Bundesweiter Aktionstag für ein faires Praktische Jahr (PJ): Medizinstudenten aus Halle gehen am Mittwoch auf die Straße, fordern neue Approbationsordnung

Das Praktische Jahr (PJ) ist das letzte Jahr des Medizinstudiums und soll nach zehn theoriebetonten Semestern auf den praktischen Berufsalltag vorbereiten. Die Studierenden arbeiten dabei in Vollzeit in der Versorgung kranker Menschen.
Jedoch sind die Bedingungen in einigen grundlegenden Punkten verbesserungswürdig. So werden Studierende nicht nur unzureichend angeleitet und unterrichtet, auch besteht keine Möglichkeit sich offiziell krankzumelden. Hinzu kommt, dass viele Studierende für ihre Vollzeittätigkeit im Praktischen Jahr gar keine oder eine derart geringe Aufwandsentschädigung erhalten, dass sie nicht einmal ihre Miete bezahlen können. Diese enorme Belastung vieler motivierter Studierender kann Patient*innen gefährden und die Gesundheit der zukünftigen Ärzt*innen erheblich beeinträchtigen. Deshalb ruft die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (BVMD) sowie die Projektgruppe „Faires PJ“ zum bundesweiten Aktionstag mit vielen Demonstrationen und Infoständen auf.
Aus diesem Grund wird es am 19.07.23 auch in Halle (Saale) eine Demonstration von Medizinstudierenden und Unterstützenden der Aktion geben. Sie beginnt um 17 Uhr am Steintor mit einer Kundgebung und wird über die Ludwig-Wucherer-Straße, das Reileck und die Geiststrasse am Marktplatz enden. Es werden über 100 Teilnehmende erwartet.
Forderungen für neue Approbationsordnung:
- Das Recht, sich krankzumelden durch die Trennung von Krankheits- und Fehltagen in der Approbationsordnung, der Verordnung, die die Rahmenbedingungen des Medizinstudiums bestimmt.
- Eine qualitativ hochwertige Ausbildung! Mentoring, Betreuung und Lehrveranstaltungen, wie in den Entwürfen der Approbationsordnung vorgesehen, müssen zeitnah umgesetzt werden.
- Viele PJ-Studierende können von der Vollzeittätigkeit im Krankenhaus nicht leben. Es ist unerlässlich, dass den Studierenden eine für Grundbedürfnisse ausreichende Aufwandsentschädigung gewährt wird. Daher fordern wird eine bundesweite Aufwandsentschädigung mindestens in Höhe des BAföG-Höchstsatzes.
- Einen Mindestabstand von vier Wochen zwischen dem Ende des Praktischen Jahres und dem dritten Staatsexamen, der Abschlussprüfung des Medizinstudiums, denn auf das Staatsexamen vorbereiten geht nicht zwischen Tür und Angel!
Viel Erfolg beim Fordern, aber immer daran denken: Keinen Autofahrenden zu hindern oder nötigen! Diese sind nämlich gerade auf dem Weg zu ihrer harten Arbeit oder einem Arztbesuch!
Na immerhin sprichst du nicht von dir selbst, wenn du harte Arbeit erwähnst.
Und Mitleid habe ich mit den Autofahrenden nicht. Wer sich für etwa 300€/Monat unbedingt so ein Teil leisten will,nachdem der Kauf der Kiste schon das ganze Konto geplündert hat, der muss halt auch mehr arbeiten.
Lerne lesen, du Doofi!
Wieviel Menschen werden denn nach 17 Uhr auf der Luwu, Geiststraße, Markt fahren, um zur Arbeit oder zum Arzt zu kommen?
Seit wie vielen Jahren existieren diese Missstände schon? Warum jetzt erst Widerstand?
Nicht „jetzt erst“.
Während der Approbation verhungert, trotz Fachkräftemangel im Gesundheitswesen. Wie dem auch sei, zielt die praktische Umsetzung darauf ab, dass man die angehenden Mediziner schon recht früh in ihre Grenzen verweist, um dann wiederum für die Zuwanderung ausländischer Mediziner zu werben. Scheinbar verdienen die mehr Geld damit Zuwanderung zu generieren. Um die inländischen Fachkräfte bemüht sich seit Jahren niemand mehr, sprich schlechte Einarbeitung etc….Das ist einfach nur traurig…
Bei allem Verständnis für die Forderungen:
Nicht alles, was verbesserungswürdig ist, rechtfertigt die Behinderung des Straßenverkehrs! Demonstriert von mir aus vor dem Rathaus oder dem Kanzleramt, aber lasst die Bevölkerung in Ruhe! Die kann nix dafür.
Niemand kann was dafür, auch Gebäude nicht.
Sind die Studenten von heute sooooo verweichlicht?
Ich habe zwei abgeschlossene Berufsausbildungen, einmal mit 3 Jahre und einmal mit 3 einhalb Jahren.
Die 3 Jahre war noch zu DDR Zeiten mit anteiligen Internatskosten und ohne Mehrlohn an den Wochenenden arbeiten, natürlich Vollzeit. 48 Std Woche war Alltag und in der Lohntüte im letzten Lehrjahr grademal 300 DDR Mark….
Bei der 3 einhalbjährigen Ausbildung war Sonnabend die Regel, auch ohne Sonderzuschläge und 900 DM in der Tüte…
Die 1 Zimmerwohnung kostete 450 DM, dazu Strom und Telefon. Dazu jedes Jahr neue Bücher.
Also habe ich meinen Chef gefragt, ob ich Sonnabendabend und Sonntag in einem anderen Job arbeiten darf, damit ich Führerschein machen konnte. So wurde ich Sonnabends Bedienung in ner Bar, Sonntags trug ich Zeitungen aus…
Unter der Woche nach Feierabend heimlich gekellnert.
Urlaub genutzt um als Blumenbinderin noch mehr dazu zu verdienen.
Es war hart, aber ich habe es geschafft.
Ausbildung abgeschlossen und Führerschein geschafft.
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Was für verwöhnte Studis heute.
Respekt für deine Leistungen! Ich bin durch meine Ausbildungsvergütung etwas besser gestellt gewesen, aber geschenkt wurde mir auch nichts. Trotzdem bin ich ein wenig stolz darauf, etwas erreicht zu haben durch diese Vorbereitung aufs Leben.
Hauptsache ich vergleiche eine Berufsausbildung in der DDR mit einem Medizin-Studium in der heutigen Zeit…
Kein Wunder, dass die meisten „verwöhnten Studis“ auch nur zum Studieren in Halle bleiben und danach in Städte ziehen, wo sie eine Zukunft sehen. Persönlich kenne ich vier Medizin-Studierende. Drei sind fertig und wohnen nicht mehr in Halle. Die vierte macht gerade zwei Tertiale ihres PJs im „Westen“ und will am liebsten auch dort bleiben. Gründe sind die Unattraktivität der Stadt und – ja – die unfreundlichen Menschen in Halle.
Ihr könnt froh sein, dass aber doch einige noch in Halle bleiben. Aber vielleicht sollte man damit aufhören weiter Studierende als Weicheier oder schlimmeres zu bezeichnen. Ist ja nicht so, dass es in Halle Ärzte im Überfluss gibt.
Die Forderungen sind durchaus berechtigt. Die Ausbildungskosten sind gut investiert, wie man in den nächsten Jahren noch sehen wird. Bei der Menge an Ärzten und Zahnärzten, welche demnächst in Rente gehen, sollten noch viel mehr hochqualitative Human- und Zahnmedizin -Studienplätze geschaffen werden.