Für Kulturhauptstadt-Bewerbung: Stadtrat soll 1,3 Millionen Euro locker machen

Der Stadtrat soll in zwei Wochen die Bewerbung der Stadt als Kulturhauptstadt-Bewerbung festzurren. Das sieht eine Beschlussvorlage von Oberbürgermeister Bernd Wiegand vor.
Unter dem Titel „Halle (Saale): vernetzte Stadt“ soll die Bewerbung für das Jahr 2025 erarbeitet werden. Das Budget für das Stadtmarketing soll zu diesem Zweck um 1,3 Millionen Euro erhöht werden.
Vor allem die digitale Zukunft soll Thema der Bewerbung sei. Beispielhaft nannte Oberbürgermeister Bernd Wiegand die Kritik eines Opernbesuchers am Sonntagabend, weil in einer Inszenierung auch eine Leinwand eingesetzt wurde. „Die Oper wird digitaler, lädt zum Mitmachen ein, will sich verändern“, so Wiegand. Es sei zu überlegen, wie man mit zunehmender Technik umgehe. „Die Technik sollte sich so entwickeln, dass unser Leben angenehmer und schöner wird“, sagte er. „Viele Bürger sind die auf Komplexität einer zunehmenden Digitalisierung nicht vorbereitet, fühlen sich überfordert.“ Es sei wichtig zu überlegen, wo Halle 2025 mit der Digitalisierung stehen wolle. Die Technik biete für jeden Chancen, das Thema selbst biete eine reichhaltige Entwicklungsperspektive. Für Wiegand ist Kommunikation der nötige Schlüssel, um mit der Digitalisierung zu leben. Es handele sich um ein Zukunftsthema, welches bedeutsam für jede europäische Stadt sei. „Wir haben die Chance, Halle mit diesem Thema nachhaltig zu verändern und neu zu erfinden.“
Auch die verschiedenen Beiräte haben sich mit dem Thema befasst, die zwei Arbeitsgruppen empfehlen ebenfalls die Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2025. Eine großartige Arbeit hätten die Beiräte geleistet, meinte Kulturdezernentin Judith Marquardt. Nach der Vorstellung im Stadtrat solle es dann Debatten in den Ausschüssen geben. „Wir hoffen, dass der Stadtrat es genauso sieht wie wir und im Juni Beschluss fasst“, so Marquardt.
Vorsitzender des Beirats, der die Bewerbungschancen ausloten sollte, war Stefan Rosinski, zugleich Chef der Theater, Oper und Orchester GmbH. Das Thema sei nicht nur geeignet, sondern zwingend. „Kommunikation ist heute in der globalen Vernetzung eine nicht eindeutig zu kontrollierende Technologie“, sagte er. „Was wir brauchen sind Nutzerkompetenzen, wir brauchen eine neue Pädagogik um zu lernen mit diesen Medien umzugehen, die uns in der Zukunft bestimmen werden.“ Und das könne man auch auf künstlerischer Ebene. Rosinski hob hervor, dass es um eine Kultur- und keine Kunsthauptstadt gehe. Es gehe um die Blickumkehr, man wolle die Künstler auf das Publikum schauen lassen, die digitale Alphabetisierung erforschen. Dabei gehe es um Wissensvermittlung, die Ertüchtigung im Bereich Wissenschaft und die Reflexion, was es für Menschheit bedeutet. Dass die Kunst hier eine Rolle spielt, ist für Rosinski selbstverständlich. So wolle man digitale Medien auch für Zwecke nutzen, für die sie ursprünglich gar nicht gedacht sind. Er nannte beispielhaft den Plattenspieler. Nach deren Aufkommen habe sich durch das Scratchen ein künstlerischer Mehrwert ergeben. So etwas sei auch bei den modernen digitalen Medien denkbar. Rosinski meinte zudem, es gehe bei dem Titel Kulturhauptstadt nicht darum, möglichst viele Hochkulturveranstaltungen anzubieten. „Es geht um Partizipation, Teilhabe, Kreativität.“
Stimmt der Stadtrat zu, wird unverzüglich ein Team zusammengestellt, dass die Bewerbung erarbeiten soll. Dieses soll, so der Wunsch, am 1. Juli 2017 an den Start gehen und beim Stadtmarketing angesiedelt werden. Die Beschlussvorlage sieht eine frühzeitige Einbindung der Kulturschaffenden und der breiten Bürgerschaft vor. Parallel soll aber auch eine langfristige Kulturstrategie für die Stadt erarbeitet werden.
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