#culturebeef: Ärger, Überraschung und Belustigung über Halles Kulturhauptstadt-Bewerbung
Am Donnerstagnachmittag hat Halles Oberbürgermeister mit der geplanten Bewerbung um den Titel Europäische Kulturhauptstadt alle überrascht, inklusive der Stadträte.
Aus der Presse habe er davon erfahren, so Bodo Meerheim, Vorsitzender der Fraktion „Die Linke“ im Stadtrat. „Wir sind eine im kulturellen Bereich des städtischen Lebens gut aufgestellte Stadt. Sicher kann man auch noch viel mehr haben wollen und mancher der Wünsche, die ausgesprochen werden, hätte es verdient umgesetzt zu werden. Wir sollten selbstbewusst auf die breite kulturelle und kreative Vielfalt verweisen, die es hier in Halle gibt und sie pflegen und verteidigen !!! – auch ohne einen Titel.“ Magdeburg habe seine Bewerbung angemeldet als Halle bei seinem ersten Bewerbungsversuch ausgeschieden ist. „Das ist legitim. Wozu unnötig sich als Stadt Halle verkämpfen – gegen die Landesregierung, gegen Magdeburg. Neue Freunde bringt das nicht. Und für die Identitätssteigerung braucht man dies auch nicht – meine Meinung“, so Meerheim. Nutzbringender sei es, sich um die Verbesserung der Lebensbedingungen vieler im kulturell-kreativen Bereich Tätiger zu kümmern. „Lassen wir also Magdeburg sich auf den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2025“ bewerben. Wir s i n d die Kulturhaupthauptstadt des Landes Sachsen – Anhalt, und nicht erst im Jahr 2025. Diesen Um- und Zustand sollten wir verteidigen, da haben wir genug zu tun.“ Sollte es im Stadtrat eine Mehrheit für die Idee einer Bewerbung geben und ein solches finanzielles Risiko eingehen wollen, dann wäre ein späterer Zeitpunkt als 2025 sinnvoll.
Ihn überrasche „dieser reflexartige Schnellschuss des Hauptverwaltungsbeamten (HVB) nicht wirklich“, meint Johannes Krause, Vorsitzender der SPD-Fraktion. „Dieses Muster vor-demokratischer Alleingänge kennen wir von ihm nun schon seit seinem Amtsantritt. Sein sprunghaftes Vorgehen halte ich nicht nur für „unclever“, es könnte sich sogar ein großer Nachteil für Halle daraus ergeben.“ Einen solchen Vorschlag öffentlich zu machen bedürfe eigentlich einiger Vorbereitung. „Dazu gehören nicht nur Gespräche mit dem Land, sondern auch mit den Räten, den zuständigen Institutionen und dann unbedingt auch mit den Bürgerinnen und Bürgern, ehe es zu einer diesbezüglichen Beschlussvorlage kommt.“ Krause hätte es für sinnvoller erachtet, vor der Veröffentlichung durch Wiegand den Vorschlag im Stadtrat oder Hauptausschuss zu diskutieren. „Dieses nicht zu tun ist falscher Stolz und stößt in dieser undiplomatischen Art und Weise so ziemlich alle vor den Kopf, die zur Umsetzung einer solchen Aufgabe d.h. Bewerbung und Durchführung gebraucht werden“, so Krause. „Es wird jetzt wohl sehr schwer werden aus dieser Situation etwas fruchtbringendes zu machen. Die Möglichkeiten sind damit eher begrenzt.“ Wiegand müsse sich erneut fragen lassen, „wer da bei seiner Aktion für ihn wirklich im Mittelpunkt stand, die Stadt Halle oder ….. ?“
