Dank Mobilfunk-Versteigerung: Landesmuseum kann seine Funde digitalisieren
35 Millionen Fund lagern in den Archiven des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) in Halle. Wie gefährdet solche Funde sein können, hat beispielsweise der Einsturz des Kölner Stadtarchivs gezeigt. Doch das Saalehochwasser vor vier Jahren hat auch die Lager am Hafen in Halle-Trotha gefährdet.
Dank der Versteigerung der Mobilfunkfrequenzen kann das Landesamt nun einen Teil seiner Funde digitalisieren. Es erhält zur Realisierung des Digitalisierungsprojektes „Digital Heritage 2017/18“ rund 1,5 Mio. € Projektfördermittel. Eine entsprechende Sondervereinbarung unterzeichneten Staats- und Kulturminister Rainer Robra und der Direktor des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie, Prof. Dr. Harald Meller, am Mittwoch.
Es gehe um die Sicherung des geistigen Erbes, sagte Kulturminister Robra. Das Landesmuseum sei eines der wichtigsten archäologische Museen europaweit. Die nun zur Verfügung gestellte Summe sei kein kleiner Pappenstiel. Man mache einen großen Sprung nach vorn bei der Digitalisierung, „um das kulturelle Gedächtnis vor Verlust zu bewahren.“ Man lege Wert auf Qualität der Digitalisierung, um auch eine Reproduktion in Katalogen zu ermöglichen. Museumschef Meller erläuterte, dass die Sammlungen bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Die Landschaft in der Region sei extrem fundreich. Etliche Archivalien stammen noch aus der Zeit, als es keine Fotografie gab. „Das ist für uns ein toller Auftakt“, sagte der Projektleiter im LDA, Dr. Veit Dresely, Allerdings wirklich nur ein Auftakt, denn für die komplette Digitalisierung sind 35 Millionen Euro nötig. Deshalb wird auch mit den wertvollsten Archivalien begonnen.
Das erste Teilprojekt umfasst die Digitalisierung und Erschließung des Hauptkatalogs, des zentralen Informationsinstruments zum archäologischen Fundgut im Land. Er entstand über einen Zeitraum von rund 120 Jahren und besteht aus etwa 150.000 Karteikarten. Diesen Katalog gibt es nur einmal, deshalb ist eine „Backup-Variante“ besonders wichtig. Ihre Bedeutung erhalten archäologische Funde erst aus dem Kontext, daher sind die Informationen zu den einzelnen Stücken, die im Hauptkatalog festgehalten wurden, unverzichtbar. Die Digitalisierung sichert diese Daten, die bislang nur in einfacher Ausfertigung vorliegen, nachhaltig. Darüber hinaus wird die Benutzbarkeit entscheidend verbessert, da die Abfrage künftig direkt von jedem Arbeitsplatz aus erfolgen kann und Standards vereinheitlicht werden.
Das zweite Teilprojekt widmet sich einem sehr komplexen, aber äußerst wichtigen Thema. Ein Verfahren soll entwickelt werden, mit dem archäologische Sammlungsbestände effizient digital erfasst und Einzelstücke mit einem individuellen »digitalen Fingerabdruck« versehen werden können. Von Interesse ist dieses Verfahren besonders für Objekte, die aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht einzeln mit Inventarnummern beschriftet werden können und die daher nur schwer auseinanderzuhalten sind. Beides gilt etwa für Münzen, gerade wenn viele prägegleiche Stücke aus größeren Hortfunden stammen. Zum Sammlungsbestand des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie – insgesamt geschätzt über 15 Millionen Fundobjekte – gehören auch etwa 22.000 Münzen, die innerhalb der Projektlaufzeit aufgenommen werden sollen. Neben dem Landesmünzkabinett ist die Münzsammlung des Landesmuseums die zweitgrößte in Sachsen-Anhalt. Das neue digitale Kennzeichnungsverfahren ist nicht nur für die Identifizierung und Organisation innerhalb der Sammlung von Interesse, sondern besonders auch im Leihverkehr mit anderen Museen und Institutionen.
Im dritten Teilprojekt werden fotografische Dokumente zu Bodendenkmalen sowie Bau- und Kunstdenkmalen digitalisiert und erschlossen. Da der Bestand des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie in diesem Bereich zu groß ist, um ihn innerhalb der Projektlaufzeit zu bearbeiten, findet eine Konzentration auf die Glasplatten statt, die besonders empfindliche Unikate von historischem Wert sind. Der Gesamtbestand ist noch nicht erschlossen und wird durch die Digitalisierung für eine effiziente Nutzung erstmals zugänglich gemacht. Diese drei Teilprojekte erschließen wichtige Teile des Bestandes des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie. Durch die Verschiedenheit der Ansätze werden gleichzeitig Grundlagen in der Methodik erarbeitet, die für zukünftige Digitalisierungsprojekte nutzbar sind.
Aus der Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen (Digitale Dividende II) stellt der Bund dem Land Sachsen-Anhalt im Jahr 2017 Mittel in Höhe von insgesamt 4.366.000 Euro für die finanzielle Unterstützung von Digitalisierungsprojekten zur Verfügung. Zwei Drittel des Betrags werden von der Staatskanzlei für die Entwicklung innovativer audiovisueller Medienproduktionen, die Sicherung des geistig-kulturellen Erbes im Land Sachsen-Anhalt sowie zur Digitalisierung des Filmerbes eingesetzt (2.910.700 €), der Rest ist für die Errichtung öffentlicher WLAN-Netzwerke eingeplant. Daneben stehen weitere 2.663.000 € zur Verfügung, die aus den vorherigen Haushaltsjahren in das Jahr 2017 übertragen wurden, so dass insgesamt Mittel in Höhe von 5.573.700 € für die Durchführung und Förderung von Digitalisierungsprojekten verwendet werden können.
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