@PaulusHallenser, mit deiner Aussage „Ich bin selbst für die Legalisierung aller Drogen mit der dazugehörigen Schaffung von Konsumräumen. “ hast du dich entlarvt.
Du bist nichts weiter als ein Verwöhnter Bengel, der auf kosten von den Eltern ein faules Leben führt.
Ich habe so viele Kommentare von dir schon gelesen und fragte mich schon was für ein Mensch dahinter steckt, jetzt weiß ich es
Es gibt zwei Entscheidungen.
Die erste: ich nehme das erste Mal Drogen. Oder eben nicht. Kinder und Jugendliche stark zu machen, sich gegen Drogen zu entscheiden, ist Aufgabe der Prävention.
Die zweite Entscheidung: ich will aufhören, ich habe erkannt, dass ich süchtig bin, ich will nicht ständig irgendwie Geld beschaffen müssen und irgendwie hänge ich doch am Leben. Diese zweite Entscheidung zu treffen, nämlich aufzuhören, sich Hilfe zu suchen und dann durchzuhalten, ist extrem schwierig.
Deshalb sollte in der Diskussion hier auch wirklich klar sein, wovon jedeR spricht.
Es ist ja schön, dass du weiterhin für Drogenkonsum in Parks und auf Spielplätzen plädierst Bettina. Das tut aber nicht jeder.
Und nach dem Artikel noch zu behaupten, man entscheide freiwillig ist halt schon Körper bis Oberschenkel aus dem Fenster gelehnt. Hätte man auch wissen können, hätte man den Artikel gelesen. In Deutschland beginnt der Drogenkonsum idR zwischen 12-14 Jahren durch betreutes Trinken mit den Eltern bei einer Familienfeier. Was ab da geschieht ist eben abhängig vom sozialen Umfeld und dem Druck. In so einer frühen Phase trägt man noch nicht viele Entscheidungen allein.
Muss man aber verstehen wollen, dass man hier nicht über 30 Jährige redet, die zum ersten mal eine Tablette schmeißen oder eine Spritze setzen.
„Ich habe gelesen und verstanden.“ Ersteres vielleicht, Zweiteres definitiv Nein.
Ach Bochmann, dass du wieder deinen zartbehirnten Brei dazurotzen musst, ist ja fast ein Automatismus. Dass du dich mit den Drogis selbst gut identifizieren kannst, verwundert mich aber nicht.
Ach, unter dem Einfluss welcher Droge ist Dir denn diese Behauptung eingefallen? Realitätsentrückt genug ist sie ja.
Ich habe kein Mitleid mit der Drogenszene.
Erst wird aus Langeweile mal „probiert“ später kommt Beschaffungskriminalität hinzu wo unschuldige beraubt werden.
Es ist mittlerweile viele Jahre bekannt was das Zeug anrichtet.
Mein Mitgefühl gilt den Familien.
Dealer müssen massiv bestraft werden.
Konsumenten die ernsthaft Hilfe benötigen bekommen diese auch. Ansonsten müssen auch die Konsumenten angemessen bestraft werden.
Drogengebrauch???? Der Irrsinn fängt schon bei dieser verharmlosenden Formulierung an. Man muss nicht für jeden Scheiss Verständnis haben.
Du musst GAR nichts.
Mach mir jetzt NOCH einen Kaffee.
So wird aus dem Marktplatz kein Wohnzimmer, wenn jede noch so kleine Interessengruppe auf dem Marktplatz die Passanten anschreit.
Ja, ich bin auch dafür, die Montagsschreihälse in ihr natürliches Habitat zu überführen. Egal, wo das ist, Hauptsache, weit weg.
Ich bin trockener Alkoholiker. Kriegen jetzt Alkoholiker auch ein paar Kneipen um unter Kontrolle kostenlos zu trinken? Bei dem ganzen Artikel habe ich fast einen Herzinfarkt bekommen über soviel Unwissenheit von Suchterkrankungen.
Nee, den Alkohol musst Du Dir schon selber kaufen. Im Konsumraum kannst Du dann aber testen lassen, ob da wirklich Alkohol drin ist und nicht mit Brennspiritus gestreckt worden ist … (Ironie off)
Im Ernst: Ich beglückwünsche Dich, dass Du es geschafft hast, trocken zu werden und wünsche Dir, dass Du das auch weiterhinn durchhältst. 👍👍👍
Wenn Freiräume immermehr in Beschlag genommen werden und Menschen verdrängt oder verjagt werden, wie kann man als normaler Bürger da Verständnis und Empathie entwickeln ? Vielleicht ist das Stigma ja auch berechtigt – oder soll man diese Leute noch ermutigen, in der Öffentlichkeit überall Freiräume einzunehmen ? Auf dem Markt mit den Leistungsträgern, die dem Alk zugeneigt sind, fängt es ja schon an.
Drogentote gedenken. Was soll denn der Quatsch. Keiner wird gezwungen Drogen zu nehmen.Muss jeder für sich entscheiden aber was soll ich denn da noch gedenken…
Die haben Pech gehabt. Fertig.
Die gedenken aber gar keiner Drogentoten, die gedenken „verstorbener Drogengebrauchender“. 😉 Die Verfasser dieses sprachlichen Schwachsinns sind doch selbst komplett auf Droge.