SPD-Stadtrat Eric Eigendorf schreibt in seinem Blog: „Nach einer langfristig geplanten Aktion klingt das nicht. Vielmehr scheint die Bewerbung als Kulturhauptstadt und die damit einhergehende Schaffung einer Konkurrenzsituation mit Magdeburg die Antwort der hallescher Verwaltungsspitze auf die Frage, ob Halle noch die kulturelle Führungsrolle im Land genießt. Dass Magdeburgs OB Trümper, ein Mann dessen Ego ebenso wie das seines Amtskollegen locker für drei Menschen reichen würde, mit „Was diese so genannte Kulturhauptstadt Halle da macht, interessiert mich überhaupt nicht“ antwortet, mag auf den ersten Blick unterhaltsam sein. Auf dem zweiten Blick kündigt sich eine Provinzposse an, die beiden Städten, unabhängig davon, ob sich beide bewerben, im Wettstreit mit der weiteren Konkurrenz nicht helfen wird.“
„Alle geben ihren Senf zum angeblichen Wettstreit zweier Städte anstatt über die Kultur selbst zu debattieren – bezeichnend“, twitterte der hallesche Landtagsabgeordnete Wolfgang Aldag (Grüne). Sein Fraktionskollege Sebastian Striegel meint: „Es gab 1 Zeit in unserem Land, da gab es fast alle paar Kilometer ne #Kulturhauptstadt. Kein Verlust, kämen wir wieder dorthin.“
„Grundsätzlich finde ich die Idee nicht unsympathisch, sie ist es auf jeden Fall wert, darüber zu diskutieren“, meint Katja Müller (Die Linke). Vor dem Hintergrund der Magdeburger Bewerbung werde die Debatte sicherlich eine andere sein, als eine alleinige Bewerbung Halles wie vor einigen Jahren. Die Bewerbung Halles müsse aber ernsthaft und ausgegoren sein und dürfe letztlich nicht nur zum Motiv haben, Magdeburg zu ärgern. „Auch wenn die Reaktionen von Trümper in Richtung Halle sehr provokant sind. Entscheidend ist ein gutes und überzeugendes Konzept, das sowohl im Rat als auch in der Stadtgesellschaft breit getragen wird und die finanzielle Machbarkeit.“ Müller verweist zudem auf den Koalitionsvertrag, in dem eine Unterstützung der Magdeburger Bewerbung festgehalten ist. „Das Land gerät durch die Bewerbung Halles womöglich in die Bredouille, zumindest vor dem Hintergrund der Festlegung im Koalitions-Vertrag. Ansonsten würde ich es gar nicht so kompliziert sehen und es nach dem Motto halten, dass sich das Land über beide Bewerbungen freuen kann nach dem Motto „soll der Bessere gewinnen“.“ Den OB und seine Alleingänge kenne man. „Es hätte sicherlich nicht geschadet, mit den Fraktionsvorsitzenden oder im Hauptausschuss die Idee zu besprechen aber soll der OB wegen mir seinen Überraschungsknaller haben, solange er das nicht alleine entscheiden kann.“
„Da unser Oberbürgermeister vermieden hat seine Idee in einer Vorabstimmung mit den Fraktionen zu bringen, habe ich im Augenblick noch keine abgestimmte Position meiner Fraktion“, meint Tom Wolter (MitBürger). Er persönlich finde, alle Ideen die der Stadt nützen, müssten bedacht werden. „Dazu zählt zweifellos auch diese. Der Prozess der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2010 hat in Halle sehr positiv gewirkt. Da es ein langer Prozess ist, den man mit dieser Bewerbung beginnt, mit ernstzunehmenden Mitbewerbern, sollte man nicht blind auf das Feld der Bewerber stürmen, sondern sehr breit eine solche Entscheidung und die damit verbundenen Vorteile, Risiken, Kosten, Kapazitäten und Chancen diskutieren.