Historische Marktwirtschaft: Aki erneuert Kaufangebot

Der Arbeitskreis Innenstadt (Aki) kämpft weiterhin um den Erhalt des historischen Gebäudes in der Brüderstraße 7, vielen bekannt als „Marktwirtschaft“.
„Auch wenn die Hoffnung geringer wird, dass der Eigentümer auf unser Kaufangebot eingeht und wir die Rettung des Baudenkmals selbst in die Hand nehmen können, wollen wir das Angebot dennoch aufrechterhalten“, erklärt der Vereinsvorsitzende Hendryk Löhr. „Es hat eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts gespielt, den Abriss des Hauses abzulehnen. Der Eigentümer ist jetzt gefordert, eine Lösung zu finden und unser Angebot ist dabei nach wie vor eine wichtige Option, die wir nicht aus der Hand geben wollen.“ Das Angebot zum Kauf wolle man demnächst gegenüber dem Eigentümer noch einmal bekräftigen. Das Oberverwaltungsgericht Magdeburg kassierte vor ziemlich genau einem Jahr einen Beschluss des Verwaltungsgerichts aus dem Jahr 2013, das den Abriss genehmigt hatte.
Der Besitzer will ein Pflegeheim mit 70 Betten im Bereich Große Steinstraße, Kleine Steinstraße, Brüderstraße errichten, also auch Nachbargebäude und Baulücke einbeziehen. Im vergangenen Herbst wurde aber ein Baustopp erlassen. Bei Arbeiten am Nachbargrundstück der Marktwirtschaft wurde nicht ausreichend auf die Standsicherheit des Nachbargebäudes geachtet. Auch der Gestaltungsbeirat hat sich schon mit dem Bau befasst. Grundsätzlich wurde begrüßt, dass die Baulücke verschwinden soll. Doch die Ausführung stieß überhaupt nicht auf Gegenliebe. So wurde die fehlende Einbindung in die vorhandene bauliche Situation kritisiert. Bei Fassadencharakteristik, Fenstergrößen, Material, Traufhöhen und Geschossigkeit werde überhaupt keine Rücksicht auf die historische Nachbarbebauung genommen. Denn geplant ist ein Sechsgeschosser – das Gebäude wäre damit höher als die in der Umgebung.
Erbaut wurde das Fachwerkhaus im niedersächsischen Stil in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, die älteren vorhandenen Kelleranlagen wurden dabei einbezogen. unter Einbeziehung älterer Kelleranlagen erbaut. Nicht zu verkennen ist die Ähnlichkeit zum Haus Kleine Ulrichstraße 33 (Gasthaus Alt-Halle). Wegen Kriegsschäden fehlen Teile von Dach- und 2. Obergeschoss. Die einstige Pracht lässt sich nur noch erahnen.
Erster erwähnter Besitzer in der Mitte des 16.Jahrhundert ist das angesehene Mitglied des halleschen Stadtbürgertums Andreas Grundtmann, der seit spätestens 1554 Bürger geworden ist. Ab 1615 erwirbt Melchior Hoffmann das Grundstück für den relativ hohen Preis von 1500 Guldener. Er ist Jurist u.a. am kaiserlichen Kammergericht in Speyer sowie seit 1620 Schultheiß in Halle. Ab 1623 diente das Haus eventuell als Administrationsstube im Dienste des Administrators (und Stadtherrn) Christian Wilhelm von Brandenburg. Im 19. Jahrhundert kam es in den Besitz verschiedener Brauereien und wurde als Gasthaus genutzt.
Die steinerne Tafel mit einer Größe von ca. 60 mal 60 Zentimetern stellt das Wappen des Markgrafen Christian Wilhelm von Brandenburg (1587-1665) dar, der zu Beginn des 17. Jh. als Administrator des Erzstiftes Magdeburg in Halle regierte.
Im Jahr 1953 geriet die Gaststätte “Zum Markgrafen” mitten in bedeutende politische Ereignisse hinein – in den Volksaufstand des 17. Juni. Falls der Wirt Walther Meye schon um die Mittagszeit in der Kneipe anwesend war, konnte er beobachten, wie sich Demonstranten in der Kleinen Steinstraße vor seiner Gaststätte versammelten, um die Freilassung politischer Häftlinge aus der Haftanstalt II zu erwirken.
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