Halles Fecht-Nachwuchs mischt wieder fleißig mit
Für eine faustdicke Überraschung sorgten die jungen Florett-Artisten des Fechtcentrum Halle bei ihrer Heim-DM in der Sporthalle Brandberge. Mit insgesamt vier Top-Platzierungen unter den besten acht stellten sie klar, dass sie im nationalen Vergleich wieder ganz vorn mitmischen. „Sie haben das Zeug, Medaillen zu holen“, sagt Florett-Cheftrainer Hannes Jetz nach Ende der Deutschen Meisterschaften. „Schade, dass es mit den Podiumsplätzen diesmal (noch) nicht geklappt hat. Aber wir sind nah dran, haben es auf jeden Fall drauf. Unsere jungen Florett-Spezialisten haben ein tolles Wochenende absolviert“, ergänzt er.
Für Finalplatz Nummer eins sorgte im Damenflorett Jennifer Balle. Die 14-jährige, im Vorjahr n gleicher Stelle noch knapp im Achtelfinale gescheitert, präsentierte sich bei ihrer zweiten Meisterschafts-Teilnahme in sehr guter Verfassung. Die Vorrunden absolvierte sie souverän, stand zu Recht im Direktausscheid. Im zweiten Gefecht des Direktausscheides sorgte sie mit der 5:10-Niederlage gegen Cora Elisabeth Schaller aus Radebeul zwar für einen kleinen Schreckmoment, doch Coach Hannes Jetz vermochte es, die Sportgymnasiastin so einzustellen, dass sie die Niederlage offensichtlich schnell beiseite schob. Die folgenden K.O.- Gefechte gewann sie sicher, qualifizierte sich mit einem 10:5 gegen Leonie Hartmann (Berlin) für die Finalrunde. Erst dort fand sie in der späteren Gesamt-Zweiten Celia Hohenadel aus Weinheim ihre Bezwingerin, unterlag im Kampf um das Podium mit 6:10.
„Jenny hat gezeigt, dass sie es kann. Sie hat technisch überzeugt, hätte sicher auch das Halbfinale erreichen können. Sie hat einen großen Schritt nach vorn gemacht“, so ihr Trainer Hannes Jetz.
Bei den Florett-Herren des jüngeren Jahrgangs hatten die FC-Fechter mit Philipp Ahlvers und Richard Spielmann gleich zwei Eisen im Feuer. Verlief die Vorrunde für Philipp Ahlvers noch ein wenig holprig, so ließ er in der Zwischenrunde mit klaren Siegen keinen Zweifel an seiner Stärke aufkommen, stand verdient im Direktausscheid. Dort drehte der 13-jährige Sportschüler dann richtig auf, qualifizierte sich mit makelloser Bilanz für die Finalrunde der besten acht. Der Jenaer Laurenz Dörfler verhinderte mit seinem 10:5-Sieg den Einzug von Philipp in das Halbfinale.
Anders die Konstellation bei Richard Spielmann. Der ebenfalls 13-jährige glänzte mit zwei starken Vorrunden, leistete sich jeweils nur eine Niederlage. Nach zwei gewonnen Kämpfen im Direktausscheid musste er eine 4:10-Niederlage gegen den späteren Deutschen Meister Bastian Kappus (Tauberbischofsheim) einstecken. Doch Richard schüttelte sich kurz, gewann anschließend das entscheidende Gefecht um den Einzug in die Finalrunde gegen den Bockenheimer Moritz Borchert mit 10:5. Im folgenden Viertelfinale stand er dann erneut Bastian Kappus gegenüber, musste sich am Ende mit 2:10 geschlagen geben. Für „Richi“, wie ihn seine Trainingskameraden nennen, stand am Ende Rang fünf im Gesamtklassement zu Buche, Philipp Ahlvers durfte sich über Platz acht freuen.
„Die Jungs haben hier bewiesen, dass sie in der nationalen Spitze mitfechten können. Beide haben sich Klasse präsentiert. Bei ihrer DM-Premiere so weit vorn zu landen, kann sich mehr als sehen lassen“, blickt Hannes Jetz auf den Einzelwettbewerb der Herren zurück.
