Gemeinsam gegen Corona: Uni Halle beteiligt sich an Forschungsverbund
Über 500 führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich in der „Covid-19 Mass Spectrometry Coalition“ zusammengeschlossen, um die Bekämpfung des neuartigen Coronavirus voranzutreiben. Zu den Gründungsmitgliedern gehört die Pharmazeutin und Massenspektrometrie-Expertin Prof. Dr. Andrea Sinz von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Das internationale Netzwerk dient dem Austausch von methodischem Know-how und neuen Daten in Zusammenhang mit der Lungenerkrankung Covid-19. So sollen möglichst schnell neue Nachweisverfahren, weitere Tests und Behandlungsmethoden entwickelt werden. Das Netzwerk stellt sich in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „The Lancet“ vor.
„Die Massenspektrometrie ist eine der vielversprechendsten Methoden für die Erforschung des neuen Coronavirus, denn sie ist schnell, sensitiv und zuverlässig. Mit ihr lassen sich die Virusbestandteile direkt erfassen“, sagt Prof. Dr. Andrea Sinz von der MLU. Sie ist Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Massenspektrometrie und eine international ausgewiesene Fachfrau für die sogenannte Cross-linking-Massenspektrometrie, mit der sich die Struktur von Proteinen und Proteinwechselwirkungen analysieren lassen. Ihre Arbeitsgruppe ist daran beteiligt, neue Nachweisverfahren für das Virus zu entwickeln, die als Ergänzung zur bisher üblichen PCR-Methode genutzt werden könnten. Das Hauptziel des internationalen Forschungsnetzwerks ist es, das Wissen über das neuartige Coronavirus und seine Proteine schnell zu erweitern, um so wertvolle Hinweise für dessen Bekämpfung zu erlangen. Dabei geht es zum einen darum, mehr darüber zu erfahren, welche und wie viele Virusmoleküle im Blut von Patienten vorkommen. Diese Informationen könnten dabei helfen, den möglichen Krankheitsverlauf einer Person vorherzusagen und so Hinweise für eine passende Behandlung zu geben. Ein zweiter Forschungsschwerpunkt liegt in der Erforschung der genauen Struktur des viralen Spike-Proteins und anderer Antigene. Die Forschenden wollen herausfinden, welche Teile des Virus für die Infektion von Zellen verantwortlich sind und wie der Prozess im Detail abläuft. Das Wissen darüber ist für die Entwicklung von Impfstoffen von entscheidender Bedeutung.
Die „Covid-19 Mass Spectrometry Coalition“ ist ein Zusammenschluss von Forscherinnen und Forschern aus 18 Ländern, der im April 2020 gegründet wurde. „Die Mitglieder des Netzwerks befassen sich normalerweise überwiegend mit ganz anderen Fragestellungen und Themen. Jetzt ist es aber wichtig, dass wir alle gemeinsam daran arbeiten, effektive Mittel gegen die Ausbreitung und für die Behandlung sowie verbesserte Diagnostik des Coronavirus entwickeln, um auch für künftige Pandemien gerüstet zu sein“, so Sinz weiter. Wie ihre Gruppe haben die über 500 Mitglieder des Netzwerks ihre eigentlichen Arbeiten etwas zurückgefahren und konzentrieren sich aktuell auf die Erforschung von SARS-CoV-2.
Alle neu gewonnenen Daten und methodischen Erkenntnisse stellen die Mitglieder des Netzwerks der wissenschaftlichen Community frei zur Verfügung. Prof. Dr. Perdita Barran, die das Netzwerk von der University of Manchester in Großbritannien aus koordiniert, sagt: „Durch diese Zusammenarbeit werden Wissenschaftler Zugang zu viel mehr Datenquellen aus der ganzen Welt haben. Wir werden unser Fachwissen bündeln und wir glauben, dass wir viel schneller arbeiten und so zu wichtigen Themen beitragen können – von Tests über die Behandlung bis hin zur Impfung.“
Foto Maike Glöckner
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