“ Zwar sei es f+r einen solchen zu führenden breiten Diskurs sehr spät, aber nicht zu spät, „dennoch sind bis zur Abgabe der Bewerbung im Jahr 2019 sehr viele Aufgaben zu bewältigen. Andere Bewerber sind hier schon sehr lange aktiv und daher kann eine solche späte Entscheidung nur mit einer klaren Mehrheit im Stadtrat und einer breiten Zustimmung und aktiven Einbindung der Stadtgesellschaft getroffen werden.“ Die Bewerbung Magdeburgs sieht Wolter gelassen. Der HFC höre ja auch nicht auf in der Dritten Liga Fußball zu spielen, nur um den Titel Magdeburg zu überlassen. „Der Zeitpunkt der Diskussion, ob sich Halle bewirbt, ist denkbar ungünstig, da Magdeburg schon 2011 die Entscheidung getroffen hat und nun sich für das Bewerbungsverfahren die Unterstützung der Landesregierung gesichert hat, wie im Koalitionsvertrag zu lesen ist. Magdeburg hat die letzten Jahre schon genutzt um einen Prozess in Gang zu setzen, Mittel und Personen stehen zur Verfügung, Ideen sind entwickelt etc.“ An die schnellschussartige Vorgehensweise des Oberbürgermeisters habe er sich gewöhnt. „Meine Erregung hält sich daher in Grenzen. Er würde zwar seine Machtattitüden etwas einschränken, aber gewiss in der Sache erfolgreicher sein, wenn es ihm gelingt anders seine Ideen in die Welt zu tragen und von vornherein Partner, Mitstreiter einzubinden. Aber ich akzeptiere seine Vorgehensweise, da er und seine engen Mitarbeiter Ideen und Vorhaben gern für sich allein beanspruchen. Solange es unserer Stadt dient kann ich also damit leben.“
Mein Vorschlag zum #culturebeef : Trümper und Wiegand in einen Raum und dann Querflöten-Battle!
https://t.co/yGZlrcJvDu— Mathias Luther (@wathzmann) 19. August 2016
Jetzt wird es kritisch, da #Halle hier – nicht zu Unrecht – auf den Gründungskonsens verweisen wird. #culturebeef https://t.co/MBhdsHJHPL
— Christian Reinboth (@reinboth) 19. August 2016
Halle vs. Magdeburg? Wir messen einfach wer den größeren hat? Ich fang an – wir haben den größeren Fluss. 😉 #Culturebeef #MDRSachsenAnhalt
— Willy Kühne (@WillyKuhne) 19. August 2016
#Halle hat im Hauptstadt-Rennen schon mal gegen #Magdeburg verloren. Wird sich nix dran ändern. #Kulturhauptstadt #culturebeef
— Susi Konczalla (@susikonczalla) 19. August 2016
Wie wäre es denn mit einer gemeinsamen Bewerbung von MD & HAL liebe Schienbeintreter? #kulturhauptstadt #culturebeef
— Uwe Arnold (@uwe_arnold) 18. August 2016
Welchem Idiotenhirn ist denn die Bezeichnung „culturebeef“ eingefallen? Das soll wohl „kreativ“ sein, oder was? Geht‘s auch noch ein bisschen unverständlicher?
Das war ich. Es tut mir sehr leid, dass mein Geistesblitz ihr binäres Hirn nicht erfreut.
Versuchen Sie es nach drei Bier nochmal. Hat bei mir auch geholfen.
Psych!
😀
#neuland #2016 #wowarstdubisjetzt
Der OB lässt jeden Monat eine unausgegorene Idee über seine PR-Maschine als Ballon in die Luft steigen. Hat man schon in der Schülerzeitung so gemacht Nicht schlimm, bekommt er doch so gut wie nichts umgesetzt oder aus einem angekündigten Elefanten wird ein Mäuschen geboren.
Du erzählst seit Jahren(!), dass Wiegand nichts kann, nichts macht und zum Scheitern verurteilt ist. Irgendwas stimmt mit deinen Prophezeiungs- und Beurteilungsfähigkeiten nicht…
Sie könnten ja als Gegenpol die erfolgreich umgesetzten Ankündigungen des OB zusammenstellen.
