Blackout in Sachsen-Anhalt: 190 Kräfte im Einsatz bei Landeskatastrophenschutzübung
Am Donnerstag fand im Landesverwaltungsamt in Halle (Saale) die Landeskatastrophenschutzübung Sachsen-Anhalt „Stromausfall 2024“ statt. Landesverwaltungsamt, Salzlandkreis und Saalekreis übten den Ernstfall. 190 Kräfte waren bei dieser „Trockenübung“ im Einsatz. Drei Katastrophenschutzstäbe, Polizei, Bundeswehr und THW waren beteiligt. Das Übungsszenario bot den beteiligten Behörden eine gute Gelegenheit, sich unter Realbedingungen bestmöglich auf den Ernstfall vorzubereiten.
Am Anfang der Übung stand die Meldung „großflächiger Stromausfall im gesamten Gebiet Ostdeutschlands“. Es gab in der Folge viele eingehende Notrufe bei den Leitstellen, Ausfälle in der Infrastruktur, wie Ampelanlagen, Pumpwerke, IT-Netze, Mobilfunknetze, Heizungen und vieles mehr. Notsituationen in Krankenhäusern, Pflege- und anderen Einrichtungen. Hinzu kamen in der Übung noch Herausforderungen, die sich auf die Grundversorgung der Bevölkerung (Lebensmittelversorgung etc.) bezogen.
Dieses fiktive „Szenario“ galt es für die teilnehmenden Stäbe zu bewältigen und machte aufgrund der Vielfältigkeit der Gesamtlage eine klare Kommunikation und abgestimmte Zusammenarbeit der verschiedenen Behörden notwendig.
Eines der wichtigsten Handlungsfelder war die Treibstoffversorgung für Einsatzfahrzeuge und Notstromaggregate/Netzersatzanlagen (NEA) der Kritischen Infrastruktur (KRITIS). Dabei wurde ein möglicher Bezugs- und Verteilungsweg von den im Land ansässigen Großtanklagern zu den auf Landkreisebene dislozierten, notstromversorgten Schwerpunkttankstellen bzw. zu den örtlichen KRITIS-Objekten beübt. Ein entsprechendes Landeskonzept ist derzeit in Erarbeitung.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Information der Bevölkerung. Dabei stand die Frage, wie gelangen wichtige Informationen ohne Internet und ohne Strom an die Öffentlichkeit. Hier wurden die Medien mit ins Boot geholt.
Radiosender, in Sachsen-Anhalt beispielsweise der MDR, spielen dabei eine entscheidende Rolle. Sie sind über ihre notstromversorgte Technik in der Lage weiter zu senden. Empfangen können in einer solchen Situation Autoradios und Radios mit Batteriebetrieb.
„Das heißt, nicht nur Behörden, Firmen und andere Einrichtungen sollten regelmäßig ihre Krisenpläne überprüfen. Auch jeder Bürger ist angehalten für derartige Notfälle vorbereitet zu sein. Batteriebetriebene Radios sind dabei nur ein Detail.“, so der Präsident des Landesverwaltungsamtes, Thomas Pleye nach der Übung.
Auch die Printmedien (MZ und Volksstimme) wurden kontaktiert. Auch sie können mit einem Notstromaggregat zumindest eine gewisse Zeit ihre Maschinen weiter betreiben. So können Handzettel mit den wichtigsten Informationen für die Bevölkerung produziert werden. Teil der Übung war es abzuklären, wie diese anschließend verteilt werden können.
Ein weiteres besonderes Augenmerk lag auf der Einrichtung und dem Betrieb sogenannter Katastrophenschutz-Leuchttürme (KatS-Leuchttürme). Diese Leuchttürme befinden sich in den Kommunen und dienen der Bevölkerung im Notfall als Anlaufstelle, um Hilfeersuchen abzugeben und Informationen zu erhalten. Dies können Gemeindehäuser, Feuerwehrhäuser, Rathäuser o.ä. sein.
