“Herz & Mut”: Deutschland sucht die Pflegekraft 2024 – Startschuss im Bergmannstrost Halle – Nominierungen ab sofort möglich
Wenn in den Medien von der Pflege die Rede ist, dann oft nur wegen Missständen, Personalmangel oder schlechter Bezahlung. Die Initiative “Herz & Mut” will das ändern und zeichnet alljährlich die Pflegekraft des Jahres aus. Man wolle einen positiven Fokus setzen, sagt Mirjan Rienth, die den Preis ins Leben gerufen hat.
Toni Selz vom BG-Klinikum Bergmannstrost in Halle (Saale) hatte in diesem Jahr den Titel geholt, unter tausend Nominierten konnte er sich durchsetzen. Nun wird schon ein Nachfolger gesucht. Und Selz sitzt diesmal mit in der Jury. Am Mittwoch fiel im Bergmannstrost der Startschuss für die Kampagne. Auch das ist eine Besonderheit für die Initiative. Denn sie konnte damit auch ein Krankenhaus mit ins Boot holen. Die Pflegedirektion der Klinik selbst hatte übrigens Selz vorgeschlagen, auch das war schon eine Besonderheit. Für Rienth auch ein Zeichen, dass sich die Einrichtungen immer mehr bewusst werden, wie wichtig eine Wertschätzung ist. Das war nicht immer so. Rienth berichtet von einem Fall, bei der der Chef nichts von der erfolgten Auszeichnung wissen wollte.
Man wolle, dass die Pflegekräfte “als Mutmacher für die Gesellschaft” wahrgenommen werden, so Rienth. Natürlich sollte nicht vergessen werden, was auch in der Pflege falsch läuft. “Aber wenn wir nur von sinkenden Schiffen erzählen, steigt keiner mehr in den Kahn”, sagt Mirjam Rienth. Das Theme Pflege solle positiv gerockt werden. “Wir brauchen mehr Bewusstsein in der Gesellschaft.” Applaus allein reiche nicht.
„Toni hat mit seiner hohen Fachkenntnis und seinem außergewöhnlichen Einsatz entscheidend daran mitgewirkt, dass bei uns im Haus eine besondere Kultur der interprofessionellen Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften entstanden ist und nachhaltig gelebt wird. Dies wirkt sich positiv auf die Versorgungsqualität der Patienten aus”, lobt Pflegedirektor Henry Rafler die Leistung des Ausgezeichneten. Das Krankenhaus wolle die Pflegekräfte mitnehmen, um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Prozesse zu erreichen, damit man eine gute Pflege am Patienten gewährleisten könnte, so Rafler. Selz habe es geschafft, die Arbeitsbedingungen so zu verbessern, das sei auch die Rückmeldung der Mitarbeiter. Und wie Mirjam Rienth betont Rafler, es solle nicht nur immer von den Problemen geredet werden. Die Nominierung durch das Krankenhaus sei auch bewusst erfolgt. Und deshalb habe man sich natürlich auch in der Klinikleitung über die Auszeichnung gefreut, weil man tagtäglich sehe, wie sich die Bedingungen verbessern.
Für Selz hat die Auszeichnung Türen geöffnet. Er habe viele Kollegen auf einer anderen fachlichen Ebene kennengelernt, so Selz. Er könne nun auf anderen Ebenen mitdiskutieren, wo vorher gebettelt werden musste. “Der Weg ist nun deutlich einfacher”, sagt Selz mit Blick auf den Bekanntheitsgrad in der Branche durch die Auszeichnung. Selbst aus anderen Häuser kämen Schreiben mit Nachfragen. Am 12. Mai kommenden Jahres erfolgt dann die neue Titelvergabe – an jenem Datum ist auch der Tag der Pflege. “Da können wir unseren Beruf einmal im Jahr laut feiern.” Selz hofft aber auch auf ein Umdenken in der Gesellschaft. Immer noch werde viel zu oft abschätzig von “der kleinen Krankenschwester” geredet. Dabei habe diese eine dreijährige Ausbildung und oft auch viele Weiterbildungen hinter sich, “es ist eine Pflegefachkraft”, betont Selz, der dafür kämpft, das Selbstbewusstsein der Pflege voranzutreiben. Er ruft auch dazu auf, dass jede Pflegekraft sollte eine andere nominieren solle, “um das Selbstbild des Berufs voranzutreiben.” Es gehe darum, dass nicht immer nur das Schlechte berichtet werde. Natürlich gibt es noch einige andere Wettbewerbe, doch die sind oft nur auf Klickbasis. Wer also viele Leute kennt, hat dementsprechend größere Chancen. Das ist bei diesem Preis anders. Die Fachjury mache es für ihn anspruchsvoller. “Da stehen professionelle Leute dahinter, die sich Gedanken gemacht haben.”
Nominierungen sind hier bis Ende Februar 2024 möglich:
https://www.herzundmut.de/nominieren/fomular.html
Die Jury schaut sich dann alle Nominierungen an. Und diese sollten schon etwas ausführlicher sein. “Ein Dreizeiler reicht nicht aus”, betont Mirjam Rienth. „Wir wollen die Geschichten zu den nominierten Pflegekräften erfahren und lesen, was sie auszeichnet und besonders macht. Neben sehr anrührenden, persönlichen Geschichten gibt es auch viele Beispiele, wie Pflegekräfte positive Veränderungen in der Pflege anstoßen und damit nicht zuletzt die Attraktivität des Pflegeberufs verstärken. All dies wollen wir hören“, erklärt Rienth.
Insgesamt ist der vom Baden-Badener Personaldienstleister „Jobtour medical” initiierte Pflege-Award mit 10.000 Euro dotiert. Der erste Platz ist mit 5.000 Euro dotiert, der zweite Platz mit 3.000 Euro und der dritte Platz mit 2.000 Euro. Mit dem Preis wirbt die Initiative „Herz & Mut“ seit dem Jahr 2016 für eine höhere Wertschätzung der Pflege. Rienth: „Pflege ist professionell und empathisch. Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, dass Politik und Gesellschaft dies sieht und verinnerlicht, wie existenziell wichtig die Arbeit der Pflege ist. Dies ist die Voraussetzung, dass die Politik auch die notwendigen Maßnahmen ergreift, um die Pflege zu stärken.“
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