Halle gedenkt an den Terroranschlag von 2019 mit Schweigeminute und Kranzniederlegungen

Am Montag wurde in Halle (Saale) an die beiden Todesopfer des rechtsextremen Terroranschlags vom 9. Oktober 2019 erinnert. Nach einer Schweigeminute an Kevin Schwarze und Jana Lange sprach Elischa Portnoy, der Rabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Halle, ein Gebet. Nach Gedenkworten wurden in der Humboldtstraße vor der Synagoge und in der Ludwig-Wucherer-Straße am ehemaligen Kiezdöner Kränze niedergelegt.

Um 12:03 Uhr, der Anschlagszeit, läuteten die Glocken der städtischen Kirchen. Straßenbahnen und Busse blieben stehen.

Der Anschlag 2019 sei eine Zäsur gewesen und habe unser Land verändert, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff. Für viele Menschen sei das Leben nicht mehr so wie vorher. “Das Gedenken am heutigen Tag gilt Jana Lange und Kevin Schwarze und ihren Familien”, sagte Haseloff. “Wir gedenken der Menschen, die an diesem Tag in der Synagoge waren. Sie haben überlebt, weil die Synagogentür standhielt.” Auch die Menschen im Kiez-Döner und die beiden Anschlagsopfer in Wiedersdorf dürfe man nicht vergessen. Über alle Opfer und ihre Angehörigen habe der Täter unendliches Leid gebracht. Das Attentat dürfe nicht als die Tat eines isolierten Einzeltäters betrachtet werden. “Sie war Bestandteil eines im Rechtsextremismus weit verbreiteten Antisemitismus.” Davor könne die Gesellschaft ihre Augen nicht verschließen. “Der Alltags-Antisemitismus in Deutschland ist für Viele eine bedrohliche Erfahrung und eine ihr Leben prägende Einschränkung.” Der weitaus größte Teil der Bevölkerung verurteile Antisemitismus und Rassismus, “aber dieser Teil muss noch viel lauter werden.” Der Bogen der Geschichte neige sich nicht zwangsläufig zur Demokratie. “Für unsere Überzeugungen und demokratischen Institutionen müssen wir noch entschlossener eintreten.”

Max Privorozki als Vorsitzende der jüdischen Gemeinde trug das Gedicht “Jeder Menschen hat einen Namen” vor, hebärisch heißt es „Lechol isch jesch schem“. Es wird am Holocaust-Gedenktag vorgetragen. Doch es treffe nicht nur auf die von den Nationalsozialisten ermordeten Juden zu, sondern auf alle Opfer von Gewalt, also auch Jana und Kevin, beide haben auch Namen.

“Heute gedenken wir an die Ermordeten Jana Lange und Kevin Schwarze, an die versammelten Menschen in der Synagoge und die Verletzten in Landsberg”, sagte der Bundesopferbeauftrage Pascal Kober. “Aber an den 364 Tagen anderen Tagen müssen wir den Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus, Extremismus und Terrorismus entschieden entgegentreten.” Es sei wichtig, dass Staat und Gesellschaft für die Opfer da seien, auch Jahre nach der Tat. “Wer unter den Folgen des Anschlags leidet, hat die bestmögliche Unterstützung verdient.” Er müsse aber bekennen, dass hier durchaus Besserung nötig sei, was unter anderem bislang an verschiedenen Zuständigkeiten scheitert. “Antisemitische, Rassistische, Rechts- oder Linksextreme, Islamistische Personen planen den Angriff auf uns alle. Auf unsere Art zu Leben, auf unsere Werte, auf unsere Vielfalt, auf unsere Freiheit.”