„(H)alle behindert?“ – Protestwoche für Barrierefreiheit und Teilhabe in Halle

Unter dem Motto „(H)alle behindert?“ startet am kommenden Montag, dem 5. Mai, eine stadtweite Protestwoche für mehr Barrierefreiheit und selbstbestimmte Teilhabe in Halle. Der Verein Lebens(t)raum macht mit einer Reihe von Veranstaltungen auf bestehende Zugänglichkeitshürden aufmerksam und fordert konkrete politische Maßnahmen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.
„Mit dieser Protestwoche wollen wir zeigen, dass selbstbestimmtes Leben in Halle kein Luxus, sondern eine unbedingte Notwendigkeit ist“, erklären Anke Tschenker und Birgit Dreger von Lebens(t)raum.
Vier zentrale Ziele stehen im Fokus der Aktionswoche:
* Barrierefreiheit in Halle erhöhen: Spürbare Verbesserungen im Alltag von Menschen mit Behinderung anstoßen
* Räume öffnen: Das Bewusstsein für die Belange von Menschen mit Behinderungen stärken
* Vernetzung fördern: Betroffene, Akteur*innen aus Politik, Verwaltung, Vereinen und Zivilgesellschaft zusammenbringen
* Empowerment unterstützen: Menschen mit Behinderungen in ihrer Selbstvertretung bestärken
Die Protestwoche wird durch die Aktion Mensch gefördert, die in diesem Jahr unter dem Leitgedanken „Neustart Inklusion“ die rund 10,3 Millionen Menschen mit Behinderung in Deutschland ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit rückt.
Programm:
- 5. Mai | 16:00-18:00 Uhr – Demonstration „(H)alle behindert? – immer noch!“ Route: Steintor → Joliot-Curie-Platz → Leipziger Turm → Marktplatz. In Kooperation mit Special Olympics Sachsen-Anhalt wird die Demonstration konkrete politische Forderungen von Menschen mit Behinderungen artikulieren.
- 7. Mai | 18:00-20:30 Uhr – Kinopremiere & Podiumsdiskussion Puschkino Halle. Vorstellung des Kurzfilms „Selbstbestimmtes Wohnen – eine Chance für Alle“ mit anschließendem Austausch zwischen Betroffenen und Expert*innen.
- 9. Mai | 17:00-19:30 Uhr – Eröffnung des Teilhabe-Zentrums Magdeburger Straße 33. Feierliche Eröffnung mit Grußworten, Schlüsselübergabe und Rundgang durch die barrierefreien Räumlichkeiten.
- 10. Mai | 12:00-17:00 Uhr – DRK Tag der Begegnung, Marktplatz vor dem Stadthaus, Aktionsstand mit Live-Übersetzung in Leichter Sprache, Rollfiets-Touren, Mini-Disco Deluxe und Bastelangeboten für alle Altersgruppen.
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Hintergrund:
Der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung findet jährlich am 5. Mai statt und wurde 1992 von der Interessensvertretung „Selbstbestimmt Leben“ initiiert. Er macht Barrieren sichtbar und fordert echte Teilhabe in Bildung, Arbeit und Mobilität. Die Aktion Mensch unterstützt diesen Tag seit Jahrzehnten und macht mit der aktuellen Videoreihe #WirSind10Millionen auf die Situation von Menschen mit Behinderung in Deutschland aufmerksam.
Im Sinne seines Leitbildes „Menschen.Vielfalt.Stärken“ setzt sich der Verein Lebens(t)raum für eine inklusive Gesellschaft ein, in der selbstbestimmte und uneingeschränkte Teilhabe für alle möglich ist. Als „Möglichmacher“ und sozialpolitischer Impulsgeber arbeitet der Verein aktiv an der Verbesserung der Barrierefreiheit in Halle und öffnet Räume für Menschen mit Behinderungen – sowohl physisch als auch in der gesellschaftlichen Wahrnehmung.
Man kann mal fragen, wie Rollstuhlfahrer in die oberen Etagen des Ratshof kommen sollen, der Aufzug ist schon eine gefühlte Ewigkeit defekt. Der Aufzug in der Bücherei ist auch öfters defekt und auch für bestimmte E-Rollstühle einfach zu schwach. Daran scheitert die Stadtverwaltung schon des längeren.
