Das kulturelle Jahresprogramm der Franckeschen Stiftungen – #francke und die eine Welt
Nach dem Rückzug aus dem UNESCO-Bewerbungsverfahren könne man sich nun wieder voll auf die inhaltliche Arbeit konzentrieren, sagte Thomas Müller-Bahlke, Direktor der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale), am Donnerstag. Denn der Start des kulturellen und wissenschaftlichen Jahresprogramms #francke und die eine Welt steht bevor.
Damit wenden sich die Franckeschen Stiftungen wieder einem gesellschaftlich höchst relevanten Thema zu. Dabei ist es immer wieder erstaunlich zu sehen, wie ähnlich die Probleme und Herausforderungen zu Franckes Lebzeiten denen in unserer gegenwärtigen Welt sind. Themen wie gesellschaftliche Segregation und kulturelle Teilhabe, ebenso wie die Zusammenhänge von Bildungszugang und sozialer Gerechtigkeit waren vor dreihundert Jahren genauso aktuell wie heute.
Das Jahresprogramm startet mit der Fotoausstellung ANDREAS HERZAU #francke. Ein fotografischer Essay über die Franckeschen Stiftungen im Historischen Waisenhaus, die zur Francke-Feier am 19. März 2016, 11 Uhr mit der Bachmann-Preisträgerin Nora Gomringer im Freylinghausen-Saal eröffnet wird. Der Dokumentarfotograf Andreas Herzau, der mit vielfach ausgezeichneten Arbeiten zu den Bürgerkriegen in Ruanda, Sierra Leone und Liberia (1994/95), zu New York (2000-2002) und Deutschland (2006) Aufmerksamkeit erregte, hat ein Jahr den Alltag in den Franckeschen Stiftungen begleitet. Herzau schärft den Blick für die Menschen, die hier lernen, leben und arbeiten. Augenblicke der Ausgelassenheit, Situationen großer Konzentration und Würde, größter Anspannung und Momente des Loslassens inmitten einer überwältigenden barocken Kulisse hat er festgehalten. Jedes Foto erzählt seine eigene Geschichte und weist doch stets auf den jahrhundertealten Geist der Ideen Franckes hin. Zur Ausstellung erscheint ein Fotobuch mit einem Begleitessay von Hortensia Völckers. Im Rahmen der Francke-Feier wird auch wieder der historische Backofen angeheizt, es gibt wieder Brot nach Francke-Rezept. Zudem werden Blumen am Francke-Denkmal niedergelegt.
Die beliebte Reihe der Halleschen Gespräche geht auch in diesem Jahr weiter. Am 24. Mai wird in diesem Rahmen der Journalist Wolf von Lojewski erwartet. Dieser hatte über 11 Jahre hinweg das ZDF Heute-Journal moderiert.
Die weltweite Bedeutung der Franckeschen Stiftungen in der Gegenwart wird im Rahmen der twin consultations reformation – education – transformation des Evangelischen Missionswerks (EMW) gemeinsam mit Brot für die Welt, der theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, den Franckeschen Stiftungen, den ökumenischen Weltbünden, der EKD, und vielen anderen Partnern deutlich. 160 Teilnehmende aus Afrika, Asien, Nord- und Südamerika und Europa werden sich vom 18. bis 22. Mai 2016 in Halle treffen, um die Bedeutung reformatorischer Traditionen in der heutigen Zeit in Gesellschaften und Kirchen zu diskutieren.
Im südindischen Tranquebar wird weiterhin an der Errichtung eines Museums in der 1706 von halleschen Missionaren errichteten Missionsstation gearbeitet. Jasmin Eppert wird im Auftrag der Franckeschen Stiftungen und in enger Zusammenarbeit mit der Tamil Evangelical Lutheran Church (TELC) vor Ort die Arbeiten koordinieren. Dafür hat sie jetzt dank der Unterstützung vieler Partner ein Visum erhalten.
Das polnische Ministerium für Wissenschaft hat Anfang des Jahres bekannt gegeben, drei Jahre lang ein deutsch-polnisches Forschungs- und Erschließungsprojekt mit dem Titel Halle und Züllichau als pietistische Bildungseinrichtungen mit insgesamt 835.860 PLN zu fördern. Unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Bogumila Burda (Universität in Zielona Gora) sollen die Themen Buchdruck und -transfer zwischen Halle und Züllichau im 18. Jh., die Ausbildung und Herkunft des Lehrpersonals der Bildungseinrichtungen und die Biografien sowie die Lebenswege der Schüler beider Bildungseinrichtungen erforscht werden. Rund 200.000 Euro fließen hierfür.
Großes Augenmerk richten die Franckeschen Stiftungen im Jahr 2016 auf die Arbeit mit geflüchteten Menschen. Neben Sprach- und Sportangeboten für MigrantInnen und Flüchtlinge wird Andreas Herzau vom 23. bis 28. Mai 2016 mit acht Jugendlichen aus den internationalen Klassen der Sekundarschule August Hermann Francke und vier deutschen SchülerInnen aus dem Landesgymnasium Latina einen Workshop mit dem Titel Unser Blick auf Halle durchführen. Sie erforschen und interpretieren mit fotografischen Mitteln ihre neue Lebenswelt und werden dabei professionell begleitet.
In Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum 2017 eröffnen die Franckeschen Stiftungen am 30. Oktober 2016 die Ausstellung Wissensspeicher Reformation im Historischen Waisenhaus, die in Kooperation mit der Marienbibliothek der Marktkirche konzipiert wurde. Sowie daran anknüpfend die Kabinettausstellungen Alte Bibeln in 100 Sprachen (22. April bis 16. Oktober 2016) und „Gedruckt in Wittenberg. Reformationsdrucke in der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen“ (31. Oktober 2016 bis 17. April 2017), die einmal mehr die Bücherschätze der Historischen Bibliothek der Franckeschen Stiftungen zum Vorschein bringen. Diese Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit der Marienbibliothek präsentiert.
Das Jahresprogramm und alle aktuellen Informationen finden Sie auf www.francke-halle.de
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