Auch Vergabeausschuss beschließt: Rabeninsel bekommt neue Wege
Nach dem Planungsausschuss vergangene Woche hat am Donnerstag auch der Vergabeausschuss mehrheitlich dafür gestimmt, die Wege auf der Rabeninsel zu erneuern. Änderungsanträge der Grünen wurden abgelehnt, die das Bauvorhaben, das mit Fluthilfemitteln bezahlt wird, abmildern.
Im Eilverfahren wollte die hallesche Stadtverwaltung bereits vor der Sommerpause den Ausbau der Wege auf der Rabeninsel durchdrücken. Damals wurde die Vorlage aber vom Stadtrat vertagt. Voraussichtlich soll nun für fünf Monate gebaut werden. Das sei möglich, weil das Wasser- und Schifffahrtsamt vermutlich erst 2018 am Wehr baue und dadurch für die Arbeiten auf der Rabeninsel im kommenden Jahr die Zufahrt doch zur Verfügung steht.
In der von den Ausschussmitgliedern beschlossenen Vorlage ist noch von Oktober 2016 die Rede. Erstaunlicherweise hat kein einziges Mitglied gefragt, wann denn nun wirklich gebaut wird. In diesem Jahr ist es wegen der der Ausschreibungsfristen nicht mehr möglich, zu bauen.
Obwohl bereits 2014, mit einer Spende von Dow Chemical, die Wege auf der Rabeninsel nach der Flut 2013 wieder hergerichtet wurden, sollen nun mit knapp 600.000 Euro weitere Baumaßnahmen erfolgen. Vorgesehen sind für den Rundweg 10 cm Tragschicht auf Geotextil und 5 cm Deckschicht als wassergebundener Weg. „Insbesondere aus naturschutzfachlichen Gründen wird auf den Einbau einer Frostschutzschicht sowie Wegeeinfassung verzichtet und die Tragschicht reduziert“, so die Verwaltung. Die Verdichtung der Wegedecke solle mit Walzen statt Rüttelplatten erfolgen. Auf Wurzeln der geschützten Bäume achte man, bei flach verlaufenden Wurzeln gebe es eine Handschachtung. Zudem wolle man möglichst auf Fällungen verzichten. Eine Beleuchtung sei nicht vorgesehen, die 12 vorhandenen Betonmasten würden entsorgt. Lediglich im Brückenbereich – aus Richtung Pulverweiden zur Schleuse – werde es eine neue Asphaltdecke geben. 600.000 Euro aus Fluthilfemitteln sollen investiert werden.
Hierzu erklärt Stadtrat Wolfgang Aldag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): „Ich bedauere diese Entscheidung sehr, weil sie in zweierlei Hinsicht unserem Verständnis von Nachhaltigkeit widerspricht. Zum einen stellen die geplanten Baumaßnahmen an sich einen unnötigen Eingriff in das Naturschutzgebiet dar. Zum anderen wird hier ohne erkennbaren Grund Steuergeld ausgegeben. Nach mehrmaliger Besichtigung und Begehung des Weges bei jeglichem Wetter ist unsere Fraktion nach wie vor der Meinung, dass der Erhalt des naturnahen Waldweges im Schutzgebiet Rabeninsel angemessen ist und deswegen auf die Durchführung der Baumaßnahmen hinsichtlich des Geh- und Radweges verzichtet werden sollte.“
Knapp eine halbe Stunde wurde auch bereits im Planungsausschuss diskutiert. Simone Trettin vom Fachbereich Planen erklärte, Baugrunduntersuchungen hätten ergeben, dass die Tragfähigkeit der Wege nicht mehr vorhanden sei, es viele Abtragungen gebe und der Weg uneben sei. Daneben gebe es viele Aufschwemmungen, bei jedem kleineren Regen weiche der Boden auf. Teile habe man im Rahmen eines Projekts des Eigenbetriebs für Arbeitsförderung (EfA) habe es Aufschotterungen mit großen Material gegeben. Insbesondere Löcher durch umgefallene Bäume habe man so gefüllt. Trettin sprach von einer Summe von 2.000 Euro, der Fördermittelgeber sei darüber informiert und habe bereits seine Genehmigung erteilt. Gebaut wird nun in den Wintermonaten außerhalb der Brutperiode. Christian Feigl (Grüne) erklärte, die Wege seien in einem solchen Zustand, dass man mit größeren Maßnahmen nicht eingreifen müsse. Simone Trettin meinte jedoch, die Wege seien stellenweise sehr geschädigt und müssten für jeden nutzbar sein, also auch Rollstuhlfahrer und Mütter mit Kinderwagen. „Ich weiß nicht, ob der Weg bei jedem Mistwetter für jeden befahrbar sein muss“,sagte Thomas Schied (Linke). Der Zustand der Wege sei gut, er befürchte Fördermittelprobleme durch eine Überkompensation. Fabian Borggrefe (SPD) sprach von einer der „herrlichsten Ecken für uns Hallenser“. Auch die Bewohner des Seniorenheims würden die Wege gern nutzen, deshalb seien gute Wege nötig. Und dieser Zustand sei derzeit nicht gegeben, er selbst sei erst gestern Fast über grobe Unebenheiten gestürzt. Der Weg sei touristisch wertvoll und verbinde Generationen, meinte Michael Sprung (CDU). Seine Fraktionskollegin Ulrike Wünscher beantragte den Abbruch der Debatte, dafür gab es eine mehrheitliche Zustimmung.
Gut so! Die Rabeninsel muss wieder das werden, was sie einst war.