Stadt Halle startet Projekt „Werde dein eigener Chef“ / Netzwerk-Initiative für Gründungschancen in der Innenstadt
Die Stadt Halle (Saale) hat jetzt eine weitere Initiative zur Stärkung der Innenstadt mit dem Titel „Werde dein eigener Chef“ gestartet. Auf Einladung von Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt sind laut Stadtverwaltung Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Stadtverwaltung, Kammern, Banken und Netzwerken im Stadthaus zusammengekommen, um sich auch auf die gemeinsame Initiative für mehr Gründergeist und eine lebendige Innenstadt zu verständigen. Ziel des Projekts, das offiziell im nächsten Jahr starten soll, ist es, Geschäftskonzepte zu fördern, Leerstand zu reduzieren und die Attraktivität der halleschen Innenstadt nachhaltig zu steigern.
Zunächst werden im Rahmen eines Wettbewerbs Gründerinnen und Gründer gesucht, die ihre Geschäftsidee für zwei Jahre in einem Laden („Laden-Inkubator“) zu vergünstigten Mietkonditionen ausprobieren und sich am Markt etablieren können. Die Auswahlentscheidung trifft eine Jury aus Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Stadtentwicklung und Förderinstitutionen. Im Rahmen der ursprünglich vom Funkhaus Halle angeregten Netzwerk-Initiative „Werde dein eigener Chef“ sollen Interessierte auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit durch ein Akteursnetzwerk umfassend begleitet werden.
Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt: „Jedes Projekt zur Steigerung der Attraktivität unserer Innenstadt ist eine Investition in die Zukunftsfähigkeit Halles und der Region. Deshalb unterstütze ich auch dieses Projekt ausdrücklich. Verschiedene Akteure, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten im Netzwerk für eine attraktive Innenstadt engagieren, stärken unser städtisches Gemeinwesen.“
„Wir möchten Mut machen, die eigene Idee in die Tat umzusetzen. Unsere Innenstadt bietet die ideale Bühne für kreative Köpfe, die Neues wagen möchten“, erklärt Maria Gringer, Vorständin des City-Gemeinschaft Halle e.V. und Mitglied des Akteursetzwerks.
Zu dem Netzwerk gehören neben Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt unter anderem Mark Lange (Geschäftsführer Stadtmarketing Halle (Saale) GmbH); Mike Bröhl (Geschäftsführer Funkhaus Halle) und Matti Pirnack (Verkaufsleiter Funkhaus Halle) und Simone Danz (Geschäftsführerin Halleschen Wohnungsgesellschaft mbH). Alle Beteiligten beabsichtigen, jeweils einen Beitrag zur Umsetzung der neuen Innenstadt-Initiative zu leisten. Die Akteure wollen die Gründerinnen und Gründer während des Projekts durch mediale Begleitung, in Finanzierungsfragen bzw. bei Finanzierungsmodellen, durch Gründerberatung und Coaching, Integration in touristische Aktionen/Innenstadtaktivitäten, Lotsenfunktion in die Verwaltung sowie durch Netzwerkarbeit unterstützen.
Die Initiative „Werde dein eigener Chef“ ist ein weiteres Projekt der Stadt, um in Halle (Saale) gezielt Projekte für die City voranzubringen. Nachdem das Bundes-Förderprojekt „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ) in Halle (Saale) erfolgreich ausgelaufen ist, hatten erst vor einigen Tagen in einer ersten Innenstadtkonferenz Vertreterinnen und Vertreter aus Verwaltung, Handel und Stadtgesellschaft beschlossen, einen neuen Innenstadtfonds aufzulegen, aus dem künftig Aktivitäten und Vorhaben niedrigschwellig unterstützt werden können. Die Stadt selbst ist bestrebt, Eigenmittel bereitzustellen. Zudem soll ein neues Innenstadtgremium gegründet werden, das Entscheidungen über die Ausreichung von Mitteln aus dem Innenstadtfonds trifft.
Foto: Thomas Ziegler











laßt Euch nicht in diese Falle locken, von der Funktionäre und Bürokraten profitieren. Am Ende bezahlt Ihr alles.
Die Gringer wieder mittig im Bild, als wenn sie eine Ahnung von der Materie hätte…. Soll sich um ihre Läden kümmern, deren Hauptsitz in Berlin sind…
Die Stadt hat sich überhaupt keinen Plan, verkauft ihr Silber am Investoren, die keine sind und lässt kaum noch Autos in die Stadt.
„Werde dein eigener Chef“ –> Nein, danke! Nicht schon wieder so ein realitätsfernes „Gründungs“-Projekt!
Ich habe den Artikel zur neuen Initiative „Werde dein eigener Chef“ in Halle gelesen und muss sagen: Mir kommt es fast hoch. Da wird wieder mal in schönstem Beamtendeutsch von „Gründergeist“, „Förderung“ und „Attraktivität der Innenstadt“ gesprochen. Alles schön und gut, aber hat denn niemand mehr die Pleitewellen der Vergangenheit im Kopf?
Ich erinnere hier nur an die Zehntausende, die vor Jahren mit den sogenannten ICH-AGs in die Selbstständigkeit gezwungen wurden. Damals war das die große Zauberformel von Arbeitsagenturen und Jobcentern. Wer nicht spurte und den „Angeboten“ zur „Existenzgründung“ (was für ein zynisches Wort in dem Zusammenhang) nicht folgte, dem wurden einfach die Leistungen gekürzt.
Diese angeblichen Existenzgründer-Lehrgänge waren in der Realität oft nichts weiter als Leergänge – ja, mit doppeltem „e“, denn sie waren leer an echtem Nutzen. Den ahnungslosen Hilfeempfängern wurde eine nicht existente Perspektive vorgegaukelt. Die Folge? Die allermeisten dieser erzwungenen Gründungen sind nach kurzer Zeit krachend gescheitert und haben die Menschen in die Privatinsolvenz und damit in die totale Verelendung getrieben. Viele von ihnen werden heute noch unter den Folgen leiden.
Und jetzt startet die Stadt Halle ein neues Projekt, das im Kern nicht anders klingt: Ein Wettbewerb, vergünstigte Miete für zwei Jahre, mediale Begleitung. Klingt das nicht verdächtig nach der alten Masche in neuem Gewand? Was passiert nach diesen zwei Jahren? Stehen dann wieder Hunderte vor dem Aus, während sich die Verantwortlichen auf die Schulter klopfen, wie „engagiert“ sie doch waren?
Bevor man neue, vermeintlich tolle Projekte aus dem Elfenbeinturm heraus startet, sollte man vielleicht erst einmal die Scherben der letzten „Gründeroffensiven“ aufkehren und den Menschen, die damals zu Schaden kamen, helfen. Aber das wäre natürlich unbequem und passt nicht in die schöne neue Welt der „lebendigen Innenstadt“.
Ich warne ausdrücklich davor, sich auf dieses neue „Angebot“ einzulassen, ohne die bitteren Lektionen der Vergangenheit zu bedenken. Man wird wieder als „unflexibel“ oder „unmotiviert“ gebrandmarkt, wenn man skeptisch ist. Aber diese Skepsis ist mehr als angebracht. Sie ist überlebenswichtig.
Wir brauchen echte, nachhaltige Arbeitsplätze und soziale Sicherheit, nicht immer neue Experimente auf dem Rücken derer, die es sich am wenigsten leisten können, zu scheitern.
Ich wollte einen eignen Kommentar dazu schreiben, dieser trifft es jedoch zu 110 Prozent.