Durch Zufall bei Online-Auktion entdeckt: Franckesche Stiftungen beschaffen Baupläne der Georgenkirche
Am Rande des Glauchaer Platzes in Halle (Saale) befindet sich die Kirche St. Georgen. Die sollte zu DDR-Zeiten abgerissen werden. Dazu kam es aber nicht, stattdessen kam die Wende. Der Kirchenbau ist etwas besonders. Denn nachdem die Vorgängerkirche abgebrannt war – in der übrigens Thomas Müntzer gepredigt hat und August Hermann Francke (1663 – 1727) am 7. Februar 1692 sein Amt als Pfarrer antrat – hat Franckes Sohn Gotthilf August den Neubau organisiert. Es war der erste pietistische Kirchenbau.
Das Gebäude wurde als monumentaler Kirchenneubau mit einer völlig neuen, damals modernen Grundrissform geplant, der bis ins Detail an den kirchlichen Reformideen des Halleschen Pietismus ausgerichtet war. Stand den Schulkindern und Mitarbeitern der barocken Schulstadt Franckes seit 1711 der große Bet- und Singesaal für Gottesdienste, Singestunden oder Andachten zur Verfügung, wurden in dem Kirchenneubau nachweislich ganze Emporen für das Waisenhaus reserviert. Nur vier Jahre nach dem verheerenden Brand, am ersten Pfingstfeiertag 1744, weihte Gotthilf August Francke die mit 3000 Plätzen größte Kirche in der Region ein. Damit ist es noch heute die Kirche in Halle mit dem größten Fassungsvermögen – also nicht die Marktkirche, auch nicht die Pauluskirche. Am 12. September 1755 wurden die Arbeiten mit der Errichtung des Turmes abgeschlossen. Selbst das dänische Königshaus hat damals für den Neubau gespendet.
Bei dem Bau hat man damals auf die direkte Sichtbeziehung zwischen Stiftungen und Kirchturm geachtet. Heute stehen Krankenhaus und die Propsteikirche dazwischen. Und auch die Sichtachsen in der Kirche spielten eine Rolle, damit der Pfarrer auch die Leute auf der Empore sieht und umgedreht. Es gab auch eine ganz klare Ordnung der Schüler. Jede Schule hatte eigenen Aufgang in der Kirche.
Und diese originalen Baupläne sind nun durch Zufall entdeckt worden. Ein Händler aus Süddeutschland hat sie angeboten. Für Wissenschaftler:innen ist der im Internet annoncierte Fund ein besonderer Schatz, an dem sich erstmals auch die Frage nach einem hochrangigen pietistischen Kirchenbau systematisch erforschen lässt. Thomas Müller-Bahlke, Direktor der Franckeschen Stiftungen, spricht deshalb auch von einem kleinen „Sensationsfund“. Durch den Freundeskreis wurde der Kauf finanziell möglich. Andernfalls wären die Pläne möglicherweise einzeln in alle Welt verkauft worden.
„Selten kann man den Prozess der Formfindung so vollständig und differenziert nachvollziehen“, bewertet PD Dr. phil. Meinrad v. Engelberg (Technische Universität Darmstadt) die insgesamt 31 Pläne. Dr. Thomas Grunewald, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Franckeschen Stiftungen, ergänzt: „Diese Quellen erlauben Vergleiche mit internationalen Orten im Netzwerk des Halleschen Pietismus zum Beispiel in Indien und Nordamerika. Als mögliche weitere Vergleichsbauwerke kommen die Liebfrauenkirche in Wernigerode sowie Kirchenbauten der Zeit in Dänemark in Betracht.“
Diese Baupläne sind doch niemals verkauft worden, sondern bei Kriegsende oder zu DDR-Zriten gestohlen worden.
An gestohlenem Gut aber erwirbt man niemals Eigentum, auch dann nicht, wenn es 10 mal weiterverkauft würde.
Die Baupläne hätten nicht eingekauft, sondern konfisziert werden müssen.
Aber vielleicht kann man ja den Kaufpreis zurückfordern.
Oder die Pläne wurden damals vor der angeordneten Vernichtung gerettet, gerieten in Vergessenheit und wurden jetzt durch Erben wieder hervorgeholt und auf den Markt gebracht. Da kann man nur froh drüber sein, dass sie jetzt wieder in Halle sind.