“Für uns sehr ärgerlich”: Bildungsausschuss diskutiert über die Schulentwicklungsplanung

Große Pläne hatte die Stadt Halle (Saale) eigentlich. Ein neues Gymnasium, eine neue Gesamtschule und eine neue Sekundarschule sollten eröffnet werden. Doch durch die neuen Landesvorgaben sind kein weiteres Gymnasium und keine neue Gesamtschule möglich. Das liegt übrigens nicht generell daran, dass Halle für den dauerhaften Betrieb der neuen Schulen zu wenig Schüler hat. Die ersten sechs Jahre müssen Schulen aber pro Schuljahr 150 Prozent der vorgeschriebenen Mindestjahrgangsstärke erbringen.
In der Konsequenz werden stattdessen die KGS Hutten und das Genscher-Gymnasium um Zweitstandorte erweitert. Obendrauf will die Stadt die Schule des 2. Bildungsweges mit Kolleg und Abendgymnasium und die KGS Humboldt schulorganisatorische Zusammenlegen. Die beiden Standorte dort wird es weiterhin geben – doch eine Schulleitung ist für beide Schulen zuständig. Für die Grundschule “Rosa Luxemburg” soll mittelfristig das Gebäude in der Trakehner Straße hergerichtet werden, dort gibt es mehr Platz als am jetzigen Standort. Zudem bedeutet es für das TMG, die Marguerite-Friedlaender-Gesamtschule und die Kastanienallee Standorterweiterungen. Das wird zunächst durch Containerlösungen ermöglicht.
“Für uns ist das sehr ärgerlich”, sagte Bildungsdezernentin Katharina Brederlow, denn dies entspreche nicht dem, was die Stadt selbst als bildungspolitisch für richtig hält. Es habe intensive Gespräche mit dem Ministerium und dem Landesschulamt gegeben, sagte Brederlow, dabei sei aber signalisiert worden, dass es keine Ausnahmegenehmigungen gibt. Obendrauf würde die Stadt auch die nötigen Kredite nicht erhalten. Sie könne aber auch die Haltung des Ministeriums nachvollziehen, denn schon jetzt fehlen Lehrer.
Eigentlich habe man eine Schulentwicklungsplanung aufstellen wollen, die die pädagogischen Anforderung berücksichtigt, sagte Hendrik Lange (Linke). “Das wird uns faktisch unmöglich gemacht.” Er sprach von einer “Mangelverwaltung des selbstgemachten Elends auf dem Rücken der Schüler.” Eine Übernahme der Schule des 2. Bildungswegs in Landesträgerschaft sollte geprüft werden. Melanie Ranft (Grüne) sah dies ähnlich. Zudem regte sie an, als IGS-Zweitstandort das Gelände des ehemaligen Bauernclubs am Steintor zu prüfen.
Kritik kam von den jeweiligen Schulleitern. Stephan Wussow von der KGS “Ulrich von Hutten” sagte, dass jetzige Schulkonzept mit 2 Gymnasial- und 2 Sekundarschul-Gängen biete den Vorteil, dass die Schülerschaft je nach Leistungsentwicklung den Bildungsgang wechseln kann ohne ihr gewohntes Schulumfeld mit Freunden zu verlieren. Viele Eltern würden das Konzept schätzen, sagte Wussow. Die Pläne für einen weiteren Standort in der Ottostraße – rund 1,6 Kilometer entfernt vom Hauptstandort in der Rossbachstraße, seien ein “unhaltbarer, nicht zu akzeptierender Zustand.” Das Schulkonzept werde gesprengt. Die Stundenpläne werden durch das Pendeln zwischen den Standorten aufgebläht, Ganztagsangebote werden schwieriger. Niemand nehme über zwei Standorte verstreute Angebote wahr, zumals es zwischen den beiden Standorten auch keine ÖPNV-Verbindung gibt. Wussow plädiert deshalb für den lange Zeit geplanten Neubau neben dem Schulgebäude, “das wäre eine Investition in unsere Kinder.” Er schlug zudem vor, das Dachgeschoss in der Rossbachstraße auszubauen.
Kerstin Ackermann, Leiterin der KGS Humboldt, sprach sich gegen die Angliederung der Schule des 2. Bildungsweges aus. Mit dem Gymnasial- und dem Sekundarschulesektor haben man bereits zwei verschiedene Schulformen unter einem Dach, jeweils mit verschiedenen Verordnung. Nun käme eine weitere Schulform hinzu. “Wir können das nicht bewältigen”, sagte sie. Personalrat und Schulelternrat sind ebenfalls der Meinung, die KGS können das nicht leisten. Das sieht auch Sven Petermann, der Leiter der Schule des 2. Bildungsweges, so. “Die Angliederung kann so wie geplant nicht funktionieren.” Es sei organisatorisch nicht möglich, Erwachsene und Kinder zusammen zu beschulen. Die Eigenständigkeit sei die Konsequenz, wenn man eine Schule des 2. Bildungsweges will – also eine Schule, an der Personen noch ihr Abitur oder ihre Fachhochschulreife nachholen können. Petermann sprach sich auch für eine Landesträgerschaft, denn eigentlich sei es keine kommunale Aufgabe.
