Amphibienbestände in Sachsen-Anhalt bis zu 90 Prozent eingebrochen – Landesamt bittet um Meldung von Beobachtungen

Amphibien wie Salamander, Molche, Kröten und Frösche sind in Sachsen-Anhalt wie auch weltweit eine der am meisten gefährdeten Artengruppen. Von den 18 in Sachsen-Anhalt heimischen Arten werden 15 mit einem Gefährdungsstatus in den aktuellen Roten Listen des Landes aufgeführt. Davon gelten 10 Arten als gefährdet oder stark gefährdet.
Amphibien haben eine komplexe Lebensweise und benötigen ausreichend große Feuchtgebiete und fischfreie Gewässerkomplexe zur Laichabgabe und zum Aufwachsen der Kaulquappen. Ebenso brauchen sie großflächige, insektenreiche Landlebensräume wie Feuchtgrünland, Brachen und strukturreiche Wälder. Die Teillebensräume müssen zudem gut miteinander vernetzt sein, damit die Tiere ungehindert zwischen ihnen wandern können.
Sachsen-Anhalt ist jedoch geprägt von großen, intensiv genutzten Landwirtschaftsflächen mit wenig geeigneten Lebensräumen für Amphibien. Die verbliebenen Lebensräume werden stark durch das Verkehrsnetz zerschnitten, so dass jährlich Zehntausende Amphibien auf der Wanderung zu den Laichgewässern sterben. Zusätzlich hat die Dürre der letzten Jahre zu massiven Bestandseinbrüchen geführt, berichtet Marcel Seyring, Biologe am Landesamt für Umweltschutz: „Die von seltenen und gefährdeten Arten bevorzugten flachen Laichgewässer fielen wiederholt trocken und der Fortpflanzungserfolg blieb vielfach komplett aus.“ Auch die ebenso wichtigen Landlebensräume boten in Folge der Trockenheit kaum geeignete Lebensbedingungen und ausreichend Nahrung für die auf feuchte Habitate angewiesenen Amphibien. „Schließlich tun die viel zu milden Winter ein Übriges und führen zu hoher Wintersterblichkeit. Amphibien verstecken sich zum Überwintern in Wurzelhöhlen, Erdlöchern oder Felsspalten. Sie verharren dort in einer Winterstarre, bei der Körperfunktionen wie Atmung und Energieverbrauch stark heruntergefahren werden. In zu milden Wintern endet diese Starre vorzeitig, so dass die Energiereserven bei vielen Tieren nicht bis zum Frühjahr ausreichen.“ erklärt Seyring. Nach Schätzungen des Landesamtes sind die Amphibienbestände in den vergangenen sieben Jahren um bis zu 90 % eingebrochen. Am stärksten betroffen sind die Arten des Offenlandes wie Grasfrosch, Moorfrosch, Laubfrosch und Kreuzkröte. Aber auch die früher sehr häufige Erdkröte hat landesweit einen drastischen Populationseinbruch erlitten. Das belegen Zahlen von Amphibienschutzzäunen an Straßen, die in jedem Jahr zum Schutz der wandernden Tiere aufgestellt werden.
Mit dem feuchten Winter hat sich derzeit zumindest die Situation der Laichgewässer entspannt. Generell verschärft sich die Bedrohung heimischer Amphibien durch neue Infrastrukturmaßnahmen wie etwa den Bau großer Freiflächenphotovoltaikanlagen auf Grünland- und Brachflächen.
Das Landesamt für Umweltschutz wird in den kommenden Wochen mit der jährlichen Erfassung zu Verbreitung und Bestand der heimischen Amphibienpopulation beginnen. Bürgerinnen und Bürger können helfen, indem sie ihre Amphibienbeobachtungen melden. Neben Beobachtungen an Gewässern sind Sichtungen an Straßen besonders wichtig, da so Konfliktstellen entdeckt und entschärft werden können. Für die Meldung wird ein Foto, Video oder eine Tonaufnahme benötigt.
Zum Meldeportal für Amphibien
https://sachsen-anhalt.meldeportal.cloud/observation/59321019/amphibien-lurche
Foto: LAU/M. Seyring
Und sowas im besten Land!???
warst du schon immer so…naja…“schlicht“?
Am Kreuzvorwerk zu 100 % eingebrochen, alle in den Trockenjahren verdurstet.
Ja, schlimm. Vielleicht kann man mit erwas Besatz nachhelfen, sonst dauert es Jahrzehnte bis die wieder kommen. Und wir werden mehr Mückenplage haben ohne Amphibien.
Wir befinden uns bekanntlich mitten im größten Massen -Artensterben seit Millionen von Jahren. Es liegt jetzt an der Menschheit, das Sterben zumindest etwas einzudämmen und so das Überleben für größere Teile der Menschheit zu sichern. Ein Zuckerschlecken wird es jedoch nicht werden, so viel ist sicher. Handlungen, die das Artensterben und die Klimakatastrophe weiter vorantreiben, wie z.B. weiterer Straßenbau, Flächenversiegelung durch Wohnungsneubau, schädliche Industrieansiedlungen, Autoverkehr, die fossile Industrie/Landwirtschaft usw. sind sofort oder zeitnah einzustellen. Noch können wir für einen kurzen Zeitraum umsteuern, wollen wir nicht die letzte Generation sein, die menschenwürdig gelebt hat.
Dann bitte auch das zeitnah einstellen: „Generell verschärft sich die Bedrohung heimischer Amphibien durch neue Infrastrukturmaßnahmen wie etwa den Bau großer Freiflächenphotovoltaikanlagen auf Grünland- und Brachflächen.“
„nicht vergessen“ Solarenergie wird für die Energieversorgung benötigt und muss in den nächsten Jahren zusammen mit Windenergie die fossilen Energieträger komplett ersetzen, kann daher nicht eingestellt -, sondern muss massiv ausgebaut werden. Deshalb ist diese Aussage problematisch. Man muss daher zwischen schädlicher Infrastruktur und dringend benötigten Maßnahmen unterscheiden. Photovoltaikanlagen sollten natürlich überwiegend auf bereits versiegelten Flächen, Dächern usw. instaliert werden. Es muss ein Gleichgewicht zwischen Klimaschutz und Artenschutz angestrbt und durchgesetzt werden.
Wozu Solar Strom ohne Industrie, ohne Wohngebäude, ohne Straßen, ohne Autoverkehr?
Fossile Landwirtschaft? Das ist der Beste Heute. 🙂 🙂 🙂
So ein Mist das Kühe auch so viel pupsen müssen. 🙂 🙂 🙂
Hier sind gar keine mehr seitdem die Bäume gefällt wurden am Ackerrand
Wo ist „hier“?