Diskussionsrunde zwischen Politik und Polizei: Wie sicher ist Halle? Mittlerweile sind 97 Räuber namentlich bekannt

In den vergangenen Monaten stand die Stadt Halle (Saale) immer wieder wegen einer Serie von Raubstraftaten unter Jugendlichen in den Schlagzeilen. Im Stadtrat ging es auch um ein Sicherheitskonzept, das aber mehrheitlich abgelehnt wurde. Am Donnerstag hat nun die CDU-nahe Konrad-Adanauer-Stiftung zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Mit dabei waren unter Halles Polizeichefin Annett Wernicke und Innenministerin Dr. Tamara Zieschang.

Bei Delikten wie Körperverletzung, Diebstahl, Drogen und Straßenkriminalität habe Halle ein großes Problem, sagte die CDU-Landtagsabgeordnete Kerstin Godenrath. “Leider”, so Godenrath, gehören zu den Tatverdächtigen auch Kinder unter 14 Jahren. Sie appellierte auch daran, Zivilcourage zu zeigen, sollte man eine Straftat beobachten, “aber auch Eigensicherung betreiben, damit man nicht selbst zum Opfer wird.” Es dürfe kein Stadtteil abgehangen werden.  Politik und Polizei müssen Lösungen finden, Halle in der Statistik wieder zu unteren Rängen zu verhelfen. Derzeit steht die Saalestadt auf Platz 4 der kriminellsten Städte Deutschlands. 

“Wir sind alle bestrebt, Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger herzustellen”, sagte Polizeichefin Annett Wernicke. Seit dem Jahr 2017 bewege sich die Zahl der Straftaten auf einem relativ konstanten Niveau. Gegenüber dem Jahr 1999 gebe es aber einen Rückgang der Straftaten um 58 Prozent. Dass trotzdem über Straftaten und eine vermeintliche Zunahme gesprochen wird, liege an der Darstellung in den Medien und der schnellen Verbreitung durch das Internet. Diese Möglichkeit habe 1999 noch nicht bestanden. Die Zahl der Rohheitsdelikte mache derzeit etwa 15 Prozent der Straftaten aus und es gebe eine Zunahme der Körperverletzungen. Auch die Zahl der Raubdelikte sei hoch. “Das muss man konstatieren.” Im Jahr 2021 habe es 214 Raubdelikte gegeben. Doch auch diese Zahl war schon höher, 1998 waren es 1.224 Taten, seit dem gab es einen kontinuierlichen Rückgang. In diesem Jahr gibt es aber im Vergleich zu den Vorjahren aber wieder einen deutlichen Anstieg. 

Seit Oktober vergangenen Jahres stelle man den vermehrten Anstieg fest, so Wernicke. Sie berichtete, dass die Tätergruppen bis zu einer Stärke von 25 Personen auftreten. Sie würden eine hohe Gewaltbereitschaft zeigen, drohen mit Schlägen oder gefährlichen Gegenständen (Messern, Schreckschusswaffen). Die Opfer seien nach den Taten sogar fotografiert worden und weiteres “Unheil” sei angedroht worden, wenn man sich an die Polizei wendet. Bevorzugtes Raubgut seien hochwertige Turnschuhe, Smartphones oder Bluetooth-Kopfhörer. 

7 Tätergruppierungen habe man inzwischen ausfindig machen können, sagte Wernicke. Gegen insgesamt 97 bekannte Tatverdächtige werde ermittelt. Diese seien zu 73 Prozent deutscher Herkunft. Allerdings laufen derzeit auch noch 69 Ermittlungsverfahren gegen unbekannte Täter. Die Polizei sei vermehrt auf Streife. So sei die Bereitschaftspolizei unterwegs und man habe die Regionalbereichsbeamten sensibilisiert, so Wernicke. 

Die Raubsituation hat sich seit Juni wieder etwas beruhigt. Dafür hat die Polizei derzeit mit vermehrten Körperverletzungen in Halle-Neustadt unter zumeist Personen mit Migrationshintergrund zu kämpfen, bei denen auch gefährliche Gegenstände zum Einsatz kommen. Schwerpunkte sind hier der Treff und der Kanal. Die Polizei hat auch hierzu eine Ermittlungsgruppe gebildet. Passanten seien jeweils nicht betroffen gewesen, betonte Wernicke. Aber natürlich mache die Situation Sorgen bei den Personen, die eine solche Tat anschauen musste, dass sich dieses Phänomen ausweitet und auch Unbeteiligte betroffen sein werden.

Die komplette Runde gibt es hier im Video: