Gedenken am S-Bahnhof Neustadt an ermordeten Behinderten

Heute vor 18 Jahren, am 29. Dezember 1999, wurde der 39-jährige Jörg Danek im Tunnelbahnhof in Halle-Neustadt ermordet. Schaffner und Wachschutzbeamte entdeckten den Schwerverletzten geistig behinderten Mann, mit einem Notarzt wurde er ins Krankenhaus gebracht, starb dort jedoch kurz darauf.
Am Freitag erinnerte das Offene Antifaplenum an die damaligen Ereignisse. Es wurde ein Banner aufgehangen, das auf die Geschehnisse hinwies. Außerdem wurde Kerzen angezündet. Dass an der S-Bahn-Station nichts mehr daran erinnert, dass hier ein Mensch zu Tode gequält wurde, wird von der Organisatoren der Gedenkstunde kritisiert. Sie wollen nun mit politischen Gremien Kontakt aufnehmen, um einen offiziellen Gedenkort zu schaffen, beispielsweise eine Tafel.
Bei vorbeigehenden Passanten führte die Aktion zu höhnischen Kommentaren. So meinte eine Frau, „der war doch schon 39, das war Zeit.“ Eine andere Passantin zweifelte die Zuordnung als Neonazis an. Beide Frauen seien mehrfach Teilnehmerinnen der sogenannten Montagsdemos gewesen, hieß es vor Ort.
Die drei Täter gehörten zur damaligen Neonaziszene, weshalb Danek auch von der Bundesregierung offiziell als Opfer Rechter Gewalt geführt wird. Der Haupttäter wurde wegen Mordes in Tateinheit mit Raub mit Todesfolge zu lebenslanger Haft verurteilt, die beiden Mittäter erhielten neuneinhalb beziehungsweise elf Jahre Haft. Sie hatten den Mann zunächst in einer S-Bahn malträtiert, mit der Faust ins Gesicht geschlagen und mit Springerstiefeln getreten und zudem eine Büchse Bier erbeutet. Anschließend hinderten sie ihn, an seiner Haltestelle auszusteigen und zwangen ihn, die S-Bahn am Tunnelbahnhof zu verlassen. Dort schlugen und traten sie weiter auf ihn ein, entwendeten 2.50 Mark, die der Mann dabei hatte.
In Erinnerung an Jörg Danek from Niemand wird vergessen on Vimeo.
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