Hallescher Protesttag setzt sich für mehr Barrierefreiheit auf dem Marktplatz ein
Unter dem Motto “Tempo machen für mehr Inklusion” fand am Samstag auf dem Marktplatz in Halle (Saale) der 14. Hallesche Protesttag des Deutschen Roten Kreuzes statt (vor der Pandemie noch als DRK-Begegnungsfest bekannt). An rund 20 Ständen präsentieren sich verschiedene Vereine, Verbände und Einrichtungen wie der Behindertenverband, die Lebenshilfe, die Paul-Riebeck-Stiftung und die Halleschen Behindertenwerkstätten. Jede Menge Informationsmaterial war vorhanden, die Behindertenwerkstätten präsentierten ihre Produkte und an einer Mitmachstation konnte man ausprobieren, wie sich ein Blinder oder Sehbehinderter Mensch durch die Stadt bewegt – inklusive Hindernissen wie Säcke, Mülltonnen, Stufen oder Bänke.
Die Wichtigkeit des Themas zeige auch die Anwesenheit vieler Kommunalpolitiker, sagte Dezernentin Judith Marquardt zur Eröffnung. Unter anderem waren die Bundestagsabgeordnete Petra Sitte und die Landtagsabgeordneten Andreas Silbersack und Katja Pähle da. Ein nächstes großes Projekt sei die Barrierefreiheit auf dem Markt. Marquardt spielte dabei auf die Petition des Behindertenbeirats an.
Um jene Petition ging es auch in einer Podiumsdiskussion. Bei aktuellen Planungsvorhaben sei auch die Behindertenbeauftragte eingebunden, meinte Stadträtin Anja Krimmling-Schöffler (Linke). Doch es gebe noch viel zu tun. Denn nur ein Minimum werde auch tatsächlich umgesetzt. Uwe Willamowski vom Behindertenverband kritisierte, dass die Bestandserhebung für behindertengerechten Wohnraum durch die Stadt bereits seit drei Jahren ausstehe. Ironisch meinte er, man nehme sich in der Stadtverwaltung offenbar besonders viel Zeit für das Thema.
Kritik kam am fehlenden Blindenleitsystem auf. “Es ist eine Katastrophe, sich zurecht zu finden”, sagte Christian Reichel vom Blinden- und Sehbehindertenverband. Ein Leitsystem gibt es zumindest an den Haltestellen. Doch weil dies ebenfalls wie die umgebende Oberfläche in dunkelgrau gehalten ist, fehlt hier der Kontrast für die Menschen mit Seheinschränkungen. Doch Abhilfe ist in Sicht, konnte Vinzenz Schwarz von der Halleschen Verkehrs AG (HAVAG) vermeldet. Bei der damaligen Gestaltung des Markts habe offenbar die städtebauliche Komponente gesiegt, die Barrierefreiheit musste zurückstecken. Derzeit gebe es Diskussionen mit der Stadt, das Leitsystem heller zu gestalten. Weil es sich aber um einen Denkmalbereich handelt, muss auch das Denkmalamt einbezogen werden. Während also zumindest für den Haltestellenbereich an einer Lösung gearbeitet wird, sie es beim Rest der Marktfläche schwierig aus. Wie der Behindertenbeauftragte Thoralf Fischer sagte, gebe es durch die Gestaltung des Markts mit dicken Granitplatten das Problem, dass die Leitsystemplatten hier nicht eingebaut werden können, sie würden von den Granitplatten “Zerrieben”. Denn die denen sich bei Hitze aus. Fischer zeigte sich aber interessiert an einem System, dass der Blinden- und Sehbehindertenverband vorstellte. Hierbei werden die taktilen Elemente des Leitsystems aufgeklebt. Es soll nun beim BFW in Halle eine Teststrecke aufgebaut werden. Um den Markt tatsächlich auszurüsten, ist aber Geld nötig. Vertreter der Stadtratsfraktionen sagten zu, dies in den kommenden Haushaltsberatungen zu berücksichtigen.
Vinzenz Schwarz sagte, die HAVAG habe bereits viel geleistet, es gebe aber noch Luft nach Oben. So sind die Straßenbahnen und Busse mit Rampen ausgestattet, die für Rollstuhlfahrer ausgeklappt werden können. Neu sind die Haltestellen-Stelen, an denen sich Menschen mit Seheinschränkungen die Abfahrten ansagen lassen können. Zudem hat die HAVAG ihre Fahrzeuge so ausgerüstet, dass per App oder Transponder sich Menschen die Linie und das Ziel ansagen lassen können. Andere Verkehrsunternehmen hätten Interesse bekundet, so Schwarz.
