Händel mit Hang zur Reiselust: Goldene Figur taucht nach einem „Urlaub“ an einer Straßenbahnhaltestelle am Franckeplatz auf, Polizei nimmt den Barockkomponisten in Gewahrsam

Die Bürgerinnen und Bürger Halles können aufatmen: Georg Friedrich Händel ist wieder da. Zumindest seine rund 40 Kilogramm schwere Statue, die sich seit mehr als einer Woche unerlaubt von der Händel-Oase auf dem Marktplatz entfernt hatte. Nach einer kurzen, aber offenbar eindrucksvollen Auszeit tauchte der barocke Komponist in der Nacht zum Samstag an einer Straßenbahnhaltestelle am Franckeplatz wieder auf – augenscheinlich gesund, goldfarben glänzend und mit einem leicht spöttischen Lächeln.
Ein Pappschild an seinem Sockel klärte die verdutzten Frühfahrgäste lakonisch auf: „Urlaub war schon. Jetzt aber wieder nach Hause (sorry).“
Nächtliche Überraschung am Bahnsteig
Die Rückkehr erfolgte ebenso überraschend wie das Verschwinden. Gegen 2:10 Uhr bemerkten aufmerksame Fahrgäste der Linie 7 die auffällig goldfarbene Erscheinung am Haltestellenrand. Eine Streife der Polizei, die ohnehin gerade in der Nähe auf nächtlicher Schnitzeljagd nach E-Roller-Chaoten unterwegs war, rückte aus und nahm den vermissten Komponisten kurzerhand in Gewahrsam. Nach einer ersten Identitätsprüfung – kein Ausweis, aber eindeutig barocke Lockenpracht – wurde der prominente Rückkehrer kurzerhand in den Mannschaftswagen geladen. Händel – nach Augenzeugenberichten „kooperativ, aber schweigsam“ – ließ sich klaglos abtransportieren.
Tatort Sandkiste
Die Figur hatte ursprünglich in der liebevoll gestalteten „Händel-Oase“ auf dem Marktplatz residiert: ein 15 mal 20 Meter großes Areal mit Segeljolle, Liegestühlen, Palettenbänken und Palmen, geschaffen zur Feier der 103. Händel-Festspiele. Dort thronte Händel als goldfarbener Ruhepol im Sand – eine Mischung aus Sonnenanbeter, Kompositionsgenie und Instagram-Magnet.
Am frühen Freitagmorgen, gegen 3:38 Uhr, dokumentierten Überwachungskameras, wie Unbekannte die Statue mit großer Mühe und wenig Grazie vom Marktplatz entfernten. Es war nicht gerade ein Raub im Stil von „Oceans Eleven“, eher „Omas Gartenstuhl nachts mitnehmen“. Die Diebe – vermutlich Festival-Enthusiasten, WG-Dekorateure oder schlicht spontane Barock-Fans – verschwanden in der Dunkelheit. Bis heute ist unklar, wo Händel aufbewahrt wurde. Es gibt Hinweise auf einen Keller, ein Wohnzimmer oder ein sehr exzentrisches Badezimmer.
Ein Fall für das Stadtmarketing – oder den Psychologen
Mark Lange, Chef der Stadtmarketing-Gesellschaft, äußerte sich am Morgen nach der Rückgabe mit einem Augenzwinkern: „Vielleicht wollte Händel einfach mal abschalten. Ich kann’s verstehen – bei dem Wetter.“
Ob es sich um eine bewusste Protestaktion, eine Kunst-Performance oder nur um eine leicht übermotivierte Schnapsidee handelte, bleibt Spekulation. Immerhin: Die Rückgabe verlief friedlich, der Schaden gleich null – abgesehen vom kurzzeitig erhöhten Blutdruck im Stadtmarketing-Büro.
Eine Figur mit Geschichte
Die goldfarbene Händel-Statue ist Teil eines besonderen Projekts: Im Rahmen einer Arbeitsgelegenheit gestaltete die Jugendwerkstatt Frohe Zukunft Halle gGmbH vor über 16 Jahren insgesamt 15 solcher Figuren für den öffentlichen Raum. Ziel war es, zur Einstimmung auf die Händel-Festspiele kulturelle Präsenz im Stadtbild zu schaffen. Die Figuren bestehen aus wärmebehandelten Formbinden, sind wetterbeständig und je nach Sockel zwischen 35 und 50 Kilogramm schwer.
Die Form stammt von Theater- und Kulissenbauer Steffen Sonntag, der Händel nicht nur ein Gesicht, sondern auch ein standfestes Fundament gab. Seit 2009 sind die Figuren an markanten Orten in Halles Innenstadt aufgestellt – oder, wie in diesem Fall, gelegentlich auf Wanderschaft.
Händel selbst äußerte sich bislang nicht zu seiner Reise. Wer etwas gesehen, gehört oder vermutet hat, kann sich bei der Polizei oder beim Stadtmarketing melden. Oder einfach auf die Fortsetzung hoffen.

Nun hat Halle auch seinen Spaß gehabt, andere suchten schon einmal einen Bär.
Wars nicht eine Löwin!? Mich freut ja das Händel der Urlaub gefallen hat, ö Punkte sind schwer erkennbar.
War das nicht ein Keks?
Eigentlich eine gelungene Aktion.
Bei „gleich NULL“ kann aber auch erwartet werden, dass die Anzeige(n) nicht weiter verfolgt werden und die Verfahren die sowieso schon überlastete Justitz nicht weiter beschäftigen.
Das erinnert mich an die Geschichte mit dem Shrek-Esel. 😀
Vielleicht wollte Händel einfach mal in Ruhe ein Kaffee trinken. Er ist auch nur eine Kopie vom Original. Das ist kein einfaches Leben.
Gönnt ihm doch auch mal seine Freiheit.
Auch ein Herr Händel kann sich Mal in Halle verlaufen.😅
35 bis 50kg Gold.
Das ist schon ein ordentliches Sümmchen!