Gefahrgutunfall zwischen LKW und Bus: Großübung von Feuerwehr und Katastrophenschutz in Halle mit über 400 Helfern

Ab Montag rollt der Verkehr wieder auf der Merseburger Straße in Richtung Süden. Doch schon am Samstag herrschte ein emsiges Treiben. Die hallesche Feuerwehr hat die Gunst der Stunde genutzt und hier ihre alljährliche MANV-Übung durchgeführt. MANV steht dabei für Massenanfall an Verletzten. Und die gab es reichlich. Im Szenario war ein vollbesetzter Schulbus in einen Gefahrgutlaster gerast. Giftiges Phenol war ausgelaufen.

Um 9.19 Uhr wurde Vollalarm ausgerufen. Doch schon eine Stunde zuvor fand eine “Sichtungsübung” statt. Kollegen vom Rettungsdienst haben dabei die Businsassen nach ihrem Schweregrad kategorisiert. 30 Sekunden Zeit hat man pro Patienten, erklärt Halles Feuerwehr-Chef Daniel Schöppe.

9.23 Uhr, also vier Minuten nach Eingang des simulierten Notrufs, kam das erste Feuerwehrauto an. Die Kameraden haben sich erstmal einen Überblick verschafft und sofort weitere Kräfte alarmiert. Denn das Szenario sah einen komplett verbeulten Bus vor, bei dem sich die Türen nicht mehr öffnen ließen. Natürlich sollte der Bus real nicht beschädigt werden, aus diesem Grund wurde ein Übungsgestell aufgebaut, an dem Kettensäge und Trennschleifer zum Einsatz kamen.

Die nachrückenden Kräfte haben dann verschiedene Zelte aufgebaut. Diese dienten vor allem der Patientenversorgung. Doch auch eine Dekontimationsstrecke war nötig. Denn das Szenario sah ja auslaufende Gefahrstoffe vor. Im Laufe der Übung gab es auch noch zwei “Explosionen”, Rauch stieg auf: der Gefahrstoff hatte sich entzündet. Auch das benachbarte Bergmannstrost-Krankenhaus war dabei. Denn das Szenario sah vor, dass zehn nicht ganz so schwer verletzte Businsassen direkt rüber zum benachbarten Krankenhaus laufen. “Absolut realistisch“, sagt Daniel Schöppe. Denn wenn ein Unfall passiert und man hat gleich um die Ecke ein Krankenhaus, dann ist es wohl ein Reflex vieler Menschen, eher direkt dort hinzugehen, als auf den Rettungsdienst zu warten. Allerdings kamen sie bei ihrer “Flucht” mit dem Gefahrstoff in Berührung, was Verätzungen bedingte.

Um 11.46 Uhr war die Übung vorüber. “Es hat alles so gepasst, wie wir uns das in der Regie vorgestellt haben”, so Daniel Schöppe. Für den unbedarften Beobachter mag es durchaus etwas lang gedauert hat, doch auch das war bewusst so vorgesehen. “Es sollten alle Komponenten richtig geübt werden können”, so Schöppe. Tobias Teschner, Leiter des Fachbereichs Sicherheit, ergänzte: “Der Zweck einer Übung ist es nicht, erfolgreich zu sein, sondern Fehler zu finden und Abläufe zu optimieren.”

Auch Bürgermeister Egbert Geier hat sich einen Überblick verschafft. “Ich sehe viele kompetente und engagierte Mitarbeiter.” Hinzu komme die gute technische Ausstattung der halleschen Feuerwehr. “Da beruhigt einen.” Geier hob auch die vielen Ehrenamtlichen hervor, die sich an einem “schönen sonnigen Samstag einbringen.”

Insgesamt waren 426 Kräfte mit 74 Fahrzeugen im Einsatz. Nicht nur die Berufsfeuerwehr und sämtliche Freiwilligen Feuerwehren waren dabei, sondern auch alle Leistungserbringer des Rettungsdienstes und des Katastrophenschutzes – also ASB, DRK, Malteser und Ambulance Merseburg. Etwa zwei Drittel aller Beteiligten waren Ehrenamtliche.