Gesundheitswirtschaft in Sachsen-Anhalt: Beschäftigung wächst – Fachpersonal bleibt knapp

Immer mehr Sachsen-Anhalter arbeiten in der Gesundheitsbranche. Wissenschaftler des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen haben eine Arbeitsmarktanalyse erstellt. Die Branche boomt demnach wie kaum eine andere im Land, doch das Fachpersonal ist knapp.
Gesundheitswirtschaft wächst stärker als die Gesamtbeschäftigung im Land
101.028 Männer und Frauen sind mittlerweile etwa in einem Krankenhaus, einer Arztpraxis, im Altenheim, als Masseur, im Sanitätshaus oder in Pharmaunternehmen beschäftigt. Das ist nahezu jeder achte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Land. „Die Gesundheitswirtschaft ist eine Wachstumsbranche in Sachsen-Anhalt. Die Beschäftigung in diesem Bereich hat sich in den vergangenen Jahren deutlich dynamischer entwickelt als die Gesamtbeschäftigung“, erklärte Dr. Michaela Fuchs vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) in Halle. Zwischen 2010 und 2020 stieg die Zahl der Beschäftigten in der Gesundheitswirtschaft um 19,3 Prozent, während die Beschäftigung insgesamt im gleichen Zeitraum nur um 5,6 Prozent wuchs. Mit über 54 Prozent war der stärkste Beschäftigungsaufbau in diesem Zeitraum im Bereich der Produktion von Gesundheitserzeugnissen zu beobachten. „Dieses außerordentlich starke Beschäftigungswachstum wird besonders von der Herstellung pharmazeutischer Erzeugnissen getrieben“, so Michaela Fuchs weiter. Weitere Erkenntnisse der Analyse: Die Gesundheitswirtschaft ist eine Frauen- und Teilzeitdomäne und wenig international. Der Anteil der weiblichen Beschäftigten liegt bei 79 Prozent. 32 Prozent der Beschäftigten arbeiten in Teilzeit. Nur 2 Prozent der Beschäftigten sind Ausländer.
Altenpfleger wechseln häufiger den Beruf
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Treue zum Job ist in der Gesundheitswirtschaft sehr unterschiedlich verteilt. Während Sprechstundenhelfer und Krankenschwestern ihrem Beruf eher länger treu bleiben, wechseln etwa Altenpfleger über die Jahre hinweg häufiger in einen anderen Beruf. So ist nach 10 Jahren rund die Hälfte der Altenpfleger dann in einem anderen Job beschäftigt. „Die häufigeren Berufswechsel in der Altenpflege haben unter anderem auch mit der Attraktivität dieses Berufs zu tun. Das gilt sowohl für die Arbeitsbedingungen als auch für die Bezahlung“, erklärt Markus Behrens, Geschäftsführer der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen. So verdienen Altenpfleger im Schnitt 2.324 Euro brutto im Monat. Zum Vergleich: Das Medianentgelt für alle Vollzeitbeschäftigten insgesamt liegt in Sachsen-Anhalt bei 2.702 Euro, für Gesundheits- und Krankenpfleger sogar bei 3.097 Euro.
Akuter Personalmangel in der Altenpflege
Insbesondere in der Altenpflege sind aber laut der Studie Fachkräfteengpässe zu verzeichnen. Mit Blick auf die aktuelle Corona-Krise hat sich die Situation sogar verschärft. Dort kommen rechnerisch auf 100 gemeldete Stellen für Fachkräfte nur 20 Arbeitslose. 218 Tage dauert es, bis eine ausgeschriebene Stelle für Fachkräfte in der Altenpflege besetzt werden kann. Bei den Krankenpflegern (Fachkräfte) kommen 22 Arbeitslose auf 100 Stellen für Fachkräfte, die durchschnittliche Vakanzzeit beträgt 160 Tage.
