„Aktion Gewitter“: Stolperstein wurde unweit des Volksparks für ehemaligen halleschen Stadtverordneten verlegt, den die Nazis ins KZ gesteckt haben

Am Montag, 6. November 2023 wurde in der Kleinen Gosenstraße 6 in Halle (Saale), unweit des Hinterausgangs des Volksparks, ein Stolperstein verlegt.
Hier wohnte Emil Lange, Sozialdemokrat und Stadtverordneter von 1929 bis 1933. Im August 1944 wurde er in der „Aktion Gewitter“ verhaftet und in das KZ Sachsenhausen gebracht. Von hier kehrte er nicht zurück.
STOLPERSTEINE sind Teil eines europaweiten Gedenkprojektes und erinnern an im Nationalsozialismus verfolgte Menschen, die in diesen Häusern gelebt haben – bis sie deportiert und ermordet wurden oder fliehen konnten.
Mit dem neuen Stein gibt es in Halle insgesamt 285 STOLPERSTEINE. Herstellung und Verlegung der Gedenksteine (120 € je Stein) werden ausschließlich aus privaten Spenden finanziert.
Die Patenschaft für Emil Lange hat der Landtagsabgeordnete Dr. Andreas Schmidt übernommen, der auch die Lebensgeschichte Emil Langes erforscht hat.
Der Zeit-Geschichte(n) e.V. koordiniert die Verlegungen im Auftrag der Stadt. Wir bedanken uns herzlich bei allen Unterstützern des Projekts STOLPERSTEINE, insbesondere bei der Stadt Halle für die Unterstützung in der inhaltlichen und technischen Vorbereitung der Verlegungen.
Karl Emil Lange wurde am 28. März 1891 in Halle geboren. Sein Vater Emil Lange war Arbeiter, seine Mutter Friederike Lange geb. Becker als Hausmädchen tätig. Die Familie war evangelischen Glaubens. Nach dem Besuch der nur sechsjährigen Volksschule lernte Emil Lange bei der Firma C.A. Callm in Diemitz den Beruf des Drehers. Mit 16 Jahren trat er dem Deutschen Metallarbeiterverband, dem Vorläufer der IG Metall und der SPD bei. In seiner Freizeit spielte der großgewachsene junge Mann Fußball im Arbeitersportverein „Olympia“. Am Heiligabend 1914 heiratete Emil Lange die in Kröllwitz geborene Martha Wiedau, mit der er drei Töchter bekommen sollte. 1917 wurde der junge Familienvater in den Ersten Weltkrieg geschickt. Danach arbeitete er wieder in seinem Lehrbetrieb, in dem er 1922 Betriebsratsvorsitzender wurde. Lange war vielseitig engagiert. Er war Kassierer und später 2. Vorsitzender der halleschen SPD, Kassierer des lokalen Deutschen Metallarbeiterverbandes sowie Schöffe. Viele Abende verbrachte er bei Sitzungen und Versammlungen. Spätestens seit Mitte der 1920er Jahre hielt er als einer der Treuhänder das Eigentum am Volkspark. Weil die SPD als nichtrechtsfähiger Verein nicht direkt Eigentum besitzen durfte, musste das große Volkshaus von Treuhändern verwaltet werden. Diese Treuhänderschaft war eine Vertrauensfunktion, die Langes zentrale Position in der halleschen SPD verdeutlicht.
1929 wurde Emil Lange in die hallesche Stadtverordnetenversammlung gewählt. Die darauf folgende Kommunalwahl am 12. März 1933 fand bereits nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten statt. Dennoch wurde Emil Lange, gemeinsam mit fünf anderen Sozialdemokraten, wiedergewählt. Die konstituierende Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 11. April 1933 war vermutlich Langes letzte. Während den Kommunisten ihre Mandate sofort aberkannt wurden, geschah dies mit den Mandaten der Sozialdemokraten auf der dritten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 6. Juli 1933. Daran nahmen die Stadtverordneten der SPD bereits nicht mehr teil. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands war im Juni verboten worden.
