Das Tier im Blick: in Erinnerung an Juliane Noack
Die Kunststiftung zeigt vom 11. September bis 3. Oktober 2016 mit freundlicher Unterstützung der Staatskanzlei und des Ministeriums für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt, der Stadt Halle (Saale), der Kloster Bergesche Stiftung und der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle die Einzelausstellung »Das Tier im Blick: in Erinnerung an Juliane Noack«. Juliane Noack verunglückte beim Flugzeugabsturz in den französischen Alpen am 24. März 2015. Sie war 30 Jahre alt.
Die Ausstellung präsentiert das Lebenswerk der Künstlerin und ehemaligen Stipendiatin, Juliane Noack, und umfasst Gastbeiträge des Fördervereins zum Aufbau einer Juliane Noack Künstlerförderung e.V. sowie des hr.fleischer e.V. Die Eröffnung der Ausstellung findet am Samstag, dem 10. September 2016 um 15 Uhr, statt.
Juliane Noack widmete sich nicht nur der Schmuckkunst, sondern setzte sich auch mit ungewöhnlichen Ideen zu künstlerischen Interventionen und Aktionen im öffentlichen Raum auseinander und trieb diese voran. Neue Wege finden und experimentieren – ganz im Sinne des „Wir suchen uns den Raum und fangen an.“ – waren dabei ihre Leitmotive. Dementsprechend lotete Juliane Noack in ihrem künstlerischen Werk Schnittmengen zwischen Schmuck, Kunst und öffentlichen Raum aus. Gepaart mit künstlerischen Eigensinn und einer besonderen Handschrift bestand ihre Gabe auch in der Vermittlung von Kunst.
2013 erhielt Juliane Noack zur Förderung einer künstlerischen Eigenleistung ein sechsmonatiges Stipendium der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt. Die in dieser Zeit entstandene Arbeit ist eine ihrer letzten: vierundzwanzig schemenhafte Illustrationen von Tiermasken, gefaltet aus Kupferblechen identischer Größe (16 x 16 cm) vereinigen sich in einer Wandinstallation. Während des Stipendiums suchte Juliane Noack nach alternativen Fertigungsmethoden angesichts der fortschreitenden technischen Möglichkeiten zur Formherstellung und –produktion mittels des Rapid-Prototyping-Verfahrens. Ihr ging es dabei nicht um die Beschleunigung der Herstellung von Schmuckobjekten, sondern vielmehr um die Verquickung der Anwendung neuartiger Produktionstechniken mit dem individuellen Objekt. Grundfragen zu Technik, Kunst und Qualität bestimmten das Feld ihrer Arbeit: Wie beeinflusst die Technik, die Art und Weise ein Schmuckstück entstehen zu lassen? Ist das Kunstwerk selbst auf Reproduzierbarkeit angelegt, wenn Techniken der Reproduzierbarkeit genutzt werden? Durch die Teilnahme an einem Pilotvorhaben 2013 an der Hochschule Merseburg unter dem Titel INKUBATOR Rapid-Prototyping hoffte sie, die Spielräume der Herstellung von künstlerischen Objekten zu erweitern. Juliane Noack sah sich im Gegensatz zu anderen Vertretern ihres Faches enttäuscht – oder nur erhellt – in der Tatsache, dass die Maschine in ihrer Perfektion doch nicht perfekt ist, da sie mit physikalischen Tücken zu kämpfen hat. „Worin mich die Erfahrung mit dem INKUBATOR bestärkt hat, ist das Vertrauen in die selbstständige Ausführung: von der Idee zum fertigen Objekt. Als Handwerkerin tätig zu sein und direkt mit Material umzugehen, ist ein Aspekt, den ich auch, oder gerade in meiner künstlerischen Praxis, nicht missen kann.“ erläuterte Juliane Noack im Ergebnis zum Arbeitsstipendium. Die vierundzwanzig kupfernen Wandobjekte sind so im Sinne ihrer Erkenntnis entstanden und werden im Rahmen der Ausstellung »Das Tier im Blick: in Erinnerung an Juliane Noack« erstmalig gezeigt.
„Ich nehm‘ mir den Raum, den ich brauche“
Juliane Noack war Mitgründerin des hr.fleischer e.V., der einen verlassenen Zeitungskiosk am Reileck in Halle zum Raum für Kunst umfunktionierte. Ein öffentlicher Kunstraum, der den Menschen, die sich mit ihm auseinandersetzen, widerständiges Denken abfordert, Kontexte öffnet und auch Spaß macht.
Der Gastbeitrag des hr.fleischer e.V., Kunst- und Projektraum Kiosk am Reileck, widmet sich unter dem Titel „Ich nehm‘ mir den Raum, den ich brauche“ diesem Thema: Der Ausstellungsraum der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt im Neuwerk 11 „wird durch unsere Intervention zum Lebensraum, in dem natürliche Bedürfnisse, wie zu essen und zu schlafen erfüllt werden. Die Besucher der Ausstellung laden wir zur Teilhabe ein. Mit ihnen gemeinsam wollen wir Soleier einlegen, die wir zu einer späteren Brotzeit zusammen verkosten. Der Gast bekommt ein Glas, in das er seine individuelle Gewürzmischung für ein Solei zusammenstellt, um dieses für einige Tage vor Ort einzulegen. Dieses Glas wird mit dem Hersteller und Datum etikettiert in ein Regal gestellt. So entsteht eine Sammlung von Gläsern, in denen jeweils ein Ei darauf wartet, in der Kunststiftung verzehrt zu werden. Nachschub für Eier, die den ganzen Monat über immer wieder frisch eingelegt werden, bekommen wir von Hühnern, die im Garten der Kunststiftung ihr temporäres Gehege und Freilauf bekommen.“ (aus dem Pressetext des hr.fleischer e.V.)
Die Eröffnung des Gastbeitrages findet am Montag, dem 12. September 2016 um 18 Uhr statt: Soleier, Abendbrot, Gute Nacht! Im Rahmen der Intervention lädt hr. fleischer e.V. jeden Mittwoch und Samstag 18 Uhr zum gemeinsamen Abendbrotermin die Ausstellungsräume der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt ein.
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