Diese Zahl von angeblich 10,3 Millionen Behinderten ist mal wieder eine populistische Pauschalisierung, die alle irgendwie gearteten Behinderungen in einen Topf wirft und geflissentlich versteckt, dass es so viele unterschiedliche Behinderungen mit unterschiedlichen Anforderungen an Barrierefreiheit gibt, dass man nie allen gerecht werden kann. Das ist so ein bisschen wie mit den Geschlechtsidentitäten, wo jeder einzelne irgendeine individuelle Sonderbehandlung für seine Nische fordert und es rein praktisch gar nicht möglich ist, es allen recht zu machen. Und dann gibt es unter den 10,3 Millionen Behinderten bestimmt auch einige, die sich überhaupt nicht von irgendwelchen Behindertenvereinen vertreten fühlen.
Langsam kann man ahnen, woher dein ewiger Frust stammt…
Klasse, ab jetzt gehörst Du dazu.
anna,
10010110 ist kinderlos und im höheren Alter. Das macht ihn nicht zu einem Behinderten, aber zu einer eher bemitleidenswerten Person.
Ich hoffe doch, dass du auch kinderlos bist. Ansonsten könntest du ja wieder einem Teil der Stadtverwaltung (Jugendamt) Untätigkeit vorwerfen, wenn es in deinem Fall nicht tätig wird. Aber so viel und so oft wie du hier Mist absonderst, hast du ja keine Zeit für Familienleben. Hat die Menschheit noch mal Glück gehabt.
Man sollte nicht von Dingen reden, von denen man so absolut keine Ahnung hat. Es mag viele Arten und Facetten von Behinderungen geben. Dennoch gibt es die Möglichkeit, durch ein gutes und schlüssiges Konzept Barrieren für eine Vielzahl Betroffener abzubauen. Das geht sowohl städtebaulich, als auch digital oder eben im täglichen Zusammenleben und erst recht im Hinblick auf die Selbstbestimmung. Eine Gesellschaft wie unsere kann sich das auch locker leisten (wenn man das Geld nicht gerade für anderen Blödsinn aus dem Fenster wirft).
Und ja, als Betroffener weiß ich, dass das funktionieren kann. In Deutschland stecken wir da noch ziemlich in den Kinderschuhen. Und selbst bei der Stadt und bei der HAVAG fällt das auf. Die haben schon Behindertenbeiräte bzw. Schwerbehinderte im Fahrgastbeirat, bauen hier und da aber auch mal fix neue Barrieren auf, kommunizieren schlecht oder planen irgendwelchen Muks (bei Baumaßnahmen) zusammen, weil man nicht auf die Idee kommt, auch mal außerhalb zu fragen. Und da fängt es schon an: Mit den Leuten reden. Wäre auch für Klugschwätzer wie dich eine gute Option.
Ich habe überhaupt nichts gegen Barrierefreiheit oder das Streben danach. Aber ich finde diese pauschalen und gleichzeitig unkonkreten Forderungen im obigen Artikel irgendwie dumm. Es gibt halt nicht nur Rollstuhlfahrer. Was ist mit Leuten, die eine – wiederum vielschichtig ausgeprägte – Dyschromasie (Farbenfehlsichtigkeit) haben? Darf die ganze Welt nur noch aus bestimmten Hochkontrastfarben bestehen? Was ist mit Leuten mit Lese-Rechtschreib-Schwäche? Muss alles mit Piktogrammen vollgepflastert werden, um jede Information zu vermitteln? Oder was ist überhaupt mit hypersensiblen Menschen? Muss die Stille Stunde vom Weihnachtsmarkt jetzt auf 24 Stunden, 365 Tag im Jahr ausgeweitet werden, damit diese Menschen „selbstbestimmt Leben“ können?
Die Gesellschaft würde sich erheblich einschränken, wenn man den pauschalen Forderungen dieses Vereins in jeder Form gerecht werden wollte. Aber ich denke fast, die wissen selber nicht, wie viele Arten Behinderungen es gibt. Da sind ein paar Rollstuhlfahrer und ein paar Betreuer von geistig Behinderten, die ihren eigenen Forderungen Gehör verschaffen wollen, und das wars dann auch schon mit dem Erfahrungshorizont.
Unterstütze ich voll👍