DER FAUST: Oper Halle mit dem deutschen Theaterpreis ausgezeichnet
Die Oper Halle hat »für die Inszenierung »Manru« und ihr politisch-interdisziplinäres Rahmenprogramm« (Jury-Begründung) am Samstag im Düsseldorfer Schauspielhaus den Faust-Perspektivpreis erhalten.
Staatsminister und Minister für Kultur Rainer Robra beglückwünscht die Oper Halle und Regisseurin Katharina Kastening: „Es freut mich außerordentlich, dass ein Beitrag aus dem Kulturland Sachsen-Anhalt mit dem Deutschen Theaterpreis ausgezeichnet wurde. Katharina Kastening ist es gelungen, mit ihrer Inszenierung von Manru zu zeigen, dass Oper nicht nur ein unterhaltendes Medium ist, sondern auch politische Inhalte transportiert. Diese Themen sind heute noch so aktuell wie zu Zeiten der Uraufführung vor 120 Jahren. Die Oper Halle scheut sich nicht, auch in schwierigen Zeiten dieses ernsthafte Stück aufzugreifen. Ich gratuliere der Oper Halle und ihrer jungen Regisseurin zu diesem wichtigen Preis.“
Der Deutsche Theaterpreis DER FAUST wurde laut offizieller Website »von Theaterschaffenden für Theaterschaffende« gestiftet und seit 2006 jährlich vom Deutschen Bühnenverein in Kooperation mit den Bundesländern, der Kulturstiftung der Länder und der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste verliehen. Er wird 2022 erstmals in zwölf Kategorien vergeben, plus einem »Preis für ein Lebenswerk und es kann ein Perspektivpreis für zukunftsweisende künstlerische oder kulturpolitische Projekte verliehen werden.«
Jury-Begründung
Das »Manru«-Projekt der Oper Halle wurde dem FAUST-Preisgremium vom Land Sachsen-Anhalt vorgeschlagen. Die fünfköpfige Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt: »Die Oper „Manru“ des polnische Komponisten Ignacy Jan Paderewski wurde am 29. Mai 1901 in der Semperoper Dresden uraufgeführt und an der Oper Halle am 19. März 2022 erstmals wieder in Deutschland in deutscher Originalsprache aufgeführt. Regie führte bei der Geschichte über das zerstörerische Zusammenleben ethnisch diverser Gruppen in einem Land Katharina Kastening. In Zusammenarbeit mit u.a. Museen, Universitäten, Festivals und Jugendeinrichtungen entwickelte die Oper Halle ein umfangreiches Rahmenprogramm, das die politischen Inhalte der Oper auch über die Grenzen des Theaters hinaus vermittelt und an verschiedene Zielgruppen heranträgt. […] Die Produktion in Halle ist ein gelungenes Beispiel dafür, eine Opernproduktion im Zentrum aktueller politischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge zu interpretieren und zu vermitteln. Vor dem Hintergrund des rassistisch motivierten Anschlags auf die Synagoge in Halle 2019 tritt die aktuelle politische Dimension des Werks, das zeigt wie rassistische Vorurteile die Menschen moralisch und existenziell zerstören, deutlich in den Fokus und der Zuschauerraum wird zum Ort des gesellschaftlichen Diskurses und der Imagination einer anderen Welt. Die Produktion dokumentiert damit in besonderer Weise die gesellschaftliche Relevanz der darstellenden Künste als Impulsgeber für gesellschaftliche Transformationsprozesse.«
Dank der Leitung der Oper Halle
Die Opernleitung bedankte sich wie folgt bei den Auslobenden des Preises:
»Wir freuen uns riesig über den Faust-Preis, der damit, nach dem für Sebastian Hannaks Raumbühne Heterotopia 2017, zum zweiten Mal an die Oper Halle geht, und zwar schon im ersten Jahr der nachfolgenden Intendanz Walter Sutcliffes und seines Teams.
Dieser Preis ist eine wichtige Anerkennung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses, der sie stolz macht auf ihren Arbeitsplatz und sie anspornt, noch mehr zu geben. Und er ist wichtig für die wunderschöne Stadt Halle (Saale).
Wir bedanken uns auch bei unseren vielen nationalen und internationalen Partnerinnen und Partnern, die die große Breitenwirkung und Nachhaltigkeit dieses Projekts ermöglicht haben. Sie haben sich diejenigen Aspekte dieses vielschichtigen und kulturell diversen Kunstwerkes herausgepickt, die ihnen auf den Nägeln brennen und sie an ihr Zielpublikum weitervermittelt.«
Daten zur Aufführung
Jan Ignacy Paderewskis »Manru« hatte am 19. März 2022 an der Oper Halle Premiere. Zu den Anwesenden zählten Herr Kulturminister Rainer Robra, Frau Stadtbeigeordnete Dr. Judith Marquardt, offizielle Gäste aus Polen und Frankreich sowie – auf Einladung der Oper Halle –Flüchtlinge aus der Ukraine, von deren heutigem Territorium der Librettist stammt. Die Produktion wurde von Deutschlandfunk Kultur und MDR Kultur live übertragen und wird im Mai 2023 an der Opéra National de Lorraine, Nancy, neu einstudiert. Sie ist die erste Produktion des auf Deutsch komponierten Werkes in der Originalsprache seit 1903.
Musikalische Leitung: Michael Wendeberg | Regie: Katharina Kastening | Bühne & Kostüme: Gideon Davey | Chorleitung: Johannes Köhler | Dramaturgie: Boris Kehrmann
Mit: Thomas Mohr (Manru) | Ks. Romelia Lichtenstein (Ulana, seine Frau) | Gabriella Guilfoil (Hedwig, ihre Mutter) | Levent Bakirci (Urok, ihr Vertrauter) | Franziska Krötenheerdt (Asa) | Ki-Hyun Park (Oros) | Michael Zehe (Jagu) | Theodor Toschev (Primasgeiger) | Chor, Extrachor und Kinderchor der Oper Halle | Staatskapelle Halle
Gibts da eine Video?