Mirror: Erwähnt sei hier nur der Ausbau des Zoos mit Seilbahn, Ipads für alle Schüler, ob die wollen oder nicht, hunderte Landesmillionen für hallesche Kitas und Schulen. Und das ist nur 2016 🙂
Im Interview des OB in der MZ hätte ich wenigstens erwartet, dass Zahlen zu den Kosten genannt werden. Magdeburg investiert 4 Mio für die Bewerbung (ohne Landeszuschuss) und sollte wider Erwarten ein Zuschlag erfolgen, sind Summen größer 20 Mio zu erwarten. Ein Konzernchef sollte vor Verkündung der Idee eine Vorstellung haben, wie diese Summen gegen gerechnet werden. Sponsoring des Mittelstandes wird wohl eher nicht reichen.
Geduld ist nicht deine Stärke, was? 🙂
Die Sitzung, in der der OB alles weitere diskutieren möchte, ist bereits im nächsten Monat. Und sie ist wieder öffentlich.
Ob und wie es dann weitergeht, entscheidet der Stadtrat.
Über wage Ideen der Finanzierung hat der OB im Interview gesprochen, nur nicht über erste Abschätzungen der Kosten. Das nenne ich selektive Bürgerinformation.
Genau wie weiland mit dem Eisdom: Im ersten Rauschenbach-Konzept wurde von 250.000 € gesprochen, dann waren es 1,1 Mio, dann irgendwann mehr als 3 Mio …. und jetzt wird nicht mehr darüber gesprochen.
Der OB mag ja Qualitäten haben – Finanzen gehören bestimmt nicht dazu.
Wahrscheinlich, weil der Interviewer nicht danach gefragt hat.
Und selbstredend wird der Bürger selektiv informiert. Was anderes ist gar nicht umzusetzen.
Das Vorhaben existiert noch nicht mal als Beschlussvorlage, wurde noch nicht ansatzweise diskutiert, geschweige denn in konkrete oder gar endgültige Form gebracht.
Wer also über ein Zeitungsinterview(!) hinaus etwas zur Finanzierung erfahren möchte, sollte sich an die entsprechende Stelle wenden. Die Bürgerfragestunde wurde hier bereits irgendwo erwähnt und dient tatsächlich genau zu solchen (und auch anderen) Zwecken. Es geht aber auch schriftlich, zur Not sogar bei „Sag’s uns einfach“. Dann kommt natürlich noch der Weg über den Stadtrat in Betracht.
Sich darüber zu beschweren, nicht alles zu erfahren, ohne selbst auch nur ansatzweise bei der Informationsbeschaffung tätig zu werden, hat nichts mit mangelnder Transparenz zu tun. Das ist Vollkaskomentalität mit einer gehörigen Portion Faulheit…
Sehen Sie, hier unterscheiden wir uns. Ich erwarte auch Kosten, wenn eine fixe Idee über die Zeitung lanciert wird. Sie wohl eher nicht.
So „fix“ ist die Idee ja noch nicht, wenn in 5 Wochen erst ein Vorschlag unterbreitet und (bei Zustimmung des Stadtrats) bis Februar 2017 ein Grobkonzept erstellt werden soll. Da wäre es doch sehr vermessen, schon jetzt von konkreten oder gar verbindlichen Zahlen zu sprechen.
Sonst wird es in drei Jahren irgendwo im Internet einen Kommentar geben, der ihm vorwirft, es waren erst 250.000, dann 1 Mio., dann 3 Mio. usw. 🙂
Du willst dem Interview etwas gehaltvolles entnehmen?
Ich nehm daraus, der Leipziger OB wird wohl nicht mehr ans Telefon gehen in Zukunft. 🙂
„Die Stadt erfüllt alle Voraussetzungen der EU-Richtlinie und sie hat es verdient.“
„Zudem sind wir nun in der Lage, eine Bewerbung mit vielen erfahrenen städtischen Akteuren wesentlich professioneller zu gestalten.“
Da werden sich wohl alle freuen, die damals schon dabei waren.
„Ich trage mich bereits seit Monaten mit dem Gedanken an die Bewerbung.“
Aha, er mag also nur die total falschen Zeitpunkte.
Wird die HWG wohl bald einen Kulturaufschlag auf die Miete nehmen müssen, damit sie alle Wünsche des OB erfüllen können.