“Battle reloaded” in der Moritzburg in Halle: riesiger 30-Meter-Bildteppich zu sehen – unter anderem mit Todesstern, Lady Gaga und martialischen Lego-Männchen

Die große Herbstausstellung 2022 im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) ist am Samstag eröffnet worden. Sie präsentiert das Werk einer großartigen zeitgenössischen Künstlerin: Margret Eicher. Sie schuf in den vergangenen 20 Jahren ein eindrucksvolles Œuvre großformatiger textiler Arbeiten, die in Jacquard-Weberei ausgeführt werden. Ihre Bildteppiche sind Kunstwerke, die sich medienkritisch mit den Bildwelten auseinandersetzen, die uns in Werbung und Nachrichten tagtäglich begegnen. Die profanen Motive verfremdet die Künstlerin digital und bringt sie oft in einen Kontext zu bekannten Werken der Kunstgeschichte.
Vor zwei Jahren habe man erste Überlegungen zu der Schau angestellt, sagte Moritzburg-Direktor Thomas Bauer-Friedrich. Angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage habe man sich noch überlegt, die Ausstellung doch anders zu nennen. “Das haben wir aber bewusst nicht gemacht.” Das Werk zeige, dass die Kunst aktuell sei und Kunst auch heute Relevanz hat. Eichner selbst kam die Corona-Krise zu gute. Denn durch die Lockdowns fielen andere künstlerische Verpflichtungen weg und sie konnte intensiv an dem Werk arbeiten.
Es geht Margret Eicher mit ihrem medienkritischen Ansatz darum, die täglich auf uns einflutenden Bild- und Motivwelten in Frage zu stellen und deren vermeintlichen Herrschaftsanspruch und ihren Wirkungssog zu entlarven, womit ihre Arbeiten vor dem Hintergrund der aktuellen Instrumentalisierung der Bilder für machtpolitische imperialistische Kriegszwecke eine ungewollte Aktualität erhalten. Den Betrachtern begegnet ein ganzes Arsenal an bekannten Gesichtern und Figuren, darunter Julian Assange, die Ninja Turtles, Lady Gaga, Madonna, martialische Lego-Männchen, Beyoncé, Lara Croft und viele mehr. Auch der Todesstern aus Star Wars ist zu sehen, ebenso E-Auto-Legende Elon Musk.
Zentrales Hauptwerk ist der eigens anlässlich der Schau im Landeskunstmuseum Sachsen-Anhalts neu entstandene und noch nie gezeigte Bildteppich – BATTLE:RELOADED – von 30 m Länge und 1,2 m Höhe, eine Art Essenz des bisherigen Schaffens der Künstlerin und inspiriert vom berühmten Teppich von Bayeux (11. Jahrhundert).
„Meine Medientapisserien befinden sich an der Schnittstelle zwischen im traditionellen Sinn materiellen Kunstwerken und dem elektronischen Rauschen des Digitalen. Es sind die zeitgenössischen trivialen Bildklischees der Illustrierten und des Internets, die mich anziehen; die grelle, verlogene Schönheit der High-End-Oberflächen, in der sich Zeitgeschehen und Menschenbild spiegeln.“ Margret Eicher
Die Ausstellung im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) steht im Kontext der textilkünstlerischen Tradition des Landes Sachsen-Anhalt von den mittelalterlichen Bildteppichen in Halberstadt bis zur mehr als hundertjährigen Entwicklung an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.
Zentrales Hauptwerk der Sonderausstellung ist der eigens anlässlich der Schau im Landeskunstmuseum Sachsen-Anhalts geschaffene, erstmals gezeigte Bildteppich BATTLE:RELOADED der mit einer Höhe von 1,2 Metern auf einer Länge von 30 Metern eine Art Essenz des bisherigen Schaffens der Künstlerin darstellt. Inspiriert wurde die Künstlerin hierzu durch den berühmten Teppich von Bayeux (11. Jahrhundert). Ausgehend von den Schilderungen auf dieser mittelalterlichen Stickerei entstand der Entwurf für BATTLE:RELOADED als waagerecht strukturierte zehnteilige Bildfolge. In der unteren Bordüre nimmt die Tapisserie direkt Bezug auf die historische Vorlage, entzieht sich aber dem Vergleich durch das Fehlen einer echten Narration. So wird der historische Abstand thematisiert zwischen den Erzählstrategien des Mittelalters und den fragmentierten Narrativen unserer Gegenwart.
Ähnlich wie im Teppich von Bayeux ist die detaillierte Visualisierung von Kultur und Zeitgeist der Gegenwart auf der Basis kämpferischer und widersprüchlicher Protagonisten der rote Faden des ungewöhnlichen Bildteppichs.
Insgesamt vereint die Ausstellung 21 Medientapisserien Margret Eichers aus den Jahren zwischen 2005 und 2022, flankiert von 2 historischen Teppichen aus dem späten 16. bzw. frühen 17. Jahrhundert. Neben BATTLE:RELOADED werden Arbeiten gezeigt, die in Bezug zu diesem monumentalen Hauptwerk stehen und einen Überblick über das Schaffen der Künstlerin seit der Jahrtausendwende geben.
Margret Eicher absolvierte ein Studium bei Prof. Fritz Schwegler und Prof. Rolf Sackenheim an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Zur Ausstellung erscheint in limitierter Auflage ein Künstlerbuch als in einer deutschen Buchbinder-Manufaktur aufwendig in Handarbeit hergestelltes Leporello, das auf eine Länge von 5,07 Meter ausgeklappt werden kann und in einem hochwertigen Schmuck-Schuber verwahrt wird. Nur 200 Auflagen gibt es – 150 davon für 49 Euro, weitere 50 handsignierte Leporellos für 99 Euro.










Hart am Kitsch!
Beeindruckendes Werk.
Sieht auf jeden Fall nach der Menge Arbeit aus.
Hier sieht man den Unterschied zwischen Künstlern, die noch richtig Arbeiten zu der Sorte Künstler, die kaum was leisten, aber jede Menge Wertschätzung für ihr bisschen krikel krakel und dergleichen erwarten.
Omg
Das Bild mit den Riesenpilzen erinnert mich an was. Plattencover? YES oder Led Zeppelin?
Wen du hier ernsthaft mit der Antwort rechnest oder mit einem Dialog, der nicht auf Beleidigung des jeweils anderen abzielt, dann bist du hier falsch.
Leider ist es wirklich so.
Nicht immer.
Ist das Kunst? Oder kann das weg ….
Ich stell mir gerade vor, was sich die Leute in 500 Jahren oder so vorstellen, wenn sie die Teppiche sehen. Auf jedenfall eine schöne Arbeit.