Eine solche Übung findet – mit unterschiedlichen Szenarien und Aufgabenstellungen – regelmäßig statt. „Allein in den letzten 20 Jahren waren wir insgesamt mit 22 Großschadensereignissen bzw. Katastrophenschutzeinsätzen konfrontiert. Die Erfahrungen aus den realen verschiedenen Bedrohungslagen haben gezeigt, dass eingeübte Stäbe und professionelle Abstimmungen im Ernstfall entscheidend für ein effizientes und angemessenes Handeln der beteiligten Kräfte sind.“, erklärte Pleye am Rand der Übung.
Aufgrund des Ausmaßes des Stromausfalls lagen die größten Herausforderungen für die Stäbe in den stark eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten (kein Telefonnetz, kein e-mail, kein Mobilfunk) und im Bereich des Kräftemanagements in den landesweit nicht mehr vorhandenen eigenen Reserven. Zudem zeigte sich, dass die für ein solches Szenario erforderlichen Notfallplanungen von besonderer Bedeutung sind. Dies bezieht sich u.a. auf die Identifizierung der systemrelevanten KRITIS-Objekte und die landesweiten Planungen für ein Konzept der Treibstoffnachversorgung.
„Ein Stromausfall ist inzwischen aus verschiedenen Gründen ein durchaus realistisches Szenario. Die heutige Übung verlangte allen Mitwirkenden ein Höchstmaß an Einsatz und Konzentration ab. Dabei haben wir die Erfahrungen aus den letzten Übungen, den zahlreichen Fortbildungen und realen Katastrophenereignissen genutzt, um verschiedene Handlungsabläufe zu überprüfen und neu zu ordnen, denn auch das wurde deutlich, es ergeben sich immer wieder neue Situationen, die ein differenziertes Handeln und manchmal auch eine gehörige Portion Improvisationstalent verlangen.“, so Pleye weiter.
Am Ende waren neben dem Stromausfall zusätzlich ein Großbrand in einem Krankenhaus und diverse Unfälle zu bewältigen bis um 18 Uhr die Glocke das Übungsende einläutete.
Die Vertreter der Katastrophenschutzstäbe des Landkreises Harz sowie der Stadt Halle waren als Leitungs- und Schiedsrichterdienst im Einsatz. Sie werden nach Abschluss der Übung mit allen Beteiligten eine umfassende Auswertung vornehmen und die Erfahrungen für das gesamte Land nutzbar machen.
Appell
„Abschließend möchte ich noch einmal auf die Notwendigkeit einer guten Vorbereitung nicht nur für die sicherheitsrelevanten Einrichtungen und Behörden hinweisen. Jede Bürgerin und jeder Bürger sind hier gefragt und können ihren Beitrag leisten. Batterien, aufgeladene Akkus, ein batteriebetriebenes Radio, ein gewisser Vorrat an haltbaren Lebensmitteln sind dabei kleine Dinge, die im Notfall große Wirkung entfalten können.“, so Pleye.
Beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe kann unter dem Link https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Mediathek/Publikationen/Buergerinformationen/Ratgeber/ratgeber-notfallvorsorge.pdf?__blob=publicationFile&v=32
ein Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notfallsituationen heruntergeladen werden.
Speziell für den Fall „Stromausfall“ gibt es folgenden link:
https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Tipps-Notsituationen/Stromausfall/stromausfall_node.html
Seltsame Übung. Ich habe noch Strom.
In der Steckdose?
Stromausfall und Akku vom Smartphone leer, so daß ein aufladen nicht möglich ist? 🤯🤳oh Gott…das wäre für jene, die nie ohne Smartphone aufgewachsen sind, der Weltuntergang.
Für dich hoffe ich, dass es dein schriftstellerischer erster Morgen wäre.
Man merkt das sich Leute keine Gedanken machen… In den meisten Wohnungen wäre zum Beispiel nach einem Tag kein Wasser mehr verfügbar. Da Pumpen ausbleiben. Sprich Klospülung adê. Und das wäre nur eines von vielen bereits kurzfristigen Problemen.