Die meisten kommen privat unter: Stadt hat keine Ahnung, wie viele Ukrainer nach Halle geflohen sind – Neuankömmlinge an der Registrierungsstelle wegen Überlastung wieder weggeschickt

Die Stadt Halle (Saale) hat keine genaue Ahnung, wieviele geflohene Ukrainer in der letzten Tagen angekommen sind. Grundsatzreferent Oliver Paulsen geht von mehreren hundert aus. Die meisten von ihnen sind privat untergekommen. In der Notunterkunft in der BIZ-Sporthalle waren 34, in der Turnhalle Frohe Zukunft 2 Personen. Die Turnhalle in der Frohen Zukunft wird auch in dieser Woche wieder “vom Netz” genommen und steht dann wieder dem Schulsport zur Verfügung.

Offiziell neu angemeldet haben sich bis Freitag 85 Ukrainer. Seit Montag arbeitet nun die Erfassungsstelle im Kulturtreff in Halle-Neustadt. Dort erfolgt die Anmeldung, die Registrierung bei der Ausländerbehörde mit dem Abnehmen von Fingerabdrücken und die Beantragung von Sozialleistungen. Für die Erstversorgung gibt es auch Bargeld auf die Hand. Damit sollen auch die Wege zu verschiedenen Behörden abgekürzt werden. Denn eigentlich ist das Sozialamt in der Südstadt. Nun hat die Stadt für jede Behörde jeweils zwei Arbeitsplätze eingerichtet. Für die Stadt ist diese Anmeldung wichtig um überhaupt zu wissen, wieviele Menschen da sind. Nach einem ersten Überblick bestehen die Flüchtlinge vor allem aus Frauen, Kindern und alten Menschen. Etwa 40 Prozent sind minderjährig.

Doch der Andrang war offenbar doch größer als zunächst erwartet – auch wenn Oliver Paulsen sagte, die Stadt habe eigentlich mit mehr Flüchtlingen gerechnet. Doch ein Großteil verbleibt derzeit noch in Grenznähe in der Hoffnung, bald wieder in die Ukraine zurückzukönnen. Am Montag wurden rund 50 Personen wurden wieder weggeschickt mit der Aufforderung, doch am morgigen Dienstag wiederzukommen. Und auch an “Einfühlungsvermögen” fehlt es offenbar. So war ein Baby für die Registrierung drin, die Mutter musste draußen warten und wurde auch nicht hereingelassen, um das schreiende Baby zu stillen.

Wegen des Andrang gilt für den Bereich momentan die 3G-Regel nicht. “Wir haben eine Notsituation”, so Oliver Paulsen. Man wolle aber schnellstmöglich eine Teststation schaffen. Zudem wisse man auch um die geringe Impfquote in der Ukraine und die dortige Verimpfung eines in der EU nicht zugelassenen Impfstoffs. Alle Ukraine-Flüchtlinge können sich im Impfzentrum regulär impfen lassen, betonte Paulsen.

Ziel der Stadt ist es, alle Flüchtlinge in Wohnungen zu vermitteln. Die ersten bis zu 40 möblierten Wohnungen werden noch diese Woche fertiggestellt. Weitere mehr als 200 Wohnungen haben die städtischen Vermieter HWG und GWG bereitgestellt, die aber noch gänzlich ohne Möglich sind. Auch Wohnangebote verschiedener Genossenschaften liegen vor. Aus diesem Grund wird gerade geprüft, wie mit den Stadtwerken eine Sammelstelle aufgebaut werden kann, um zumindest erst einmal gespendete Tische, Betten, Stühle und Küchenzeilen entgegen nehmen zu können.

Wie lange es das Angebot im Kulturtreff geben wird, ist derzeit noch nicht absehbar. Das hängt auch von der weiteren Entwicklung in der Ukraine ab. “Wir hoffen, dass sich die Situation bald entspannt”, so Paulsen.