Lange litt unter der Isolation nach der Liquidierung der Partei und ihrer Organisationen, die einen beträchtlichen Teil seines Lebens ausgemacht hatten. Umso mehr wandte der Vater dreier Töchter sich in den folgenden Jahren der Familie zu. Ursula, die jüngste Tochter, beschrieb einen herzlichen, zugewandten Vater und humorvollen Familienmenschen.
Am 22. August 1944 wurde Emil Lange am Arbeitsplatz verhaftet. Kollegen erzählten der Familie später, er sei von Drehbank zu Drehbank gegangen und habe sich von jedem seiner Kollegen verabschiedet. Langes Verhaftung war Teil einer reichsweiten, großangelegten Verhaftungswelle, der Aktion „Gewitter“. Sie wurde als Reaktion auf das Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 propagiert, war allerdings bereits vorher geplant worden. Sie richtete sich nicht nur, aber auch gegen die Akteure des 20. Juli und ihr Umfeld. Tatsächlich ging es darum, angesichts der sich den deutschen Grenzen nähernden Kriegsfronten, jedes Widerstandspotential auszuschalten. Bereits bei Kriegsbeginn im September 1939 hatte eine vergleichbare Verhaftungswelle stattgefunden. Reichsweit wurden am 22./23. August 1944 etwa 5.000 frühere Reichstags-, Landtags- und Kreistagsabgeordnete sowie Stadtverordnete, vor allem von SPD und KPD, in Konzentrationslager und Haftanstalten verbracht. Die Verhaftungen erfolgten unabhängig davon, ob die Betreffenden im Verdacht standen, Widerstand zu leisten. Ein Teil der Festgenommenen kam nach kurzer Zeit wieder frei. Emil Lange hatte dieses Glück nicht. Er wurde zuerst in eine hallesche Haftanstalt und später in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert. Aus Sachsenhausen erhielt seine Familie am 17. September 1944 einen Brief – das erste Lebenszeichen Emil Langes nach vier Wochen. Es war ein Privileg der politischen Häftlinge, dass sie alle 14 Tage einen Brief an ihre Familie schreiben durften. Juden, Sinti und sowjetischen Kriegsgefangenen war dies nicht gestattet.
Die Briefe mussten auf einem Formularbriefbogen geschrieben werden, der Raum war also begrenzt. Sie waren offen bei der Lagerleitung zum Versand abzuliefern und gingen durch die Postzensurstelle, die die Briefe abzeichnete. Entsprechend sind auch die sechs Briefe, die Lange aus dem Konzentrationslager nach Hause schickte, sehr zurückhaltend, was Langes eigene Situation betrifft. Aus Langes Briefen spricht das Wissen um die Zensur, aber auch das Bemühen, die Sorge der Familie um seine Lage nicht noch zu vergrößern. Am 17. September schrieb er: „… durch besondere Umstände war es mir nicht möglich eher zu schreiben, und ich nehme an, daß Ihr Euch keine Sorgen um mich gemacht habt. Mir geht es gut, bin gesund u. munter, gleiches nehme ich auch von Euch allen an. [….] Ich nehme an, daß auch diese Zeit vergeht und ich bald wieder unter Euch sein werde.“ Am 1. Oktober schrieb er: „…ich bin nun bereits 6 Woh. fort und kann Euch berichten, daß es mir noch gut geht.“. Der Brief vom 15. Oktober 1944 und alle weiteren enthielten gar keine Bemerkungen mehr zu seinem Gesundheitszustand.
Umso mehr ging es um Lebensmittel und Anfang Dezember auch um Handschuhe und einen Schal, den er sich erbat. Weite Teile des knappen Raums auf den Briefvordrucken verwendete er auf Fragen nach dem Befinden von Frau und Kindern und der Übermittlung von Grüßen an Verwandte und Freunde. „Alle meine Lieben! Weihnachten rückt immer näher und es wird das erste Mal sein, daß wir das Fest nicht zusammen verleben können. Euch wünsche ich, die Feiertage gesund u sorgenlos zu verleben, wenn ich auch nicht unter Euch sein kann. Ebenso beste Wünsche Verwandten u. Bekannten. Freuden kann ich Euch nicht bereiten, mögen meine Zeilen dies ersetzen.“ Emil Langes letzter Brief aus dem KZ Sachsenhausen stammt vom 7. Januar 1945. Es war das letzte Lebenszeichen des 58-Jährigen.
