Denkmal am Diakonie-Krankenhaus in Halle erinnert an die Diakonissen-Bewegung
Im Jahr 1857 begann die Geschichte des Diakoniewerks Halle. Es wurde nach dem Vorbild der Diakonissenanstalt in Kaiserswerth gegründet. 1978 wurde die letzte Diakonisse in der Saalestadt gesegnet, Anfang der 2000er gingen die letzten Schwestern in den Ruhestand. Noch 8 Schwestern leben heute in Halle. Ab sofort erinnert ein Denkmal aus Glas direkt vor dem Diakonie-Krankenhaus an die bewegte Geschichte. Es wurde am Freitag enthüllt.
“Wir wollen, dass dieser Einsatz nicht vergessen wird”, sagte Christian Beuchel, Theologischer Vorstand des Diakoniewerks. Immerhin haben sie die Einrichtung, damals noch Diakonissenanstalt genannt, aufgebaut. Die Diakonissen hätten ihre eigenen Ansprüche zurückgestellt, um anderen zu helfen.
Rund 600 Frauen waren in all den Jahren Mitglied in der halleschen Diakonie. Gearbeitet haben sie in der Altenpflege, in Krankenhäusern, in Behinderteneinrichtungen oder auch in Kindergärten. “Mit ihrer markanten Schwesterntracht waren die Diakonissen auch Teil des Stadtbildes in Halle”, sagte Dezernent René Rebenstorf. Er erinnerte auch an die letzte Oberin Elisabeth Koch, die im letzten Jahr im Alter von 85 Jahren verstorben ist. “Schwester Elisabeth war eine Instanz in Halle.” Das Ende des Diakonissenordens ändere nichts an der Bedeutung, hätten sie doch das Gesundheitswesen entscheidend mitgeprägt, so Rebenstorf, “sie haben es menschlicher gemacht.”
Die Diakonie gab Frauen die Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen und mit ihrer Fürsorgetätigkeit für das eigene Auskommen zu sorgen. Ergänzt durch einen geistlichen Vorsteher organisierte die Schwesternschaft ihr Arbeiten und Zusammenleben selbst. Durch die Bewegung der Diakonissenhäuser wurde die Entwicklung des Gesundheitswesens maßgeblich befördert. Zahlreiche Krankenhäuser in ganz Europa haben Ihren Ursprung darin. Mit der gesellschaftlichen Emanzipation der Frauen und der Professionalisierung der Gesundheitsversorgung verlor die Diakonissenbewegung an Bedeutung.
Das zwei Meter hohe Denkmal wurde von der Künstlerin Anne Knödler – studiert hat sie an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein sowie der Kunsthochschule Mimar Sinan in Istanbul – aus Halle entworfen und geplant. Es besteht aus zwei Glastafeln, die ein Mosaik und eine abstrahierte Silhouette von Diakonissen integrieren. Grundlage für die Gestaltung der Silhouetten war ein Foto von Marcus-Andreas Mohr. Das Glas für das Mosaik wurde auf traditionelle Weise mundgeblasen und im Glasstudio Derix im Taunusstein geschnitten und zusammengefügt.
Anne Knödler ist seit 2014 als freischaffende Künstlerin tätig. Neben Arbeiten mit Glas ist sie außerdem Mitglied der Gruppe „leavinghomefunktion“, welche multimedial arbeitet. Mit ihrem Entwurf zum Diakonissendenkmal überzeugte sie in einem öffentlich ausgeschriebenen Wettbewerb eine neunköpfige Jury.
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