Für eine Schrecksekunde sorgte am Sonntag früh vor Beginn der Team-Entscheidung Richard Spielmann. Die Achillessehne meldete sich beim Hallenser, machte ihm erhebliche Probleme. Der eilig über die Physiotherapie Kirsten Wels organisierte Physiotherapeut konnte Richard helfen, verschaffte Richard mit seinen fachmännischen Händen Linderung und sorgte dafür, dass er bis zum Turnierende durchfechten konnte. Und was die junge Truppe mit Richard Spielmann, Philipp Ahlvers und dem um ein Jahr älteren Magdeburger Friedrich Schmidt im Mannschafts-Turnier ablieferte, war mehr als beachtlich. In der Konstellation mit zwei Fechtern des jüngeren Jahrgangs und nur einem aus dem älteren Jahrgang hatte die Konkurrenz das Trio nicht so ganz auf dem Schirm.
Bereits in der Vorrunde setzten die drei ein dickes Ausrufezeichen, eliminierten die Kontrahenten aus Bayern, Niedersachsen und Thüringen mit teils klaren Siegen, verschafften sich für die folgenden K.O.- Gefechte eine gute Ausgangslage. Im so wichtigen Kampf um den Einzug in das Viertelfinale ließ das Trio die Mitfavoriten des Teams Württemberg 2 mit 45:39 hinter sich, stand damit zur Verwunderung einiger in der Runde der letzten acht. Westfalen, späterer Gesamt-Zweiter, war für die Mannschaft Sachsen-Anhalt 2 dann doch nicht zu überwinden, setzte schlussendlich mit 45:21 durch. Für die drei Sachsen- Anhaltiner stand am Ende Position fünf im Gesamtklassement bei immerhin 28 teilnehmenden Mannschaften in der Ergebnisübersicht.
„Eine tolle Leistung der drei. Sie haben Teamgeist bewiesen, sich gegenseitig gepusht und bis zum Schluss gekämpft. Beeindruckend war, dass, wenn einer mal geschwächelt hat, der nächste sofort mit einem Top-Gefecht nachgelegt hat. In dieser Konstellation Fünfter zu werden, ist nicht selbstverständlich. Ich bin stolz auf die gesamte Truppe“, fasst Hannes Jetz zusammen.
Das Damenflorett-Team in der Zusammensetzung Jennifer Balle, Anna Bock, Jasmin Fiedler und Sonja Böttger landete am Ende auf Rang 13. Jasmin Fiedler durfte sich im jüngeren B-Jugend-Jahrgang zudem über Position 20 freuen, Sonja Böttger erreichte im Jg. 2003 Platz 30. Das zweite Herrenflorett-Team mit den Magdeburgern Andreas Kusian, Richard Schmidt und Adrian Jäger vom Fechtcentrum Halle belegte Rang 24 in der Endabrechung.
„Ich weiß noch nicht, wie der Trainer es geschafft hat, die Hallenser Fechterinnen und Fechter in so kurzer Zeit so fit für diese Herausforderung zu machen“, meint Landesfachverbands-Präsident und Gastgeber Thomas Riedel auf das Wochenende zurückblickend verschmitzt lächelnd. Erst Anfang des Jahres hatte der Österreicher Hannes Jetz seine Arbeit beim in Halle ansässigen Landesleistungszentrum Fechten die Arbeit aufgenommen. „Insgesamt vier Finalrunden-Teilnahmen, damit war nicht unbedingt zu rechnen. Tatsache ist, dass wir mit den Ergebnissen sehr gut leben können. Unser Nachwuchs hat der deutschen Konkurrenz die Stirn geboten, ist ganz vorn vertreten. Wir waren lange nicht so gut bei einer DM im Nachwuchsbereich. Daher gebührt sowohl unseren jungen Fechterinnen und Fechtern, als auch dem Trainer ein großes Kompliment für ihre Leistungen“, so der einstige Florett – und Säbelspezialist.
Positiver Nebeneffekt könnte sein, dass die halleschen Finalteilnehmer vielleicht in der kommenden Saison in den Perspektivkader des Deutschen Fechter-Bundes aufgenommen werden. Ob das passiert, werden die Verantwortlichen um Thomas Riedel und Hannes Jetz im Juli erfahren. Und zudem können sich die jungen Florett-Spezialisten aus Sachsen-Anhalt auf deutlich mehr Startplätze im kommenden Jahr freuen.
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