Sein weiteres Schicksal, der Zeitpunkt und die Umstände seines Todes sind unbekannt. Nach Wochen des Wartens auf Post schrieb Martha Lange am 27. März 1945 an den Lagerkommandanten und bat um Auskunft. Mit Schreiben vom 4. April 1945 antwortete die Kommandantur, Emil Lange sei „von hier aus einem Transport überstellt worden.“ Sein Aufenthaltsort sei unbekannt. Als die Rote Armee Anfang Februar 1945 die Oder erreichte, hatte die SS begonnen, die Verlegung des Lagers vorzubereiten. In diesem Zusammenhang wurden mehr als 3.000 als marschunfähig oder als gefährlich eingestufte Häftlinge im Lager ermordet. Weitere 13.000 wurden per Zug in die Konzentrationslager Mauthausen und Bergen-Belsen verbracht. Vermutlich handelte es sich hierbei um ältere Häftlinge, die als nicht marschfähig galten. Ein ehemaliger Mithäftling teilte Martha Lange später mit, Emil Lange sei mit ihm im KZ Bergen-Belsen angekommen. Dieses KZ wurde 1945 wegen seiner frontfernen Lage zum Ziel der Verbringung zehntausender Häftlinge. In dem überfüllten Lager herrschten in den letzten Kriegsmonaten chaotische Zustände. Die Lebensmittelversorgung brach zusammen und Seuchen breiteten sich aus. In den letzten Monaten vor der Befreiung des Lagers starben in Bergen-Belsen 35.000 Häftlinge, 14.000 weitere konnten trotz umfangreicher Hilfsmaßnahmen in den folgenden Wochen nicht gerettet werden. Emil Langes Familie suchte noch monatelang verzweifelt nach einem Lebenszeichen. 1952 wurde er schließlich für tot erklärt.
Quellen: Der Text ist die vom Zeit-Geschichte(n) e.V. bearbeitete Fassung eines Aufsatzes von Dr. Andreas Schmidt über das Leben Emil Langes: „…denkt auch an mich und laßt Euch alle herzlich grüßen und küssen…“ Vor 75 Jahren starb der Sozialdemokrat Emil Lange in nationalsozialistischer Haft. Erschienen in: Beiträge zur Geschichte der Sozialdemokratie in Sachsen-Anhalt. Heft 9. Herausgegeben vom SPD-Landesverband Sachsen-Anhalt, Historische Kommission. Halle 2019. Abrufbar unter https://spd-sachsen-anhalt.de/files/geschichte/Hiko_Heft_9.pdf, Transkription der Briefe Emil Langes aus dem KZ: Dr. Nicole Ramin, Nachfahren von Emil Lange/Dr. Andreas Schmidt, Stadtarchiv Halle, Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Mal sehen wie oft, Herr Dr. Schmidt den Stolperstein zum Glänzen bringt.
Dr. Andreas Schmidt = SPD
War nicht anders zu erwarten.
DIE Linke kann doch auch ihrer KPD-Mitglieder zu Ehren Stolpersteine verlegen, die CDU für Zentrum, die FDP hat ja auch einige Liberale Parteien in der Weimarer Republik als Vorbild…
„Ex-Schüler, schlauer Fuchs, Robert…“ Mit Geschichte habt ihr es ja wohl nicht so. Auch nicht mit Gewissen, sowie mit Aufrichtigkeit, Mitgefühl, Solidarität und Menschlichkeit. Dafür aber mit Sympathie für die größten Gräueltaten in der Geschichte der Menschheit. Da ist wohl viel schiefgelaufen.
Die Erinnerungskulturpfleger schaffen sich doch nur mit ihrem ewigen Gedenken ihre eigene stabile Existenzgrundlage. Gedenksteinhersteller haben ausgesorgt. Und Erinnerungsvereine haben ihre staatliche Förderung für die nächsten 100 Jahre sicher.
Nicht darüber reden wollen ist sicher eine Möglichkeit. Passiert ist es trotzdem.