Vergleichsweise wenig Kurzarbeit in der Gesundheitswirtschaft
Trotz guter Beschäftigungsmöglichkeiten stellte die Corona-Krise auch Teile der Gesundheitswirtschaft in Sachsen-Anhalt vor wirtschaftliche Probleme. Um Personal zu halten, wurden im März und April 2020 im Gesundheitswesen 2.176 Anzeigen für 10.170 Beschäftigte gestellt. Die meisten Anzeigen kamen dabei aus Praxen (1.077) sowie dem erweiterten Gesundheitswesen (1.089), zum Beispiel bei Physiotherapeuten. Insgesamt gab es im Gesundheitswesen 2020 2.470 Anzeigen für 12.202 Personen. Im Pflegebereich lag die Zahl der Anzeigen deutlich niedriger. Hier gab es im vergangenen Jahr 314 Anzeigen für 4.743 Personen. Blickt man auf das tatsächlich realisierte Kurzarbeitergeld, zeigt sich, dass das Instrument in der Gesundheitswirtschaft weniger in Anspruch genommen wurde als in anderen Wirtschaftszweigen, wie etwa dem Handel oder der Gastronomie. Während in diesen beiden Branchen jeder 6. Beschäftigte (Handel) bzw. jeder 2. Beschäftigte (Gastronomie) im April 2020 in Kurzarbeit war, betraf es in der Gesundheitswirtschaft lediglich nur jeden 20. Beschäftigten. Von März bis November letzten Jahres haben insgesamt 5.364 Unternehmen in der Gesundheitswirtschaft für 18.821 Beschäftigte Kurzarbeitergeld erhalten.
Behrens: „Gesundheitswirtschaft wird weiter an Bedeutung gewinnen“
Insgesamt sind die Auswirkungen der Corona-Krise am Arbeitsmarkt in der Gesundheitswirtschaft in Sachsen-Anhalt geringer als im Durchschnitt über alle Berufe. „Das liegt natürlich auch in der Natur der Sache. Große Teile der Gesundheitswirtschaft sind bei der Bekämpfung der Pandemie besonders gefordert. Wir gehen davon aus, dass die Gesundheitsbranche in den kommenden Jahren wegen der demografischen Entwicklung weiter an Bedeutung gewinnen wird. Das Fachkräfteproblem wird sich daher perspektivisch verschärfen. Daher kommt es jetzt besonders darauf an, junge Menschen für Gesundheitsberufe zu begeistern, Jobwechsler und Arbeitslose zu qualifizieren und die Zuwanderung von Fachkräften aus anderen Bundesländern und dem Ausland zu forcieren. Das geht nicht ohne die Verbesserung von Arbeits- und Rahmenbedingungen,“ sagte Markus Behrens.
Die Studie zum Download:
https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-sat/download/1533755339084.pdf
„Gesundheitswirtschaft“ was ist daran gesund?
Damit kann in der spätkapitalistischen Solidargesellschaft doch eigentlich nur ein Bewirtungsunternehmen gemeint sein, welches auf besonders gesunde, hochwertige und nachhaltige Speisen und Getränke setzt. Kann man aber mal sehen, was so ein fehlendes kleines „Zur“ anrichten kann. Man könnte fast denken, dass (Krankenhaus-, Pflege-) Konzerne gemeint sind, welche mit dem Leid, der Hilfebedürftigkeit anderer Profite erzielen wollen. Das kann ich mir nun gar nicht vorstellen. Damit hätten ja unsere eifrigen Grundrechtedemonstranten der vergangenen Monate mal einen wirklichen Anlass.
Das Problem ist, dass mit solch lebensnotwendigen Berufen Wirtschaft betrieben wird und das Geld, was dabei erwirtschaftet wird, die Falschen bekommen.
Für Studien wird viel zu viel Geld ausgegeben. Das was da herausgerechnet wird, kann man sich selber denken.
Die Sesselfurzer sollten alle mal an der Basis arbeiten, damit die mal erfahren, wie es sich anfühlt, in der Altenpflege tätig zu sein und warum das viele nicht bis zur Rente aushalten.
Die armen alten Menschen können einen auch nur Leid tun. Es ist nur das Nötigste möglich. Alles wie am Fließband… Auf Doku wird mehr Wert gelegt, als auf Individualität. Eine Schande für Deutschland.
Leider nirgends zu diskutieren.
Hauptsache im öffentlichen Dienst gibt’s genug Beschäftigte, was für eine geile Politik