Delegation aus einer Partnerklinik in Mosambik zu Gast am Krankenhaus Martha-Maria in Halle-Dölau – warten auf Genehmigungen für Spenden

Eine außergewöhnliche Partnerschaft, geprägt von Hilfsbereitschaft, Ausdauer und interkontinentalem Austausch, verbindet seit über zwei Jahrzehnten die Martha-Maria-Stiftung in Deutschland mit dem Krankenhaus im mosambikanischen Chicuque. Am Mittwoch besuchte eine Delegation aus dem südostafrikanischen Land die Saalestadt und berichtete über die bewegende und herausfordernde Arbeit vor Ort.
Im Mittelpunkt des Besuchs stand Chefarzt Dr. Micail Julaya, der eindrücklich schilderte, wie das Krankenhaus in Chicuque für die medizinische Versorgung von knapp 500.000 Menschen zuständig ist. Die Geschichte der Klinik reicht bis ins Jahr 1913 zurück, als Missionare das erste Gebäude errichteten. Der heutige Klinikbau stammt aus dem Jahr 2017 – ermöglicht durch Unterstützung der Martha-Maria-Stiftung. „Die alte Klinik wurde durch einen Zyklon zerstört. Ohne die Hilfe aus Deutschland hätten wir nicht wieder aufbauen können“, so Julaya.
Hilfe, die an Grenzen stößt
Die Unterstützung aus Deutschland besteht vor allem aus dringend benötigten Sachspenden: Bereits 2009 und 2015 wurden Seecontainer voller Krankenhausbetten, Rollstühle, medizinischer Geräte und Wäsche nach Mosambik verschifft. Doch aktuell stockt eine weitere wichtige Lieferung. „Seit anderthalb Jahren versuchen wir, ein neues Radiologie-Gerät nach Chicuque zu schicken“, sagte Ute Schaffer von der Martha-Maria-Stiftung. „Das Gerät sowie weitere Spenden lagern in Halle – aber wir bekommen keine Genehmigung von der mosambikanischen Regierung.“ Die dringend benötigte Ausrüstung bleibt somit weiterhin ungenutzt.
Große Herausforderungen im Alltag
Doch nicht nur beim Import medizinischer Geräte gibt es Hürden. Auch im Klinikalltag kämpft das Team um Chefarzt Julaya mit massiven Problemen: Löhne werden unregelmäßig gezahlt, es fehlt an Medikamenten und medizinischem Material. Stromausfälle gehören zum Alltag – zwei Generatoren sichern zumindest teilweise die Energieversorgung.
Trotz dieser Bedingungen leisten die Mitarbeitenden Enormes. Insgesamt 15 Ärzte, darunter vier Fachärzte, sowie 45 Krankenschwestern sind im Krankenhaus tätig. Eine eigene Ausbildung findet dort jedoch nicht statt – Interessierte müssen teure private oder staatliche Hochschulen besuchen.
Die Zahlen des vergangenen Jahres sprechen eine deutliche Sprache: 22.103 externe Behandlungen, 15.838 Notfälle und 5.504 stationäre Patienten wurden 2024 betreut. Außerdem brachte das Krankenhaus 3.415 Kinder zur Welt – 1.390 davon per Kaiserschnitt. Der Kreißsaal mit sieben dazugehörigen Patientenzimmern wurde ebenfalls mit deutscher Hilfe realisiert.
Aufklärung und Prävention: Wichtige Aufgaben in einem von Mythen geprägten Umfeld
In einem Land, in dem Aberglaube und Mythen teils mehr Gewicht haben als medizinische Erkenntnisse, spielt Aufklärung eine entscheidende Rolle. Dr. Julaya nannte das Beispiel von Blasenproblemen nach Geburten – ein häufiges Leiden, das oft zu gesellschaftlicher Ausgrenzung oder Scheidungen führt. „Die Männer wissen nicht, dass es medizinische Ursachen gibt – Aufklärung ist hier überlebenswichtig“, betonte er.
Medizin unter Extrembedingungen
Das Behandlungsspektrum ist enorm: Von Malaria, HIV, Infektionen und Verbrennungen über Herzinfarkte bis hin zu Schussverletzungen ist alles dabei. Chirurgische Eingriffe sind erst seit wenigen Jahren möglich. Besonders eindrucksvoll: Ein 20 Kilogramm schwerer Tumor wurde bei einem Jungen erfolgreich entfernt – eine Operation, die früher undenkbar gewesen wäre.
Doch es gibt weiterhin akuten Handlungsbedarf: „Unsere Instrumente im Labor sind häufig defekt, der Zahnarztstuhl ist veraltet, das Sauerstoffgerät funktioniert nicht zuverlässig“, zählte Julaya auf. Auch äußere Bedingungen machen dem Krankenhaus zu schaffen: Starker Regen weicht regelmäßig den Boden auf, was bereits zur Schließung eines Kindergartens führte – das Gebäude war nicht mehr standsicher.
Blick in die Zukunft: Digitalisierung und Weiterbildung
Trotz aller Widrigkeiten blickt man in Chicuque nach vorn. Digitalisierung soll vorangetrieben, Fortbildungen für Mitarbeitende organisiert werden. Während der Corona-Pandemie bewies das Krankenhaus besondere Kreativität: Über ein eigens eingerichtetes Radiostudio informierte das Team die Bevölkerung über Hygieneregeln, Symptome und Präventionsmaßnahmen – eine lebenswichtige Initiative in Zeiten eingeschränkter Mobilität.
Ein Beispiel für gelebte Solidarität
Die langjährige Partnerschaft zwischen der Martha-Maria-Stiftung und dem Krankenhaus Chicuque zeigt eindrucksvoll, wie nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit aussehen kann – aber auch, wie sehr solche Projekte auf politische Unterstützung angewiesen sind. Die Hoffnung bleibt, dass die ausstehende Genehmigung für den Transport des Radiologie-Geräts bald erteilt wird und die Hilfe weiterhin dort ankommt, wo sie am dringendsten gebraucht wird.

Ein wichtiger Realitätscheck für alle, die glauben, dass unsere Infrastruktur aus dem letzten Loch pfeife und auf Dritte-Welt-Niveau sei.