Es geht darum, ob es nochmal passieren kann. Manche sagen, „wann“ es nochmal passiert…
Was hat denn Ex-Schüler verwerfliches geschrieben? Ist das Verfolgungswahn oder eine Leseschwäche?
Doch, deren Geschichtsunterricht sind deren Bubblekameraden.
In der Schule jedoch stand man beim bösen roten Lehrer (zu Unrecht natürlich)vor der Tür oder ging gar nicht erst hin, somit hat man lieber eine schlechte Note in kauf genommen und den Lehrer mal so richtig eins ausgewischt.
Wussten Sie das noch nicht?
Was kostet eigentlich solch ein Stolperstein mit Gravur
Wenn sich Spender dafür finden ist die Frage komplett unangebracht. Außerdem steht im Artikel 120, alles inklusive (siehe auch https://www.stolpersteine.eu/faq/)
Und überhaupt: Versuch mal nicht vom Thema abzulenken…falls du überhaupt antifaschistisch eingestellt bist.
Das steht im Text, einfach mal lesen.
Und warum jetzt erst? Da haben wohl welche geschlafen von den Stadträten.
Reg dich nicht auf kleiner Mann. Die Welt dreht sich, auch wenn du weiterschlummerst.
Kannst du mit deinem Penis woanders reden? Hier geht es um ernstere Themen.
*prust*
Was suchst du dann hier?
@DÄD oder du dich einfach wieder einmauerst🙂
Heute wieder frei?
Die verbrannten Steuermillionen wären wohl in der Präventionsarbeit für unsere neuen muslimischen Facharbeiter besser aufgehoben. Aber so ist wenigstens ein Künstler reich.
Du bist doch auch wie du bist. Trotz aller Präventionsbemühungen.
@“Realist“
„Die verbrannten Steuermillionen“, Verächtlichmachen von religiösen Menschen, ein „reicher Künstler“…
Abgesehen davon, dass dein faschistoider Kommentar überhaupt auf dbh freigegeben wird: Bei dir ist auch etwas verbrannt..besser gesagt durchgebrannt.
„Realist“ So viele Lügen in zwei Sätzen. Das muss man erst mal hinbekommen. Gut, als Rassist, Nationalist, Rechtsextremer und Verschwörundsgläubiger fällt das wohl leichter. Hauptsache faktenfrei und schön zersetzend. Krass.
Bürger für Halle …zersetzend ist Säure !
Hauptsache blubbern mit gespaltener Zunge wie eine Schlange!
Wo sind die Stolpersteine für die Opfer der Roten? Das wird gerne vergessen. Das waren auch Nazi Methoden.
Da bin ich ja mal gespannt, wem du da gedenken möchtest.. Und wie derjenige bestraft wurde (unter Kriegsrecht in der SBZ?).
Eindeutiges Unrecht aus der Zeit könnte so auch ins Bewusstsein gerückt werden, warum nicht. Heutzutage kommen auch politische Häftlinge in jahrelange Isolationshaft oder werden Flüchtlinge bewusst in Elend oder gar Tod geschickt (eine kleine Übersicht von ’21: https://www.proasyl.de/news/die-rueckfuehrungsoffensive-gibt-es-schon-laengst-und-das-bedeutet-sie/).
Aber vielleicht geht es dir ja weniger um Wahrheitsfindung, sondern um Relativierung der Nazi-Verbrechen?
Ich nicht wissen wollen, was die Roten früher für Verbrechen begangen haben, dass passt ja nicht zu einen Arbeiterstandpunkt !Wichtig ist nur die rechte Schublade!🤮🤮🤮
Den roten KGB Arsch aus dem Kreml ?
Da frag mal Mückenstich Chrupalla, Höcke und seine Kameraden vom 3. Weg, vielleicht sprechen die es ja bei der nächsten Veranstaltung im Kreml mal an.😊
Es ist gut, dass an solch verdiente Bürger dieser Stadt erinnert wird. Es mahnt auch für die Zukunft, welcher Willkür jeder einzelne ausgesetzt werden kann, wenn Nazis an die Macht kommen.