Kritik kam auch an der schwer zu öffnenden Tür des Stadthauses auf. Für Rollstuhlfahrer ist es beinahe unmöglich, diese Tür zu öffnen. CDU-Stadtrat Bernhard Bönisch sagte zu, sich mit der Verwaltung um eine Lösung bemühen zu wollen. Der Briefkasten der Stadtverwaltung soll verlegt werden, damit ihn auch Rollstuhlfahrer erreichen können. Ein Problem gibt es aber auch mit den Geldautomaten. Denn auch die sich für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich. Der Behindertenbeirat will sich in seiner nächsten Sitzung damit befassen und mit der Saalesparkasse eine Lösung finden.
Katja Fischer, Hauptorganisatorin des Festes und stellvertretende Landesgeschäftsführerin des DRK Sachsen-Anhalt e. V. sagte: „Das Thema Inklusion geht uns alle an. Einige Barrieren werden zwar langsam beseitigt, jedoch sind wir hier auch erst am Anfang! Es gibt noch viel zu tun!“
Hier die fünf Forderungspunkte im Detail:
1. Ein Blindenleitsystem auf dem Marktplatz Die Orientierung für hochgradig sehbehinderte und blinde Menschen ist auf dem großen Marktplatz ohne fremde Hilfe nicht möglich. Das muss sich ändern! Ein Blindenleitsystem, welches auf wichtige Häuser wie Ratshof, Stadthaus und abgehende Straßen vom Marktplatz hinweist, hilft eine barrierefreie Orientierung für diesen Personenkreis sicherzustellen.
2. Ein Bürgerbriefkasten am Ratshof muss barrierefrei zugänglich sein Der jetzige Briefkasten ist nur über viele Treppen am Haupteingang des Ratshofes erreichbar. Das muss sich ändern! Es muss ein für Mobilitätsbehinderte und Rollstuhlfahrer barrierefrei erreichbarer Briefkasten installiert werden.
3. Die Straßenbahnhaltestellen auf dem Marktplatz müssen kontrastreich gestaltet werden Die Bordsteinbereiche der Haltestellen weisen durch Reinigung und Abnutzung keine kontrastreiche Gestaltung auf. Dadurch gibt es eine hohe Unfallgefahr für Straßenbahnbenutzer, insbesondere für Menschen mit Sehbehinderungen. Das muss sich ändern! Die Bordsteinbereiche der Straßenbahnhaltestellen auf dem Marktplatz müssen dauerhaft kontrastreich gestaltet werden.
4. Der Zugang zum Stadthaus muss barrierefrei werden Die Haupteingangstür am Stadthaus ist sehr schwergängig für mobilitätseingeschränkte Menschen zu öffnen, für Nutzer*innen von Rollstühlen und Rollatoren gar nicht. Der Fahrstuhl in die oberen Etagen ist zudem nur über eine ebenfalls schwergängige Tür und über einen mit schlecht berollbaren Pflaster belegten Weg im Innenhof erreichbar. Das alles muss sich ändern! DRK Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. Seite 2/2 Es müssen leichtgängig, beispielsweise elektronisch zu öffnende, barrierefreie Türen eingebaut werden und der Weg im Innenhof mit gut begeh- und berollbarem Pflaster versehen werden.
5. Bei Veranstaltungen und Märkten müssen weniger oder zumindest überfahrbare Kabel verlegt werden. Bei Märkten oder anderen Veranstaltungen ist der Marktplatz übersät mit Kabelverlegungen. Diese stellen für mobilitätseingeschränkte Menschen, für Nutzerinnen und Nutzer von Rollstühlen und Rollatoren nur schwer überwindbare Hindernisse dar. Das muss sich ändern! Es muss in Zukunft sichergestellt werden, dass bei Märkten oder anderen Veranstaltungen weniger oder zumindest leicht überfahrbare Verkabelungen verlegt werden.
Richtige Inklusion würde wohl den Tot des Geschäftsbereichs „behinderte Menschen“ für jeden dieser Vereine bedeuten. Intern prügeln die sich um jeden Behinderten, weil der viel Geld bedeutet, im öffentlichen Raum will man die Allgemeinheit bezahlen lassen. Allein die Tatsache, dass Behinderte in Werkstätten (oder anderen geschützten Bereichen) exkludiert werden, macht den Selbstwiderspruch deutlich.
jeder behinderte mensch ist weniger menschlich behindert als du faschist, wenn es dich mal betrifft, das kann schon morgen sein, dann bist du der erste, der nach hilfe schreit
Was hast du denn für ein Problem? Ging doch gar nicht gegen Behinderte.
Wenn dich GEVATTER TOD erreicht, bist du toT.
Vorher solltest DU nochmal die DEUTSCHE Rechtschreibung erlernen!
Und wieso werden Behinderte in Werkstätten excludiert, also ausgeschlossen?
Zumindest taktile Markierungen kann man sogar in Kunstharztechnik auf die Platten und Bordde aufbringen. Da gibt es seit Jahren gute Verfahren, die schon im Eisenbahnbereich Einzug gefunden haben (vor über 10 Jahren!)