Im Februar wird dann auch über Änderungsanträge von SPD und FDP diskutiert. Die Sozialdemokraten schlagen unter anderem vor, für die IGS auf dem Medizin-Campus am Steintor eine Außenstelle zu prüfen, die Eigenständigkeit der Schule des 2. Bildungsweges zu bewahren, Container neben der Grundschule “Rosa Luxemburg” als Entlastung aufzustellen bis das Gebäude in der Trakehner Straße hergerichtet ist sowie einen Erweiterungsbau für die KGS Hutten in der Rossbachstraße zu prüfen. “Uns wären natürlich neue Schulen lieber gewesen,” sagte Silke Burkert (SPD). Nun könne man nur noch durch Flickschusterei Schlimmeres vermeiden. “Der Änderungsantrag ist uns schwer gefallen, weil wir neue Schulen besser gefunden hätten.” Für den jetzigen Antrag habe man sich aber mit den verantwortlichen Schulleitern kurzgeschlossen.
Die FDP will festlegen lassen, dass der Zweitstandort des Genscher-Gymnasiums sich in maximal 500 Metern Entfernung befinden darf. Im Grasnelkenweg soll ein IGS-Zweitstandort entstehen. Das ist der Regelung der Landesverordnung geschuldet. Durch die sind zwar keine neuen eigenständigen Schulen möglich – aber Zweitstandorte bestehender Schulen. Und die Bezugsgröße ist die gesamte Stadt. Wie auch die SPD ist die FDP für einen Erweiterungsbau der KGS Hutten in der Rossbachstraße.
Doch vor dem neuen Bildungsausschuss wollen sich die Fraktionen zusammensetzen und möglicherweise gemeinsame Anträge erarbeiten.
Das Land ist praktisch pleite , die Stadt ist pleite , der Bund sowieso u. wohlstandsverblödete übersättigte “ Eliten “ steuern u. halten das Narrenschiff auf Kurs Richtung Eisberg u. Untergang , aber mit Musik u. Tanz u. Freitisch für die ganze Welt.
Das 150-fache einer Mindestjahrgangsstärke?! Eher das 1,5- fache oder?
Mindestjahrgangsstärke 75 = 11250 Schüler in jedem der folgenden 6 Jahre?
Da hat sich ein „Zahlendreher“ eingeschlichen, denke ich.
Der Stadtrat , nach Anregung von Haupsache alles für Bernd , hat doch Seehofer untertänigst gebeten gnädigst über das gesetzliche Kontingent hinaus zusätzliche „Flüchtlinge“ zu schicken.
Sollte dieser Vorstoß der Halleschen Eliten unter Sabine Ernst beim Bund wohlwollend gehör finden , wird das zur Rettung Halles als Schulstandort schon noch klappen mit den 10.000 zusätzlichen Migrantenkindern.
@politischkorrektklimaneutralgendergerechtdiskriminierungsfrei
einfach mal still sein wenn man weder Ahnung noch Anstand besitzt!
Man kann immer groß tönen wenn es einen nicht selbst betrifft!
@Gerd H.
es sind 150% der Mindesjahrgangsstärke.. steht dort oben
In einer 1.Version des Artikels stand das 150-fache. Deswegen hatte ich ja nachgefragt. 😬Passt ja jetzt aber. Gruß!
Is doch Standart in Halle,nix übrig für Bildung!
Jaja, sind doch alle schon Standartenführer…
Tja, manches wäre einfacher, würde etwas langfristiger gedacht…
Erweiterungsstandort für das Genscher war das Gebäude der Friesen-GS gegenüber, die von Anfang an zu klein war für das Aufkommen an Grundschülern, nachdem unbedingt die damals noch hoch funktionale und tip-top erhaltene und ausgestattete Steintorschule erst geschlossen wurde, dann vergammelte und letztlich zu einer recht noblen Jugendherberge umgebaut worden ist.
Und nun, weiter oben zu lesen, soll direkt daneben auf dem alten Gelände der Stadtwirtschaft eine extra-Grundschule neu gebaut werden. Tja.
Die Steintor als Grundschule (mit Erweiterungsmöglichkeiten auf dem alten Gelände dahinter) und dazu dann ein Neubau der Jugendherberge daneben hätten sowohl der Grundschule, als auch dem Genscher heute zum dringend gebrauchten Platz verholfen. War vor fast 20 Jahren aber nicht gewollt.
Und, übrigens, zu einem anderen Vorschlag oben:
“ Zudem regte sie an, als IGS-Zweitstandort das Gelände des ehemaligen Bauernclubs am Steintor zu prüfen. “
Da, wo der BC einst residierte, führt heute die neue Umgehungsroute für die LuWu entlang.
Der Schulentwicklungsplan von Halle ist und bleibt einfach nur ein Witz. Die Leute kann man nicht ernst nehmen weil sie davon gar nichts verstehen
Die gegenwärtig stattfindende Umverteilung von Vermögen mittels Pandemie wird auch in Zukunft zum Sparen an der Bildung führen. Aber solange 80% des Volkes Beifall dazu klatschen, wird sich nichts ändern. Angst frisst Hirn.
Das Sparen an der Bildung ist kein Phänomen der Pandemie. Aber warum soll die Politik etwas ändern, wenn der gemeine Bürger dieses Landes es sich spart eine Unterschrift für ein Volksbegehren zu geben, welches eine wesentliche Verbesserung der Bildung bewirkt hätte? Eigentlich handelt die Politik im Sinn der Bürger, denen die Bildung egal ist, so wie die Zukunft der Kinder insgesamt. Hauptsache man muss seinen eigenen Lebenskomfort nicht einschränken.